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WAZ: Netz gegen die Einsamkeit - Kommentar von Hayke Lanwert

Geschrieben am 15-05-2012

Essen (ots) - Sie starb, und keiner interessierte sich dafür.
Schlimmer, nicht ein Mensch bemerkte es überhaupt. Einsamer kann der
Tod wohl kaum sein als der dieser 66-jährigen Frau aus Hagen, die
gemessen am Zustand ihrer Wohnung in den letzten Lebenstagen offenbar
vor allem Pizza und Zigaretten konsumierte. Einsamkeit im Alter ist
jedoch nicht nur ein Phänomen von Menschen am Rande dieser
Gesellschaft. Sie kann jeden treffen. "Alt werden ist nichts für
Feiglinge" ist ein Spruch, der ziemlich modern klingt, der allerdings
dem preußischen Arzt Christoph Wilhelm Hufeland zugeschrieben wird.
200 Jahre ist das her. Und Hufeland musste es wissen. Er war nicht
nur Leibarzt des preußischen Königs, er kümmerte sich vor allem um
die Armen Berlins, die wegen der desaströsen hygienischen
Wohnverhältnisse oft nur 20, 30 Jahre alt wurden. Die Angst vor dem
Alter, vor der Einsamkeit in späten Jahren, sie ist heute verbunden
mit anderen Bildern. Mit seelenlosem Dahinvegetieren in Heimen. Mit
Angehörigen, die weit entfernt leben oder inmitten einer fordernden
Arbeitswelt hoffnungslos überlastet sind. Unsere Familienstrukturen
haben sich rasant verändert, die Gesellschaft als Ganzes kommt dem
kaum nach. Nur langsam entdeckt die Wirtschaft diesen Markt, die
Bedürfnisse der neuen und der ganz Alten. Sich rechtzeitig ein
eigenes Netz aus Freunden aufzubauen kann da nicht schaden.



Pressekontakt:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 - 804 6519
zentralredaktion@waz.de


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