Trotz Preissteigerungen bislang keine Blasenbildung am Immobilienmarkt - Finanzierungsumfeld wichtigster Bestimmungsfaktor
Geschrieben am 01-06-2012 |
Berlin (ots) -
- Veränderung der Anbieterstruktur für gewerbliche
Immobilienfinanzierungen aufgrund neuer Eigenkapitalvorgaben
erwartet
- Trotz erschwerter Rahmenbedingungen mittelfristig positive
Entwicklung
- Wohnen bleibt wie erwartet attraktivstes Segment
Der deutsche Gewerbeimmobilienmarkt steigert erneut seine hohe
Attraktivität als Investitionsstandort. Das ist ein Ergebnis der
aktuellen Expertenbefragung des Geschäftsfeldes
Immobilienfinanzierung von Berlin Hyp/LBB. So geben 88 Prozent der
Befragungsteilnehmer dem deutschen Markt im europäischen Vergleich
den Vorzug (2. HJ 2011: 81 Prozent). Dass deutsche Immobilien auch
2013 der "sichere Anlagehafen" bleiben werden, glauben sogar 98
Prozent der Befragten. Diese Ergebnisse zeigen, dass das Vertrauen in
eine weiterhin stabile Konjunkturentwicklung - trotz der
prognostizierten Eintrübung - hoch ist. Die im europäischen Vergleich
attraktiven deutschen Fundamentaldaten, sowie das historisch niedrige
Zinsniveau, werden wohl auch auf Sicht für einen erhöhten
Nachfragedruck am Immobilienmarkt sorgen - umso mehr, da es an
alternativen und vor allem attraktiven Anlageformen mangelt. So gehen
76 Prozent der Befragten davon aus, dass insbesondere ausländische
Investoren ihr Engagement am deutschen Markt verstärken werden.
Gleichzeitig befeuert der Run auf deutsche Gewerbeimmobilien die
Diskussionen um eine mögliche Blasenbildung am Markt.
Aktuell keine Blasenbildung
60 Prozent der Befragten sehen aktuell keine kritischen
Preissteigerungstendenzen. 40 Prozent bewerten die aktuellen
Preisentwicklungen als ungesund, allerdings beschränkt sich dies
vorrangig auf das Wohnsegment (90 Prozent), weniger hingegen bei
Einzelhandel (28 Prozent) oder Büro (21 Prozent). Regional sind nach
Ansicht der Experten am ehesten München und Hamburg (je 20,4 Prozent)
sowie Berlin (14,3 Prozent) von Preissteigerungen betroffen. "Die
aktuelle Diskussion um eine mögliche Blasenbildung am Wohnungsmarkt
suggeriert, dass wir in Deutschland auf Marktabweichungen a lá USA,
Spanien oder Irland zusteuern. Davon kann jedoch keine Rede sein,
denn bislang ist der Großteil der Preissteigerungen fundamental
begründet", kommentiert Jan Bettink, Vorstand LBB, die
Befragungsergebnisse. "Natürlich gibt es auch Investoren, die
überhöhte Preise zahlen. Insgesamt trifft der Nachfrageüberhang
jedoch auf ein eingeschränktes Finanzierungsangebot. Die steigenden
Eigenkapitalquoten und die schwerwiegenden Auswirkungen der
Finanzkrise sollten daher allzu risikoreiche Investitionen auf
Banken- wie Investorenseite begrenzen", so Bettink weiter.
Neue Anbieter am Finanzierungsmarkt erwartet
Staatsschuldenkrise, Zinsentwicklung sowie Finanzierungssituation
bleiben die wesentlichen Bestimmungsfaktoren für die Branche. So
rechnen 47 Prozent der Umfrageteilnehmer mit einem zurückhaltenden
Engagement der Banken in den kommenden 12 Monaten. 76 Prozent gehen
davon aus, dass die Verfügbarkeit von Fremdkapital 2012 "der"
begrenzende Wachstumsfaktor für den Immobilienmarkt sein wird.
Insbesondere Managementimmobilien (93 Prozent) und Projektentwickler
(85 Prozent) werden vor dem Hintergrund der verschärften Regulierung
einen erschwerten Zugang zu Kreditmitteln haben. 83 Prozent erwarten
zudem, dass die Anzahl der Banken, die Finanzierungen über 100 Mio.
EUR darstellen, weiter abnehmen und die neuen Eigenkapitalvorgaben in
der Tendenz zu einer Verlagerung originären Bankgeschäfts führen
werden (86 Prozent).
