Fünf neue Mitglieder für Hall of Fame des deutschen Sports
Geschrieben am 15-05-2012 |
Frankfurt am Main (ots) - Bergmann-Lambert, Lenk, Lötzsch,
Misersky und Harvey aufgenommen / Besondere Biografien: Opfer und
Helden / Erweiterung der Jury auf 62 Mitglieder / adidas bleibt
Partner
Die 98-jährige Hochspringerin Gretel Bergmann-Lambert,
Ruder-Olympiasieger und Philosoph Hans Lenk, der verhinderte Rad-Star
Wolfgang Lötzsch sowie Vater und Tochter Henrich Misersky und Antje
Harvey sind die fünf Neuaufnahmen des Jahres 2012 in die "Hall of
Fame des deutschen Sports". Dies gab die Stiftung Deutsche Sporthilfe
heute in Berlin bekannt. Die feierliche Aufnahme erfolgt am 25. Mai
im Berliner Hotel Adlon Kempinski im Rahmen der Benefiz-Gala "Goldene
Sportpyramide 2012". Die Laudatio wird Bundesfinanzminister Dr.
Wolfgang Schäuble halten.
Zugleich wird auch der Preisträger der "Goldenen Sportpyramide
2012" traditionell in die "Hall of Fame des deutschen Sports"
aufgenommen, so dass diese dann aus 72 Mitgliedern bestehen wird.
Auch die Jury ist gewachsen, auf nunmehr 62 Personen. Dr. Michael
Ilgner, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Sporthilfe, sagte: "Beim
letztjährigen Wahlprozess sind verschiedene Anregungen zur
Zusammensetzung der Jury aufgekommen, die wir gerne aufgegriffen
haben. So haben nunmehr die lebenden Mitglieder ebenfalls Sitz und
Stimme in der Jury. Dies ist international gängige Praxis, stärkt die
Sport-Kompetenz und wurde schon bei der diesjährigen Wahl
praktiziert. Die Jury hatte in diesem Jahr eine besonders schwere
Wahl zu treffen, da alle vorgeschlagenen Kandidaten und ihre
jeweiligen Biographien größte Anerkennung verdienen".
Die Vorschläge für die Wahl 2012 wurden von den drei Partnern und
ideellen Trägern der "Hall of Fame des deutschen Sports" gemeinsam
erstellt: Deutscher Olympischer Sportbund (DOSB), Verband Deutscher
Sportjournalisten (VDS) und Stiftung Deutsche Sporthilfe (DSH). Es
standen vier Kategorien zur Auswahl, für jede Kategorie gab es drei
Vorschläge, gewählt war der Vorschlag mit den meisten Stimmen in
jeder Kategorie:
- Besondere Biografie im Einsatz für die Werte des Sports
- Besondere Biografie durch die NS-Zeit
- Besondere Biografie durch das Thema Doping
- Besondere Biografie durch die Teilung Deutschlands
Der Begleitbrief der Deutschen Sporthilfe an die Jury-Mitglieder
skizziert den besonderen Ansatz des Auswahlprozesses 2012: "Die
diesjährige Aufnahme ist - wie die gesamte deutsche Sportgeschichte -
geprägt durch Personen, die in ihrem Einsatz für die Werte des Sports
Maßstäbe gesetzt haben. Unsere Geschichte, auch die des Sports, ist
aber auch geprägt durch die NS-Zeit und die zwischenzeitliche Teilung
Deutschlands. Sie ist daher eine ganz besondere. Sie brachte eine
Vielzahl von "Opfern und Helden" hervor, die eine Aufnahme in die
"Hall of Fame des deutschen Sports" verdient haben. In diesem Jahr
sollen daher ausschließlich Personen bzw. Personenpaare aufgenommen
werden, die stellvertretend für viele außergewöhnliche Biografien
oder Schicksale ihrer Zeit stehen."
In der Kategorie "Besondere Biografie im Einsatz für die Werte des
Sports" wurde der Tübinger Philosoph und Ruder-Olympiasieger von
1964, Prof. Dr. Dr. Hans Lenk (77), gewählt. Lenk blieb dem Sport
stets als kritischer Denker, Mahner und Begleiter verbunden.
Nominiert waren zudem der Vorreiter der Olympischen Idee in
Deutschland, Dr. Karl August Willibald Gebhardt, und die
Ruder-Trainerin Johanna Sperling, die bereits frühzeitig ihre
Athletinnen vor Doping zu schützen suchte, wie in einem Brief aus dem
Jahr 1963 zu lesen ist, der erst 2009 an die Öffentlichkeit kam.
In der Kategorie "Besondere Biografie durch die NS-Zeit" bekam die
jüdische Hochspringerin Margaret "Gretel" Bergmann-Lambert (98), die
in den USA lebt und deren Olympiateilnahme 1936 aus antisemitischen
Gründen verhindert wurde, die meisten Stimmen der Jury. In dieser
Kategorie nominiert waren auch die jüdischen Cousins und
Turn-Olympiasieger von 1896, Alfred und Gustav Felix Flatow, sowie
die wohl erfolgreichste deutsche Leichtathletin der zwanziger Jahre,
Lilli Henoch, die alle drei unter den Nazis ermordet wurden. Henoch
wurde 1942 während der Deportation in das Rigaer Ghetto erschossen,
die Cousins Flatow starben 1942 bzw. 1945 beide im KZ Theresienstadt
den Hungertod.
In der Kategorie "Besondere Biografie durch das Thema Doping"
wurden Vater und Tochter Misersky gewählt: der ehemalige
Ski-Langlauftrainer Henrich "Henner" Misersky (71) war ein
unnachgiebiger Gegner des Staats-Dopings in der DDR. Er ließ nicht
zu, dass den von ihm trainierten Sportlern Dopingmittel verabreicht
wurde, nahm Tochter Antje ganz aus dem Leistungssport - und wurde als
Verbandstrainer fristlos entlassen. Tochter Antje Harvey (45) nahm
ihre sportliche Karriere erst nach der Wiedervereinigung wieder auf
und gewann 1992 olympisches Gold im Biathlon über 15 km. Nominiert
waren zudem zwei frühere Kugelstoßerinnen: Anti-Doping-Kämpferin
Brigitte Berendonk, die sich - später auch gemeinsam mit ihrem Mann
Prof. Werner Franke - um die Aufklärung von Doping-Strukturen und
Praktiken große Verdienste erwarb, sowie Andreas (Heidi) Krieger,
Europameisterin von 1984 und in ihrer Sportkarriere unwissentlich
gedopt. Nach einer Geschlechtsumwandlung ist er heute Vorkämpfer für
viele staatlich anerkannte und unzählige namenlose Dopingopfer der
ehemaligen DDR.
In der Kategorie "Besondere Biografie durch die Teilung
Deutschlands" wurde Chemnitzer Wolfgang Lötzsch (59) aufgenommen, der
mit internationalem Startverbot belegt und so als Rad-Star verhindert
wurde, und den viele für den "größten deutschen Renner aller Zeiten
halten" (Die Zeit). Ebenfalls nominiert waren der heute in der
Schweiz lebende Handballer Wolfgang Böhme, der 1980 kurzfristig aus
dem DDR-Olympia-Team für Moskau gestrichen und dessen Karriere
zwangsweise beendet wurde, sowie der letzte, erstmals demokratisch
gewählte NOK-Präsident der DDR, Prof. Dr. Dr. Joachim Weiskopf aus
Leipzig, der sich bei der Wiedervereinigung des Sports nach der
Teilung große Verdienste erwarb.
Im Vorfeld der diesjährigen Ehrung hatte die Sporthilfe
mitgeteilt, dass die adidas AG ihre seit 2008 bestehende
Partnerschaft zur Begleitung der "Hall of Fame des deutschen Sports"
um weitere vier Jahre verlängert hat. Dr. Michael Ilgner freut sich
auf die Zusammenarbeit: "Gemeinsam mit adidas wollen wir unseren
großartigen Vorbildern im Sport ein Denkmal setzen, aktiv für die
gesellschaftliche Stellung des Sports werben und eine Diskussion über
die besondere deutsche Vergangenheit auch im Sport initiieren. Dass
dies ein Lernprozess ist, wissen wir. Diskussionen sind daher sehr
hilfreich und auch gewollt."
Hintergrundinformation zur "Hall of Fame des deutschen Sports":
Die Deutsche Sporthilfe hat die "Hall of Fame des deutschen
Sports" 2006 gegründet, um an vorbildliche Persönlichkeiten der
deutschen Sportgeschichte zu erinnern. Der Deutsche Olympische
Sportbund (DOSB) und der Verband Deutscher Sportjournalisten (VDS)
sind ideelle Partner, adidas Partner bei der Umsetzung der "Hall of
Fame des deutschen Sports". Die Gründungsfeier erfolgte im Beisein
des damaligen Bundespräsidenten Horst Köhler am 6. Mai 2008 in
Berlin. In der Jury-Zusammensetzung gibt es eine Änderung zu den
Vorjahren. Wie bei vergleichbaren internationalen Einrichtungen
bereits praktiziert, wurden alle lebenden Mitglieder der "Hall of
Fame des deutschen Sports" in die Jury aufgenommen.
Leitgedanke der "Hall of Fame des deutschen Sports":
"Die "Hall of Fame des deutschen Sports" ist ein Forum der
Erinnerung an Menschen, die durch ihren Erfolg im Wettkampf und durch
ihren Einsatz für die Ideen des Sports Geschichte geschrieben haben.
Die Stiftung Deutsche Sporthilfe möchte mit der von ihr gegründeten
Einrichtung mithelfen, die mehr als hundertjährige Geschichte des
deutschen Sports und seiner großen Persönlichkeiten im Gedächtnis
unseres Landes zu bewahren und gleichzeitig Diskussionen über diese
Vergangenheit anzuregen."
Pressekontakt:
Stiftung Deutsche Sporthilfe
Hans-Joachim Elz
Otto Fleck-Schneise 8
60528 Frankfurt am Main
Tel: 069-67803 - 500
Fax: 069-67803 - 599
E-Mail: hans-joachim.elz@sporthilfe.de
Internet: www.hall-of-fame-sport.de
_____________________________________________________________________
"Nationale Förderer" sind Lufthansa, Mercedes-Benz, Deutsche Telekom
und Deutsche Bank. Sie unterstützen die Stiftung Deutsche Sporthilfe,
die von ihr betreuten Sportlerinnen und Sportler und die
gesellschaftspolitischen Ziele der Stiftung in herausragender Weise.
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