Günter Wallraff als Paketfahrer undercover für das ZEITmagazin unterwegs
Geschrieben am 30-05-2012 |
Hamburg (ots) - Günter Wallraff war wieder undercover für das
ZEITmagazin unterwegs. Seit mittlerweile fünf Jahren berichtet er
regelmäßig über die Schattenseiten der Arbeitswelt. Diesmal
recherchierte er monatelang verdeckt als Paketfahrer beim
Logistikunternehmen GLS, das seinen deutschen Hauptsitz im hessischen
Neuenstein hat. "Was mir die Kollegen in dieser Zeit berichtet haben,
welche Zerstörung an Leib und Seele diese Arbeit für sie gebracht hat
- ich hatte geglaubt, so etwas gäbe es seit dem Frühkapitalismus
nicht mehr", schreibt Günter Wallraff in seiner Reportage.
Kurz vor Weihnachten 2011 stieg er ins Paketauslieferungsgeschäft
ein, in der Anlernphase zunächst als Beifahrer. Arbeitszeiten von 12
bis 14 Stunden sind in der Branche üblich zu einem pauschalen
Festgehalt von 1200 und 1300 Euro brutto. Überstunden werden nicht
gezahlt, Pausen sind bei den langen Touren der Fahrer kaum möglich -
obwohl die Verordnungen über Lenk- und Pausenzeiten für Kraftfahrer
eigentlich eine Dreiviertelstunde Pause nach 4,5 Stunden Lenkzeit
vorschreiben. "Wenn du entsprechend dem Gesetz nach 4,5 Stunden Fahrt
eine Dreiviertelstunde Pause machst, kommst du abends nämlich nicht
im Depot an", sagte einer der Fahrer. "Die unausweichliche Folge
dieser ständigen Übermüdung ist, dass sie (die Fahrer) sich selbst
und andere im Straßenverkehr erheblich gefährden", schreibt Günter
Wallraff im ZEITmagazin. Eine Statistik über Unfälle durch
Paketfahrer existiere nicht, sie müsste seiner Ansicht nach dringend
eingeführt werden.
Die Fahrer sind nicht von GLS angestellt, sondern von
Subunternehmern, mit denen der Konzern Auslieferungsverträge
unterzeichnet. So handhaben das auch viele andere Paket- und
Kurierdienste. Die Konzerne können damit viele Risiken auslagern. Den
Fahrern werde geraten, das Fahrtenbuch nicht allzu ernst zu nehmen
und die Fahrtzeiten zu schönen.
"Die Arbeit zehrt an der Gesundheit, auch bei den vorwiegend
jungen Fahrern. Sie altern in einem rasanten Tempo", schreibt
Wallraff. Häufig hielten Fahrer höchstens zwei, drei Jahre durch. Die
ausbeuterischen Arbeitsbedingungen ruinieren ganze Familien, viele
Beziehungen zerbrechen daran. Am schlimmsten ist es nach Wallraffs
Recherchen bei den Subunternehmern, die das ganze Unternehmerrisiko
alleine tragen. "Ich habe bei meinen Recherchen über ein Dutzend
Subunternehmer kennengelernt, die für GLS fahren oder gefahren sind.
Bei allen mit zwei Ausnahmen sind die Beziehungen kaputtgegangen, die
Familien zerbrochen." Meist halten auch die Subunternehmer nur einige
Jahre durch und stehen nicht selten am Ende mit einem großen
Schuldenberg da.
GLS konnte bislang für Gesetzesüberschreitungen von Fahrern und
Subunternehmern nicht zur Rechenschaft gezogen werden. Günter
Wallraff fordert deshalb staatliche Kontrollen und gegebenenfalls
Strafen gegen die Logistikkonzerne selbst und nicht gegen Fahrer und
Subunternehmer.
GLS antwortete auf Anfragen: "Die Transportunternehmen werden bei
der Erledigung von Transportaufträgen von GLS grundsätzlich zur
Beschäftigung von Fahrern in rechtskonformen,
sozialversicherungspflichtigen Anstellungsverhältnissen
verpflichtet."
Pressekontakt:
Den kompletten ZEITmagazin-Beitrag dieser Meldung senden wir Ihnen
für Zitierungen gern zu. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an
Miriam Grether, DIE ZEIT, Unternehmenskommunikation und
Veranstaltungen (Tel.: 040/3280-4124, Mobil: 0152-09881029, E-Mail:
miriam.grether@zeit.de).
