Vom Nesthäkchen zum Terrorist: die Verzweiflung der Eltern Böhnhardt
Mutter: "Unser Sohn wollte sich stellen"
Geschrieben am 18-04-2012 |
Hamburg (ots) - Monatelang haben sie überlegt, ob sie vor die
Kamera treten. Jetzt äußern sich die Eltern des Zwickauer Terroristen
Uwe Böhnhardt erstmals im Fernsehen. "Ich denke jeden Tag an die
Opfer, immer", so Brigitte Böhnhardt im "Panorama"-Interview. Die
Taten der Zwickauer Zelle könne man nicht verzeihen. "Es tut mir
wirklich unendlich leid", so Böhnhardt.
"Panorama" zeigt Ausschnitte des Interviews am Donnerstag, 19.
April, um 21.45 Uhr im Rahmen einer monothematischen Sendung über den
Terror des "Nationalsozialistischen Untergrunds". In einer
halbstündigen Fassung ist das Interview um 0.00 Uhr im Ersten zu
sehen.
Brigitte Böhnhardt beschreibt einen drastischen Wandel bei ihrem
Sohn: "Er war unser Jüngster, Kleinster, das Nesthäkchen. Er war
unser Liebling, wenn sie so wollen." Aber schon in der Pubertät
begannen die schwierigen Zeiten: Schulschwänzen, Kriminalität und
Abgleiten in die rechte Szene, schließlich das Untertauchen als
Terrorist.
Im "Panorama"-Interview schildern die Eltern, wie sie Kontakt zum
Trio im Untergrund hielten. 1998 waren Uwe Böhnhardt, Uwe Mundlos und
Beate Zschäpe in die Illegalität abgetaucht. "Irgendwann lag ein
Zettel im Briefkasten", so die Mutter, "mit Uhrzeit und Ort. Dann
standen wir bibbernd vor einer Telefonzelle, und da rief der Uwe an."
Mehrmals habe man sich mit dem Trio in einem Park verabredet, von den
Morden wussten die Eltern nichts. Bei einem der Treffen im Jahr 2000
- dies war bisher nicht öffentlich bekannt - kam auch ein Ausstieg
aus der Illegalität zur Sprache. "Unser Sohn und Beate Zschäpe haben
gesagt, sie würden sich stellen. Aber der Uwe Mundlos war nicht
bereit", so Brigitte Böhnhardt.
An das letzte Treffen erinnert sich Brigitte Böhnhardt noch genau:
"Beate hatte vorher am Telefon gebeten, dass ich ihr Rezepte
mitbringe, und zwar Rezepte von Kuchen und Plätzchen. Der Uwe würde
so gerne meine Plätzchen essen wollen." Am Ende eine letzte Umarmung
von Mutter und Sohn: "Wenn ich mir überlege: Zu diesem Zeitpunkt
sollen sie schon vier Menschen getötet haben - ich kann das nicht
fassen. Dass sie uns umarmen können und haben schon vier Menschen
getötet. Das kann ich bis heute nicht fassen." 2002 riss der Kontakt
ab. Insgesamt gehen zehn Morde und mehrere brutale Banküberfalle auf
das Konto des Trios.
Kontakt mit den Eltern nahm Beate Zschäpe erst wieder am 5.
November 2011 auf. Sie meldete sich telefonisch bei den Böhnhardts,
erinnert sich die Mutter. "Sie sagte: Der Uwe kommt nicht, der Uwe
ist tot, der kommt nicht wieder zurück. Die beiden Jungs haben sich
das Leben genommen, sie haben keinen Ausweg mehr gesehen, aber sie
wollten auch nicht ins Gefängnis gehen."
"Panorama" (monothematisch zum NSU): Donnerstag, 19. April, 21.45
Uhr; "Das kann man nicht verzeihen": Donnerstag, 19. April, 0.00 Uhr,
Das Erste
Informationen zu "Panorama" finden Sie im Internet unter
panorama.de
18. April 2012 / IB
Pressekontakt:
NDR / Das Erste
NDR Presse und Information
Telefon: 040 / 4156 - 2304
Fax: 040 / 4156 - 2199
http://www.ndr.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
390121
weitere Artikel:
- Nachhaltiger Fischfang: Verband pelagischer Trawler unterstützt Reform und wehrt sich gegen unfaire Kritik Hamburg (ots) - Vor dem Hintergrund der Reform der europäische
Fischereipolitik und der Kritik einiger NGOs an den
Fischfang-Aktivitäten europäischer Fischer vor Westafrika bekräftigt
der Verband der pelagischen Trawler (PFA) sein Bekenntnis zum Schutz
der Fischbestände für zukünftige Generationen und zur Vermeidung von
Überfischung.
"Es ist richtig, dass die EU-Fischereipolitik eine umfassende
Reform braucht, um sie nachhaltiger zu gestalten. Wir benötigen ein
besseres Managament der Fischbestände, strengere Kontrollen, mehr mehr...
- stern: Mutmaßliche Rechtsterroristin Beater Tschäpe agierte auf Augenhöhe mit ihren Komplizen - Mordanklage gilt unter Ermittlern als sicher Hamburg (ots) - Neue Details lassen die Rolle der einzigen
Überlebenden der rechten Terrorgruppe Nationalsozialistischer
Untergrund (NSU), Beate Zschäpe, in neuem Licht erscheinen. Wurde sie
bislang eher als schwächster Teil des Trios gesehen, gehen Ermittler
nach Informationen des Hamburger Magazins stern inzwischen davon aus,
dass sie in die zehnfache Mordserie an neun Männern türkischer und
griechischer Herkunft und einer deutschen Polizistin sowie in
mindestens 14 Banküberfälle voll eingeweiht war.
Die Behörden sind zuversichtlich, mehr...
- Zahl des Monats April: 8 Milliarden Euro / Mit Biosimilars aus der Kostenfalle Berlin (ots) - Hochpreisige biopharmazeutische Arzneimittel lassen
die Arzneimittelausgaben der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV)
steigen.
Im vergangenen Jahr lag der Umsatz der Biopharmazeutika zu Lasten
der GKV bereits bei 5 Milliarden Euro. Zum Vergleich: Biosimilars,
die Folgeprodukte patentfrei gewordener Biopharmazeutika, hatten
daran lediglich einen Anteil von 60 Millionen Euro. Grund dafür sind
auch bestehende Marktzugangsbarrieren für Biosimilars wie z. B.
Rabattverträge von Erstanbietern nach Patentablauf.
mehr...
- Einladung zur Buchpräsentation: FOTOS FÜR DIE PRESSEFREIHEIT 2012 Berlin (ots) - Einladung zur Buchpräsentation: FOTOS FÜR DIE
PRESSEFREIHEIT 2012
am 3. Mai 2012 um 19 Uhr
im Kulturkaufhaus Dussmann (KulturBühne an der Sphinx)
Friedrichstraße 90, 10117 Berlin
mit Jasmin Tabatabai, Michael Christopher Brown und Gemma Pörzgen
(Moderation)
Der Band "Fotos für die Pressefreiheit 2012" dokumentiert in
Bildern und Texten die Ereignisse des vergangenen Jahres - vor allem
in Staaten, in denen unabhängige Medien unter Druck stehen. Er hält
die euphorischen Momente der ägyptischen Revolution mehr...
- Schiewerling: Union ist Garant für sichere Renten in Deutschland Berlin (ots) - Das Kabinett hat am Mittwoch die Erhöhung der
Renten zum 1. Juli beschlossen. Danach steigen die Renten im Osten um
2,26 Prozent, im Westen um 2,18 Prozent. Dazu erklärt der
arbeitsmarkt- und sozialpolitische Sprecher der
CDU/CSU-Bundestagsfraktion heute, Karl Schiewerling:
"20 Millionen Rentnerinnen und Rentner profitieren vom gestiegenen
Lohnniveau und erhalten zum 1. Juli mehr Geld. Mit der Erhöhung
stellt die Union ihre Verlässlichkeit unter Beweis. CDU/CSU sind die
politischen Garanten für sichere Renten in mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|