WAZ: Sorge um den Euro
- Kommentar von Ulrich Reitz
Geschrieben am 01-05-2012 |
Essen (ots) - Sollte der französische Sozialist Hollande, wonach
es aussieht, am Sonntag die Wahl gewinnen, droht eine schwere
Euro-Krise. Das ist der wahre Kern des Streits zwischen Hollande und
der Kanzlerin Merkel. Frankreich geht es schlecht. Ob
Staatsverschuldung, die Arbeitslosigkeit von alten und jungen
Menschen, wohin man schaut, unser Nachbar steht schlechter da als
Deutschland. Noch vor zehn Jahren war es auf vielen Feldern
umgekehrt. Dann kamen in Deutschland die Reformen, die mit dafür
sorgten, heute als Gewinner der Krise dazustehen. Mehr als zwei
Drittel der Franzosen wollen keine Reformen, Hollande will die Uhr
sogar zurückdrehen. Der Staatsanteil am französischen Sozialprodukt
beträgt 56 Prozent, so viel wie nirgendwo sonst in Europa. Aber
Hollande will 60 000 neue Lehrer einstellen. Er will keine
Ausgaben kürzen, sondern Steuern erhöhen. Das Rentenalter soll nicht
steigen, sondern sinken - auf 60 Jahre. Italien, Frankreich, Spanien
- überall wird gespart. Nur Frankreich will nicht. Man muss kein
Prophet sein, um vorherzusagen, was das heißt: Es wird Spekulationen
gegen Frankreich geben, Frankreichs Bonität wird abgewertet, es gibt
ohnmächtige Debatten über die Macht der Märkte, alles das, was man
seit Griechenland kennt. Und dann entsteht dieses Szenario: Entweder
Hollande bricht seine Versprechen, der Euro geht über die Wupper,
oder Deutschland zahlt. Merkels Sorge hat also Gründe.
Pressekontakt:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 - 804 6519
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Pressekontakt:
Mitteldeutsche Zeitung
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