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
398618
weitere Artikel:
- Bald bundesweite Razzien gegen die Hell Angels? Berliner CDU-Innensenator fordert dass die Länder ihre "Strukturen und Verfahren verbessern" Köln (ots) - Der Berliner Innensenator Frank Henkel will das Thema
auf der Innenministerkonferenz diskutieren. Bei stern TV sagte er,
dass es besser wäre, wenn man sich im Kampf gegen die Hells Angels
"nicht nur einheitlicher vernetzt, sondern auch den Versuch
unternimmt, hier einheitlich vorzugehen."
Verschiedene Bundesländer haben zuletzt getrennt voneinander
Razzien gegen die Hells Angels durchgeführt. In Berlin gab es am
Mittwoch eine groß angelegte Durchsuchungsaktion. 550 Polizisten und
Spezialeinsatzkommandos haben Vereinslokale mehr...
- Polemik gegen den Buchautoren Sarrazin - auf gewohnt hohem qualitätsjournalistischen Niveau. / Wiedenroths tägliche Politik-Karikatur Flensburg (ots) - Der Titel der täglichen Politik-Karikatur von
Götz Wiedenroth für Mittwoch, 30. Mai 2012 lautet:
Polemik gegen den Buchautoren Sarrazin - auf gewohnt hohem
qualitätsjournalistischen Niveau. / Wiedenroths tägliche
Politik-Karikatur
Bildunterschrift: Madame Journaillyak-Guth nimmt ihr
Schönheitsbad.
Die Zeichnung ist ab heute unter
http://www.wiedenroth-karikatur.de/02_AktuKariListeText.html
im Internet aufrufbar. Das Honorar für den einmaligen Abdruck
der Karikatur beträgt EUR 55,00 mehr...
- Akademischer Betrug der politischen Eliten - Dissertationsleser wissen mehr./ Wiedenroths Vorbörsen-Karikatur Flensburg (ots) - Der Titel der Wirtschaftskarikatur von Götz
Wiedenroth für Mittwoch, 30. Mai 2012 lautet:
Akademischer Betrug der politischen Eliten - Dissertationsleser
wissen mehr./ Wiedenroths Vorbörsen-Karikatur
Bildunterschrift: Meist zitiert - häufiger plagiiert.
Die Zeichnung ist ab heute unter
http://www.wiedenroth-karikatur.de/02_AktuKariListeText.html
im Internet aufrufbar. Das Honorar für den einmaligen Abdruck
der Karikatur beträgt EUR 55,00 plus 19% MWSt. Die Veröffentlichung
im Internet mehr...
- Schlechte Arbeitsbedingungen in der Paketbranche: Hermes-Versand räumt Fehler ein. Köln (ots) - Thomas Voigt, Sprecher der Otto-Group, zu der auch
der Paketversand Hermes gehört, sagte bei stern TV: "Es braucht
dringend eine Veränderung. In diesem System ist etwas nicht in
Ordnung." Gleichzeitig kündigte er Verbesserungen für die Paketfahrer
an: "Wir sind bei Hermes grundlegend dabei, das ganze System
umzubauen. Wir werden die Bezahlung pro Paket abschaffen und einen
Stundenlohn einführen."
Damit reagierte er auf einen stern TV Bericht über die Praktiken
der Branche. Der Enthüllungsjournalist Günther Wallraff mehr...
- ots.Audio: Schrittzähler, Herzfrequenzmesser, Bewegungs-Tagebuch: pfiffige Hilfen, um mehr Bewegung in den Alltag zu bringen Baierbrunn (ots) -
Wer täglich 10.000 Schritte und mehr geht, tut seiner Gesundheit
etwas Gutes. Doch wer möchte schon von morgens bis abends seine
Schritte zählen? Niemand, aber das muss man auch gar nicht. Denn
dafür gibt es einen fleißigen Helfer, sagt Hans Haltmeier,
Chefredakteur der "Apotheken Umschau":
O-Ton 18 sec.
"Da gibt es ein interessantes Instrument, das ist der
Schrittzähler. Den gibt es in verschiedenen Modellen. Man trägt ihn
am Hosenbund und am Ende des Tages sieht man dann, wie viele Schritte
man mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Sonstiges
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
Sat1.de mit neuem Online-Spiele-Portal Sat1Spiele.de / SevenOne Intermedia baut Bereich Games weiter aus
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|