Weser-Kurier: Der "Weser-Kurier" (Bremen) kommentiert in seiner Ausgabe vom 14. Mai den Ausgang der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen:
Geschrieben am 13-05-2012 |
Bremen (ots) - So, so. Ein Abend der Paukenschläge soll das also
gewesen sein - die Wahl in Nordrhein-Westfalen. Weil die SPD
buchstäblich die stärkste Kraft hat. Weil es dicke reicht für
Rot-Grün in Düsseldorf. Weil der FDP-Primus Christian Lindner nach
Wolfgang Kubicki die Liberalen noch einmal gerettet hat. Und sie - im
Vergleich zu den Piraten - sogar hauchdünn zu Lieber-alen gemacht
hat. Und weil die CDU mit ihrem Spitzenkandidaten grandios
untergegangen ist. Aber, Hand aufs Herz, das ist doch spannend wie
ein Schneckenrennen. Denn es hat eine einzige Ursache. Und die heißt:
Norbert Röttgen. Hannelore Kraft lässt sich feiern, als patente
Landesmutter, die die Menschen für sich gewinnen konnte. Und zwar
ganz ohne Antworten auf die drängenden Fragen. Dafür mit Slogans wie
"Currywurst ist SPD" oder "NRW im Herzen". Längst vergessen ist
offenbar, dass es Hannelore Kraft war, die vor zwei Jahren mit einer
Minderheitsregierung ein demokratisch fragwürdiges Konstrukt in Kauf
genommen hat. Ein Provisorium, das nur dazu diente, sich die Macht zu
sichern, und das diese vorzeitigen Wahlen verursacht hat. Noch länger
vergessen ist, dass Nordrhein-Westfalen eine SPD-Hochburg war.
Jahrzehntelang. Und ganz negiert wird bei den Genossen, dass Norbert
Röttgen einen Spitzenkandidaten abgegeben hat, für den die
Beschreibung glücklos noch ungemein geschmeichelt ist. Selten hat man
einen Kandidaten erleben dürfen, der so schnöselig und ungeschickt
zugleich agiert hat: Eine Karriere in Düsseldorf schien ihm zu
popelig. Der Einfluss der Wähler schien ihm zu mächtig. Und der gute
Ruf der Kanzlerin schien ihm gut genug, um zu schmarotzen. Schnösel
Röttgen hat die Wähler scharenweise in Mutter Krafts Arme getrieben.
Kurz: Currywurst war SPD. Fettnäpfchen war CDU. Die einzige
bürgerliche Alternative war FDP. Genereller Protest war Piraten. Und
überflüssig war die Linke. Rot-Grün regiert also in Düsseldorf. Wie
bisher, nur ohne Dritte als Steigbügelhalter. Das mag das Regieren
einfacher machen, wenn man unter Regieren Bestimmen versteht.
Erwartet man mehr, muss das bürgerliche Lager eingebunden werden. Was
hat sich also für die Nordrhein-Westfalen geändert? Viel: Sie sind
Norbert Röttgen los.
Pressekontakt:
Weser-Kurier
Produzierender Chefredakteur
Telefon: +49(0)421 3671 3200
chefredaktion@Weser-Kurier.de
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