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Gefälschte Arzneimittel: Leichtes und lukratives Spiel für Online-Betrüger - Russisch Roulette für Patienten / Unterscheidung von echten und gefälschten Online-Apotheken oft schwierig

Geschrieben am 16-05-2012

Hamburg (ots) - Mit einem einzigartigen und effektiven Experiment
zur Aufklärung von Verbrauchern lockte die Allianz für den Zugang zu
sicheren Arzneimitteln in Europa (EAASM) innerhalb von nur neun
Wochen über 180.000 Besucher auf die Seiten einer gefälschten
Online-Apotheke. Die Testapotheke Medizin Direkt
(www.medizin-direkt.com/pharmacy), die unter anderem über
Online-Anzeigen beworben wurde, stieg in dieser kurzen Zeit zu der am
dritthäufigsten besuchten Online-Apotheke in Deutschland auf. Das
Experiment macht deutlich, dass strengere Gesetze und Kontrollen,
aber auch mehr Aufklärung notwendig sind. Es müssen Maßnahmen
getroffen werden, um die Patientensicherheit zu gewährleisten und die
Risiken, die von illegalen Online-Apotheken ausgehen, einzudämmen.

Immer mehr illegale Händler vertreiben gefälschte Medikamente über
das Internet. Wie leicht sie es dabei haben, zeigt die ungewöhnliche
Kampagne "Counterfeiting the Counterfeiter" der EAASM: Mit einer
kurzerhand ins Netz gestellten, nicht realen Online-Apotheke ist es
der Organisation gelungen, in nur neun Wochen insgesamt 182.602
Menschen anzulocken - und damit 85 Prozent aller Menschen in
Deutschland zu gewinnen, die in Suchmaschinen während dieser Zeit
nach Online-Apotheken gesucht haben. Innerhalb eines Jahres hätte die
Zahl auf eine Million ansteigen und dadurch illegal einen Umsatz
zwischen 12 und 35 Millionen Euro generieren können, rechnet die
Organisation hoch. Die Testapotheke der EAASM ahmte entsprechende
Websites nach und bot scheinbar verschreibungspflichtige Medikamente
an. Bestellen konnten die Besucher bei Medizin Direkt jedoch nichts:
Klickte ein Besucher auf einen Link der Startseite, erschien ein
Warnhinweis mit ausführlichen Informationen über gefälschte
Arzneimittel. Insgesamt über 140.000 Besucher erreichte die EAASM mit
diesen Informationen und weckte ihr Interesse - wie die Verweildauer
der Besucher auf der Seite belegt. Durchschnittliche 55 Sekunden
informierten sie sich über die Gefahren, einige blieben sogar länger
als zwei Minuten. Die Seiten enthielten detaillierte Informationen zu
gefälschten Arzneimitteln sowie Tipps zum Online-Kauf von
Medikamenten, über die sich ein kleiner Prozentsatz der Besucher
ausführlich informierte. Hiervon folgten 75 Prozent dem Link zu einer
zertifizierten Online-Apotheke. Dieses Experiment veranschaulicht
deutlich, dass Konsumenten zum einen echte und gefälschte
Online-Apotheken nicht unterscheiden können. Zum anderen zeigt es,
dass sie sich seriöse Informationen zu Arzneimitteln und deren
Sicherheit wünschen. Monatlich wird hierzulande durchschnittlich
80.000 bis 130.000 Mal in Suchmaschinen nach Online-Apotheken
gesucht, analysierte die EAASM im Vorfeld der Kampagne. Laut der 2008
durchgeführten EAASM-Studie "The Counterfeiting Superhighway" sind
mehr als 60 Prozent der online vertriebenen Medikamente gefälscht
oder minderwertig. Diese alarmierenden Fakten haben die EAASM dazu
bewegt, mit der Kampagne "Counterfeiting the Counterfeiter" auf die
Gefahren des Online-Kaufs von Arzneimitteln aufmerksam zu machen und
die Besucher der Testapotheke gleichzeitig aufzuklären. Hierbei
unterstützte Google die EAASM mit der Erlaubnis, auf ihren
Suchmaschinenseiten Werbeanzeigen für die Testapotheke zu schalten.

Mehr als 60 Prozent aller online vertriebenen Medikamente sind
gefälscht

"Mit unserer Kampagne ist es uns gelungen, einen großen Teil
potenzieller Online-Käufer so weit aufzuklären, dass sie in Zukunft
vorsichtiger sind", sagt Jim Thomson, Vorsitzender der EAASM. "Für
die Sicherheit der Konsumenten ist dies ein großer Erfolg."
Europäische Zollbehörden beschlagnahmten 2008 innerhalb von zwei
Monaten 34 Millionen gefälschte Arzneimittel an den Außengrenzen der
Europäischen Union. Zwei Jahre zuvor stellten sie insgesamt nicht
einmal ein Zehntel dieser Menge pro Jahr sicher. Für Patienten
stellen die Fälschungen eine große Gefahr dar. Vielen Produkten fehlt
der benötigte pharmazeutische Wirkstoff, andere sind unter so
schlechten Bedingungen hergestellt, dass sie potentiell sehr giftig
und im schlimmsten Fall sogar tödlich sind. Das Internet ist dabei
der Hauptvertriebsweg für gefälschte oder minderwertige Arzneimittel.
Zwar gelangen die Plagiate vereinzelt auch in zertifizierte
Online-Apotheken oder gar Filialapotheken, der Großteil wird aber von
den Herstellern über eigens dafür programmierte, illegale
Online-Apotheken verkauft. "Vor allem in Ländern wie Deutschland, in
denen der Online-Verkauf und Versand von Medikamenten erlaubt und
beliebt ist, ist dies ein lukratives Geschäft", so Prof. Dr. habil.
Harald G. Schweim, Lehrstuhlinhaber für "Drug Regulatory Affairs" an
der Universität Bonn sowie Präsident des Bundesinstituts für
Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) a.D. und ehemaliger Direktor
des Deutschen Instituts für Medizinische Dokumentation und
Information (DIMDI).

Schärfere Kontrollen im Netz können die Gefahren eindämmen

"Unser Versuch zeigt, dass der Handel mit Medikamenten im Internet
nicht sicher genug ist", sagt Thomson. "Es ist viel zu einfach, eine
illegale Online-Apotheke so zu gestalten und zu vermarkten, dass die
Kunden auf sie hereinfallen." Aus dem Nichts heraus und ohne ein
einziges Medikament zu verkaufen, wurde die Testapotheke der EAASM
innerhalb des Kampagnenzeitraums zu der am dritthäufigsten besuchten
Online-Apotheke in Deutschland. "Es war erstaunlich - wären wir echte
Betrüger gewesen, hätten wir über das Jahr gesehen einen Umsatz von
bis zu 35 Millionen Euro generieren können, um dann einfach zu
verschwinden", so Thomson. Seriosität zu suggerieren gelingt schon
mit wenigen Mitteln, wie beispielsweise ein gefälschtes EU-Zertifikat
auf der Startseite zu integrieren oder die Bezahlung per Visa- oder
Mastercard anzubieten. "Diese Möglichkeiten müssen unterbunden
werden", fordert Thomson, der für schärfere Gesetze und Kontrollen im
Netz plädiert. Auch Online-Dienstleister wie Internetprovider,
Suchmaschinenbetreiber, Kreditkarteninstitutionen und
Versandunternehmen sieht die EAASM dabei in der Pflicht. "Es gäbe
keinen illegalen Handel ohne die Beteiligung dieser Instanzen und
auch sie haben die Pflicht, ihre Kunden zu schützen", bekräftigt
Thomson. Denn die illegalen Apotheken gewinnen Kunden sowohl darüber,
dass sie in den Ergebnislisten der Suchmaschinen gefunden werden, als
auch über bezahlte Anzeigen auf den Suchmaschinenseiten. Erste
Gegenmaßnahmen wurden bereits getroffen. Zum Beispiel erlaubt Google
in Deutschland nur zertifizierten Online-Apotheken, die keine
verschreibungspflichtigen Medikamente in ihren Anzeigen und auf ihrer
Startseite bewerben, bezahlte Werbeanzeigen zu schalten. "Die EAASM
dankt Google für die Unterstützung und die Erlaubnis, für ihre
Testapotheke ausnahmsweise Werbeanzeigen schalten zu dürfen", so
Thomson. Allerdings nutzen illegale Apotheken darüber hinaus häufig
Werbemöglichkeiten auf themenverwandten Internetseiten und
verschicken Spam-E-Mails. Dies erhöht ihre Chancen, in den
Ergebnislisten der Suchmaschinen zu erscheinen. Die gefälschte
Online-Apotheke der EAASM bediente sich - wie ihre kriminellen
Vorbilder - genau dieser Mittel und zeigte, welchen Erfolg sie damit
haben.

Konsumenten können sich schützen

Konsumenten können die Risiken des Online-Kaufs von Medikamenten
verringern, indem sie folgende Merkmale prüfen:

- Werden Medikamente zu einem deutlich günstigeren Preis als bei
ihrer Apotheke vor Ort angeboten?
- Sind Adresse und Kontaktinformationen angegeben?
- Wirbt die Website mit Angeboten wie "Kauf drei, bezahl' zwei"
oder verlangt kein Rezept?

Konsumenten können vertrauenswürdige Apotheken einfach erkennen:
Nur zertifizierte Apotheken tragen das Zertifikat des DIMDI - das
Register kann direkt online unter www.dimdi.de eingesehen werden.

Um ganz sicher zu gehen, sollten Konsumenten nicht nur die
Apotheken auf Echtheit überprüfen, sondern auch die Medikamente
selbst, rät die EAASM. So lohnt es sich, sowohl alte mit neuen
Verpackungen zu vergleichen, dasselbe aber auch mit den Medikamenten
selbst zu tun. Weichen Aussehen, Geruch oder Geschmack ab, ist
Vorsicht geboten.

Weiterführende Informationen erhalten Sie unter http://de.eaasm.eu
und www.dimdi.de.



Pressekontakt:
EAASM - EUROPEAN ALLIANCE FOR ACCESS TO SAFE MEDICINES
1436 London Road, Leigh-on-Sea, Essex, SS9 2UL, UK
T / +44 (0)1702 47 42 30
www.eaasm.eu

komm.passion Hamburg GmbH
Hoheluftchaussee 95
D-20253 Hamburg
T / +49 (0) 40 42 32 40 10
F / +49 (0) 40 42 32 40 81
health@komm-passion.de


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