Börsen-Zeitung: Wenig Bewegungsspielraum, Kommentar zur Lage der deutschen Versicherungswirtschaft, von Antje Kullrich.
Geschrieben am 18-04-2012 |
Frankfurt (ots) - Den deutschen Lebensversicherern wird langsam
mulmig. Die anhaltende Niedrigzinsphase fordert ihren Tribut. Sie ist
die mit Abstand größte Belastung für die Branche. Auf andere
Herausforderungen wie die kommenden Eigenkapitalregeln nach
SolvencyII kann sie selbst reagieren - zum Beispiel mit neuen
Produkten und anders gestrickten Garantiemodellen. Doch in puncto
Zinsen liegt viel außerhalb des Einflussbereichs der eigentlich mit
einer starken Lobby ausgestatteten Branche. Und bei dem, was sie
selbst tun kann, sind ihre Handlungsspielräume beschränkt.
Denn ein Portfolio von 743 Mrd. Euro Kapitalanlagen, das zu knapp
90% in Rentenpapieren angelegt ist, kann nur ganz allmählich
umgeschichtet werden. Führende Branchenvertreter geben zu, dass die
derzeit breit diskutierten Investitionen in erneuerbare Energien,
Infrastruktur oder Mittelstandsfinanzierung allenfalls jeweils 1 bis
2% Anteil an den gesamten Kapitalanlagen erreichen können. Damit sind
diese Assetklassen als signifikanter und ausreichender Renditetreiber
nicht geeignet.
Und darum ist es so, wie es in vorangegangenen Kapitalmarktkrisen
auch schon war: Die Assekuranz ruft die Politik zu Hilfe. Dass sie
damit zumindest in Teilen Erfolg haben wird, zeichnet sich schon
jetzt ab. Beim Thema Kundenbeteiligung an den Bewertungsreserven,
gegen die die Branche schon seit der Einführung vor ein paar Jahren
Sturm läuft, wird sich etwas ändern. Auch bei weiteren Forderungen
zur Änderung des Versicherungsaufsichtsgesetzes dürften die Chancen
nicht allzu schlecht stehen.
Die Zinspolitik der Europäischen Zentralbank ist jedoch eine
ungleich härtere Nuss. Auch unter den selbstbewusstesten Lobbyisten
der deutschen Assekuranz glaubt wohl keiner, darauf merklich Einfluss
zu haben. So ist die Forderung nach einer zügigen Eindämmung der
Geldschwemme als Hilfe- und Weckruf zu verstehen. Die großen,
kapitalstarken Lebensversicherer halten die niedrigen Zinsen noch
viele Jahre durch. Doch sollten ein, zwei kleinere Gesellschaften
demnächst ins Straucheln geraten, hätte die Branche insgesamt trotz
der Auffanggesellschaft Protektor ein großes Imageproblem.
Apropos Imageproblem: Hier gibt es doch noch etwas, was die
Versicherer auch aus eigener Kraft angehen könnten. Am über die Jahre
aufgebauten schlechten Ruf lässt sich arbeiten. Eine grundlegende
Änderung der Anreize für den Vertrieb tut not. Dann würde wohl auch
der ein oder andere Politiker den Sorgen der Assekuranz wieder mehr
Gehör schenken.
(Börsen-Zeitung, 19.4.2012)
Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion
Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
390305
weitere Artikel:
- Badische Neueste Nachrichten: Künstliches Einkaufsdorf Karlsruhe (ots) - Die Shopping-Anhänger sind elektrisiert, die
badischen Einzelhändler besorgt und die Regionalpolitiker zucken mit
den Achseln. Wenn in der kommenden Woche im elsässischen Roppenheim
das neue Outlet direkt an der Grenze seine Pforten öffnet, ist die
Stimmungslage mehr als gespalten. Der Freude der Einkaufslustigen
steht die Furcht von Geschäftsleuten um Umsätze und Arbeitsplätze
gegenüber. Unbegründet ist ihre Angst nicht - im Gegenteil: Im
Sortiment Bekleidung/Schuhe/Sport bietet der neue Konkurrent an der
Staustufe mehr...
- Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Thema Immobilienmarkt in OWL Bielefeld (ots) - Die Makler sprechen von einer überhitzten
Situation und einer drohenden Zweiklassengesellschaft. In der Tat
haben die Entwicklungen auf dem Immobilienmarkt in OWL bedenkliche
Züge, die auch gesellschaftliche Probleme berühren. Die Schere geht
zusehends auseinander. Gerade für junge Familien wird der Traum vom
Eigenheim unbezahlbar - trotz historisch niedriger Zinsen. Dass die
Banken hierzulande Kredite nicht zu freizügig gewähren, ist
gleichwohl als großes Plus zu werten. Denn bei steigenden Zinsen
würde manch mehr...
- Neue OZ: Kommentar zu Tarife / Metall Osnabrück (ots) - Ende der Bescheidenheit
Nach dem Tarifabschluss im öffentlichen Dienst liegt die Messlatte
hoch. Beim Bund und in den Kommunen gibt es in den kommenden zwei
Jahren 6,3 Prozent mehr Geld; mit Zinseszinsen sind es sogar 6,41
Prozent. Da wollen sich die Beschäftigten in der Metall- und
Elektroindustrie nicht mit Almosen abspeisen lassen. Und tatsächlich:
Es zeichnet sich eine spürbare Anhebung der Löhne ab. Drei Prozent
haben die Metallarbeitgeber bereits angeboten. Das scheint,
verglichen mit der Anhebung im öffentlichen mehr...
- HCL Technologies verzeichnet gegenüber dem Vorjahr Umsatzsteigerung von 25,0 % in Europa (auf Basis der letzten 12 Monate) Noida, Indien (ots/PRNewswire) -
?
- HCL Technologies verzeichnet im 3. Quartal 2012 Umsätze in Höhe
von 1.048 Mio.. US-Dollar, eine Steigerung von 14,6 % gegenüber dem
Vorjahr und von 2,5 % gegenüber dem Vorquartal
Umsätze in Europa steigen um 25,0 % gegenüber dem Vorjahr (auf
Basis der letzten 12 Monate)
HCL Technologies Ltd. (HCL) gab heute die Ergebnisse für das
Quartal zum 31. März 2012 bekannt. HCL verzeichnete Umsätze in Höhe
von 1.048 Mio. US-Dollar, was einer Steigerung von 14,6 % gegenüber
dem Vorjahr und mehr...
- Japan und die Ukraine wollen die Reaktion nach Nuklearunfällen perfektionieren Kiew, Ukraine (ots/PRNewswire) -
Japan und die Ukraine wollen ihre Kräfte vereinen, um die Folgen
von Nuklearunfällen zu beseitigen. Die entsprechende Resolution on
Deepening the Relations with Ukraine (Resolution zur Vertiefung der
Beziehungen mit der Ukraine) wurde einstimmig im Repräsentantenhaus
des japanischen Parlaments Kokkai (die aus zwei Kammern bestehende
Legislative des Landes) bestätigt.
Die Resolution des japanischen Parlaments führt die
beklagenswerte Erfahrung, die sowohl die Ukraine als auch Japan mit
Kernkraftwerkunfällen mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Wirtschaftsnews
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
DBV löst Berechtigungsscheine von knapp 344 Mio. EUR ein
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|