(Registrieren)

Börsen-Zeitung: Diversifizierung tut not, Kommentar zur Lage bei den deutschen Pfandbriefbanken, von Thomas List.

Geschrieben am 19-04-2012

Frankfurt (ots) - Eigentlich können die deutschen Pfandbriefbanken
frohlocken. Der Pfandbrief hat sich in der Finanzkrise gut behauptet.
Das Geschäft läuft gut. An der Regulierungsfront konnte die hohe
Qualität des Pfandbriefs in Vorteile bei Liquiditätspuffer und
Eigenkapitalunterlegung umgemünzt werden. Auch für Versicherer ist
unter ihrem zukünftigen Eigenkapitalregime SolvencyII ein Pfandbrief,
zumindest wenn er gut geratet ist, von Vorteil.

In ihrem Geschäft profitiert die Branche von der gut laufenden
Konjunktur hierzulande. Sie führt zusammen mit dem Negativbild vieler
Auslandsmärkte zu einer kräftigen Nachfrage auf den hiesigen
Immobilienmärkten. Diese dürfte - Stichwort Flucht in die Sachwerte -
anhalten. Zwangsläufig wächst damit die Gefahr von Preisblasen. Ob es
schon welche gibt, ist in Wirtschaft, Politik und Wissenschaft
umstritten. Am Wohnungsmarkt könnte dies in München schon der Fall
sein, in Berlin trotz starker Preissteigerungen wohl (noch) nicht.

Die Banken müssen darauf achten, dass sie diese Entwicklung nicht
durch eine zu lockere Kreditvergabepolitik beschleunigen. Davor
sollten die in Deutschland besonders strengen gesetzlichen
Regelungen, insbesondere bei erstrangigen Hypotheken, Schutz bieten.

Sehr viel schwieriger ist die Lage beim zweiten Standbein der
Pfandbriefbanken, dem Staatsfinanzierungsgeschäft. Darlehen an
ausländische Staaten und Gebietskörperschaften kommen kaum noch in
Frage und werden auch nur noch sehr begrenzt, vor allem an
EU-Staaten, vergeben. Und im Inland kann sich eine Bank auf die
pauschale Forderung, alle Kommunen müssten angesichts der
(impliziten) Staatshaftung gleichbehandelt werden, nicht (mehr)
einlassen.

Manche Kommune wird bei den Pfandbriefbanken keinen Kredit mehr
bekommen und zu den Förderbanken "flüchten". Die Lösung kann dies
aber aus vielerlei Gründen, nicht zuletzt ordnungspolitischen, nicht
sein.

Wer als Kommune besser wirtschaftet und beim Schuldenabbau
vorankommt, wird auch wieder am freien Markt kreditwürdig sein. Die
Pfandbriefbanken müssten im Sinne einer Risikodiversifizierung ein
Interesse daran haben, dieses Geschäft auch in Zukunft zu betreiben -
und zwar in einem nennenswerten Umfang. Eine entsprechende
Bereitschaft hat Jan Bettink, Präsident des Verbandes deutscher
Pfandbriefbanken (VDP), jetzt erst wieder bekräftigt. Ein Ende des
Schrumpfungsprozesses bei der Staatsfinanzierung ist im Interesse von
Banken und Staat.

(Börsen-Zeitung, 20.4.2012)



Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

390591

weitere Artikel:
  • Anglo American: Verständnis für Probleme örtlicher Gemeinden, Partnerschaft und Innovation sind entscheidend für die Schaffung nachhaltiger Werte London (ots/PRNewswire) - Anglo American hat heute bei der Hauptversammlung in London seinen Bericht zur nachhaltigen Entwicklung , den Sustainable Development Report 2011 mit dem Titel "What it takes; partnership and innovation" (Worauf es ankommt; Partnerschaft und Innovation) veröffentlicht. Schwerpunkt des Berichts sind Anglo Americans Leistungen im Bereich nachhaltige Entwicklung im Zeitraum vom 1. Januar bis zum 31. Dezember 2011. Er enthält Informationen zum aktuellen Stand von Anglo Americans langjährigen Initiativen für nachhaltige mehr...

  • Neue OZ: Kommentar zu VW Osnabrück (ots) - Karriere qua Heirat Selten wurde auf so hohem Niveau gestöhnt wie auf der Hauptversammlung des Volkswagenkonzerns. Gewinn, Umsatz, Verkaufszahl und Investitionen in China bewegen sich auf Rekordhöhe. Doch Aktionäre mokieren sich über das völlig gerechtfertigte Gehalt von VW-Vorstand Winterkorn oder die Berufung von Ursula Piëch in den Aufsichtsrat. Es gehört eine Portion Borniertheit dazu, einer Ex-Kindergartenleiterin die Kompetenz zum Mitlenken des niedersächsischen Weltkonzerns abzusprechen. Neider mehr...

  • Neue OZ: Kommentar zu Euro-Zone / Konjunktur Osnabrück (ots) - Das Glück des Tüchtigen Ein rauer Wind fegt durch die Euro-Zone. Etliche Volkswirtschaften stagnieren, andere schrumpfen. Nicht so die deutsche Wirtschaft. In der Bundesrepublik herrscht konjunkturell weiter Sonnenschein. Die Krise ist abgehakt, der Blick optimistisch nach vorne gerichtet. Alles läuft so rund, dass es schon fast zu schön erscheint, um wahr zu sein. Tatsächlich besteht gleichermaßen Grund zur Freude wie zur Vorsicht. Zur Freude, weil Deutschland jetzt die Früchte harter politischer Reformarbeit mehr...

  • Honeywell und Inmarsat beabsichtigen Modernisierung der globalen Konnektivität auf Flugreisen London Und Phoenix (ots/PRNewswire) -- Neuer Dienst soll schnelle und zuverlässige Konnektivität auf Flügen für iPads, Smartphones, Tablet-Geräte und Laptops ermöglichen - Unterstützung für soziale Medien in Echtzeit, Videokonferenzen und Multimedia-Präsentationen auf Flügen, ähnlich wie im Büro oder zu Hause - Honeywell und Global Xpress Network nehmen Führungsposition im schnell wachsenden Marktsegment für Konnektivität in der Luft ein; gemäß Voraussagen der Branche soll sich die Anzahl der Flugpassagiere in den nächsten 20 Jahren mehr...

  • German Federal Regulator Confirms Additional Benefit of eribulin for Metastatic or Locally Advanced Breast Cancer Frankfurt And Hatfield, England (ots/PRNewswire) - ? The German Federal Joint Committee (G-BA), the supreme decision-making body of the self-governing medical system in Germany, announced that it considers the use of Halaven(R) (eribulin) to have additional benefit versus comparative treatments, defined by the G-BA for women who have already had extensive prior treatment of metastatic or locally advanced breast cancer.[1] Today's assessment by the G-BA is based on the results of the EMBRACE study, previously published mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Wirtschaftsnews

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

DBV löst Berechtigungsscheine von knapp 344 Mio. EUR ein

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht