Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT zur Präsidentschaftswahl in Frankreich
Geschrieben am 23-04-2012 |
Bielefeld (ots) - Alles weist darauf hin, dass Nikolas Sarkozy am
6. Mai die Wiederwahl verpasst. Frankreich setzt auf Wechsel und
Neuanfang mit François Hollande. Bei Armut, Haushalt, Arbeit,
Bildung, Verschuldung und Einwanderung verspricht der Sozialist einen
neuen Kurs: Er will die Banken aufspalten, die Reichen mehr
besteuern, 60 000 Lehrer einstellen und die Beamten verwöhnen. Hier
ist Hollande konsequenter als die deutschen Sozialdemokraten: Ein
französischer Sozialist schließt keine Kompromisse. Uns mag es recht
sein. Ob Frankreich seine Innenpolitik sozialistisch oder konservativ
regelt, sei den Franzosen überlassen. Doch in der Außen- und
Europapolitik horchen wir auf: Hier sind wir direkt betroffen. Ob
Frankreich sich für oder gegen Europa stellt, interessiert uns sehr.
Denn Frankreich braucht Europa, und Europa braucht Frankreich. »Ich
werde den europäischen Fiskalpakt neu verhandeln«, verkündet
Hollande. Das hört sich in Berlin wie eine Drohung an. Doch
vermutlich hat Hollande das nicht außen-, sondern innenpolitisch
gemeint. Anti-europäische Rhetorik ist heute in Frankreich ein
probates Mittel zum Stimmenfang: Die Franzosen haben die
Europaverfassung nicht ratifiziert; europakritische Töne nützen jedem
Politiker, der eine Wahl gewinnen will. Das gilt auch für Nicolas
Sarkozy, der weiter um seine Wiederwahl kämpft. Auch er schlägt
europafeindliche Töne an, um die Stimmen seiner extrem rechten
Kontrahentin Marine Le Pen zu gewinnen. Ohne diese Wähler hätte
Sarkozy bei der Stichwahl am 6. Mai keine Chance. Und so wechselt er
am Ende in das europakritische Lager. Sarkozy - der treue Verbündete
der deutschen Kanzlerin - prügelt jetzt auf Europa ein und hofft, mit
dieser Strategie im Élysée-Palast bleiben zu dürfen. Anstatt seine
europapolitischen Erfolge zu feiern, distanziert er sich von der
eigenen positiven Bilanz. Hieraus wird somit erkenntlich, dass beide
- Hollande und Sarkozy - nicht Feinde Europas sind, denn ihre
aktuelle Europakritik könnte nur ein Wahlkampfmanöver sein. Hollande
hat 2005 die Sozialistische Partei dazu gedrängt, für die
Ratifizierung der europäischen Verfassung zu stimmen. Er ist mit dem
langjährigen EG-Kommissionspräsidenten Jacques Delors befreundet und
bejaht die institutionelle Integration Europas in der EU. Nach dem
Wahlkampf wird Hollande voraussichtlich wieder zu seinen alten
europapolitischen Positionen zurückfinden. Die vollmundige
»Neuverhandlung« des Fiskalpaktes könnte dann als ein schlichter
Änderungsantrag daherkommen, mit dem Berlin leben kann. Und
wahrscheinlich wird auch Sarkozy nach dem Stimmenfang wieder ins
europäische Lager zurückkehren. Die französischen Wähler haben jetzt
die Qual der Wahl. In Deutschland können wir dem Ergebnis entspannt
entgegen sehen. Denn nach dem 6. Mail wird Frankreich in Europa
verwurzelt bleiben - mit und ohne Hollande.
Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
391177
weitere Artikel:
- WAZ: Schlappe für Steffens. Kommentar von Wilfried Goebels Essen (ots) - Rauchen ist ungesund - das gilt auch für das Paffen
von E-Zigaretten. Mit ihrem Erlass, den offenen Verkauf von
E-Zigaretten für illegal zu erklären, hat sich Ministerin Steffens
aber kräftig verhoben. Die Richter in Münster haben die Grüne
gestoppt: E-Zigaretten sind kein Arzneimittel, ein faktisches
Verkaufsverbot ist rechtswidrig.
Natürlich darf die Ministerin weiter öffentlich vor den Gefahren
des Nikotins warnen. Der juristische Trick aber, die E-Zigarette als
nicht zugelassenes Arzneimittel einzustufen, ist mehr...
- Mitteldeutsche Zeitung: MZ zu Altersdiskriminierung Halle (ots) - Der Bundesgerichtshof hat nun ein Grundsatzurteil
gegen ganz offene Altersdiskriminierung gefällt. Der ehemalige
Geschäftsführer der Kölner Kliniken hat Anspruch auf Schadensersatz
und zusätzliches Schmerzensgeld, weil das Unternehmen den Vertrag mit
dem damals 62-Jährigen allein aus Altersgründen nicht verlängert hat.
Den Job bekam ein 41-Jähriger. Das war 2008. Inzwischen hat sich die
gesellschaftliche Realität gewandelt, und das Bewusstsein dazu. Die
demografische Entwicklung führt dazu, dass Unternehmen bald mehr...
- Mitteldeutsche Zeitung: Mitteldeutsche Zeitung zu Niederlanden Halle (ots) - Die Niederlande sind kein Einzelfall. In immer mehr
Ländern ziehen die Menschen gegen die Krisenpolitik und insbesondere
die Sparprogramme, die sich aus dem Fiskalpakt ergeben, auf die
Straßen. Und wenn gewählt wird, bekommen die Regierenden die Wut zu
spüren. Sollten auch die Franzosen, Tschechen und demnächst die
Griechen die bisherigen Führungen in die Wüste schicken, hätten schon
zwölf europäische Regierungen die Folgen der Krise nicht überlebt.
Das ist ein Signal an Europa, auch wenn man sich in Brüssel hart gibt mehr...
- Badische Neueste Nachrichten: In der Zwickmühle Karlsruhe (ots) - Wirklich neu ist die Idee nicht. So fordert die
Frauen-Union schon seit längerem eine höhere Rente für Mütter. Und
als vor dem letzten CDU-Parteitag eine Gruppe von Unions-Frauen eine
Debatte über und einen Beschluss gegen das umstrittene Betreuungsgeld
beantragen wollte, versuchte auch Unions-Fraktionschef Volker Kauder,
die Kritikerinnen mit der Aussicht auf eine Anhebung des
Rentenanspruchs für ältere Mütter ruhigzustellen. Es gelang, Debatte
und Abstimmung konnten verhindert werden. Nun legt Volker Kauder nach mehr...
- Neue OZ: Kommentar zu Europa / Krise / Wahlen Osnabrück (ots) - Konkrete Gefahren
In gleich drei deutschen Nachbarländern rebellieren die Bürger
massiv gegen den Sparkurs. Einerseits folgt dies aus der Euro-Krise.
Zum anderen geht es um gravierende Folgen. So hat Nicolas Sarkozys
Herausforderer in Frankreich angekündigt, nicht durchs Sparen,
sondern mit höheren Ausgaben die Krise bekämpfen zu wollen. Die
Niederlande, bisher Mahner und Hort der Stabilität an der Seite
Deutschlands, schaffen es selbst nicht mehr, die Defizitkriterien zu
halten. Und in Tschechien machen sich, mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|