Entlastung für die angespannte Finanzierungssituation erhoffen
sich die Befragungsteilnehmer vor allem von Seiten der Versicherer.
So stimmen 78 Prozent der These zu, dass Versicherer und
Pensionskassen sich zukünftig auch bei komplexeren
Finanzierungsstrukturen am Markt engagieren werden. 61 Prozent
glauben jedoch nicht, dass sie die bestehenden Finanzierungslücken
schließen können. Gleichzeitig sieht die Mehrheit der Befragten (70
Prozent) mit der Verlagerung originären Bankgeschäfts aber auch neue
Risiken entstehen. "Wenn Versicherer ihr Engagement in
kernkompetenzfremden Bereichen wie der Finanzierung ausbauen, stellt
sich die Frage, ob Basel III und Solvency II in punkto
Risikominimierung zielführend wirken. Kapitalsammelstellen müssen
notwendiges Know-how erst aufbauen, das in Kreditinstituten
grundsätzlich zur Verfügung steht. Allerdings bieten sich hier
künftig interessante Ansatzpunkte für Kooperationen, denn der
Finanzierungsbedarf wird in den kommenden Jahren enorm hoch sein", so
Gero Bergmann, Vorstand Berlin Hyp.
Konsolidierende Volumina und Kaufpreise - außer im Wohnsegment
Die Transaktionsvolumina in den Segmenten Büro, Einzelhandel und
Logistik werden nach Ansicht der Experten dieses Jahr moderat wachsen
bzw. auf aktuellem Niveau verharren. Dabei konnte das Segment Büro
wieder zu den anderen Nutzungsarten aufschließen. Hier gehen nunmehr
44,7 Prozent (2. HJ 2011: 33,6 Prozent) von steigenden Volumina aus.
Ausschlaggebend dürfte hier neben der stabilen Konjunktur vor allem
das Fehlen guter Anlageprodukte im Einzelhandelsbereich sein.
Ausreißer nach oben und unten sind erneut die Nutzungsarten Wohnen
und Hotel. So erwarten 73,6 Prozent der Teilnehmer steigende
Investmentzahlen im Segment Wohnen (2. HJ 2011: 62,6 Prozent). 65
Prozent der Befragten sind jedoch der Auffassung, dass der hier
entstehende Nachfragedruck nicht im Luxussegment entsteht. Bei Hotels
gehen hingegen 34,8 Prozent von sinkenden Volumina aus.
Der Trend zur Konsolidierung zeigt sich auch bei der Beurteilung
der Entwicklung der Kauf- und Mietpreise. Mit Unterschieden in den
Tendenzen werden hier über alle Segmente - bis auf Wohnen -
gleichbleibende Preise erwartet.
Das regionale Ranking führen unverändert München, Hamburg und
Berlin an. Zusätzlich zeigt der Langfristtrend, dass sich München und
Hamburg hinsichtlich ihrer Attraktivität deutlich von den anderen
Märkten absetzen, während Berlin jedoch die größten
Entwicklungspotenziale zugetraut werden. Auch die ostdeutsche Region
Dresden/Leipzig verzeichnet kontinuierlich Zuwächse, wenngleich auch
auf geringem Niveau.
Mittelfristig positive Marktentwicklung
Das aktuell günstige Zinsumfeld, der hohe Anlagedruck auf
Investorenseite sowie die stabile deutsche Wirtschaftslage sind
Indikatoren, die den deutschen Gewerbeimmobilienmarkt aktuell positiv
beeinflussen, während Produktmangel und knappe
Finanzierungsressourcen die Erwartungen an die Marktentwicklung 2012
eher dämpfen. Mittelfristig glauben jedoch 87 Prozent der Experten an
eine positive Entwicklung des deutschen Gewerbeimmobilienmarktes - in
der letzten Befragung waren es 81 Prozent.
Die vollständigen Umfrageergebnisse finden Sie unter
www.berlinhyp.de/immobilienfinanzierung/immoment-im-trend/ bzw.
www.lbb.de/landesbank/de/70_immofinanz/076_IMMOment/index.html
Pressekontakt Expertenumfrage IMMOment im Trend:
Nicole Hanke
Telefon +49 (0)30 25 99-91 23
Telefax +49 (0)30 25 99-91 27
E-Mail: nicole.hanke@berlinhyp.de
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