Weser-Kurier: Kommentar zu den Plädoyers im Fall Breivik
Geschrieben am 21-06-2012 |
Bremen (ots) - Es gibt keinen Zweifel: Der Mann ist krank.
Wahnsinnig. Und brandgefährlich. Ein Indiz für Breiviks
Unzurechnungsfähigkeit ist, dass er unbedingt als zurechnungsfähig
verurteilt werden will. Seinem kranken Hirn ist nichts wichtiger als
als politischer Attentäter in die Geschichte einzugehen. Und das muss
verhindert werden. Auch um den Preis, dass ein solches Urteil Breivik
von Schuld freispräche: Wer verrückt ist, kann seine Taten nicht
verantworten. Die Volksseele sehnt sich nach Gerechtigkeit und nach
simplen Prinzipien: Schuld und Buße, Strafe, Sühne und Reue. Doch die
Strafjustiz funktioniert anders. Dort herrscht der Paragraf, nicht
die Moral. Breiviks Tat ist monströs. Noch monströser ist sein
Verhalten vor Gericht. Doch auf Monstrositäten hat die Gesellschaft
keine Antwort. Das gilt auch für andere Taten, die unbegreiflich
sind. Für junge Männer, die ihre Opfer, wenn sie schon bewusstlos am
Boden liegen, weiter treten, blutig treten, tot treten. Für Eltern,
die ihre Kinder grün und blau schlagen, verdrecken und verhungern
lassen. Man muss sich fragen, was das für Menschen sind. Ob es noch
Menschen sind. Oder wie krank man sein muss, wenn man kein Mitleid
empfinden kann und keine Gnade. Wie krank? Oder muss die Frage
lauten: wie böse? Die zivilisierte Welt tut sich mit dem Begriff des
Bösen schwer. Beseelt ist sie vom Glauben an das Gute im Menschen,
das sich niemals grundlos ins Gegenteil verkehrt. Sondern durch
Traumata, durch Defekte, durch Krankheit. Da ist sicher viel Wahres
dran. Aber es gibt auch das Böse, zumindest das Antisoziale.
Menschen, denen die Werte abhanden gekommen sind und der Halt. Es
scheint als produziere diese Gesellschaft immer mehr Männer und
Frauen, die buchstäblich nicht sozialisiert sind, die nicht in einer
Gemeinschaft leben können und dürfen. Eben Antisoziale - wie Breivik.
Auch wenn es die Angehörigen schmerzen muss, wenn Breivik als
Kranker, mithin nicht schuldfähig den Gerichtssaal verlassen wird:
Entscheidend ist letztlich nicht, ob er ins Gefängnis oder in die
Psychiatrie gesperrt wird. Entscheidend ist, ob die Gesellschaft eine
Antwort findet auf Menschen wie Breivik, die irgendwann und irgendwie
zu Monstern wurden. Unbemerkt.
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Weser-Kurier
Produzierender Chefredakteur
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