Nikolaus Schneider: "Wer singt, betet doppelt"/
Rede des EKD-Ratsvorsitzenden beim Johannisempfang in Berlin
Geschrieben am 28-06-2012 |
Hannover (ots) -
Sperrfrist: 28.06.2012 18:00
Bitte beachten Sie, dass diese Meldung erst nach Ablauf der
Sperrfrist zur Veröffentlichung freigegeben ist.
Achtung! Es gilt das gesprochene Wort
Der Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland
(EKD), Präses Nikolaus Schneider hat in seiner Rede beim
Johannisempfang der EKD am heutigen Donnerstag am Berliner
Gendarmenmarkt das Thema "Glauben und Musik" entfaltet. Anlässlich
des Themenjahres "Reformation und Musik" der Lutherdekade erinnerte
der Ratsvorsitzende an die bis heute prägende Kraft der Musik für die
Kirchen der Reformation.
Durch Musik haben die reformatorischen Einsichten damals nicht nur
die Köpfe, sondern auch die Herzen der Menschen erreicht, sagte der
Ratsvorsitzende in der Französischen Friedrichstadtkirche. Zudem habe
die Musik in der Zeit der Reformation einen wichtigen
emanzipatorischen Effekt gehabt, denn: "Die ganze Gemeinde sang!
Musik im Gottesdienst war nicht einem elitären Kreis von Priestern
und Chören vorbehalten. Das Zutrauen, auch als einfache
Gemeindeglieder die Liturgie aktiv mitzugestalten, stärkte das
religiöse Selbstvertrauen und das Selbstbewusstsein der Menschen. Und
dieses neue Selbstbewusstsein der Reformation ergriff ganz Europa."
Der "aufrechte Gang der Freiheit und der tiefe Trost, der mit der
Botschaft von der Barmherzigkeit Gottes in die Seelen der Menschen
einzog" - all das finde sich in der Musik wieder. Insofern habe
Martin Luther Recht gehabt, als er sagte: "Wer singt, betet doppelt".
Am Beispiel des bekannten Sommerliedes des Barockdichters Paul
Gerhardt ("Geh aus, mein Herz, und suche Freud") entfaltete Schneider
die tröstende Wirkung der Musik. Man solle sich davor hüten,
"berechtigte und begründete Klagen, Zweifel und Tränen der Menschen"
mit frommen Lob- und Dankliedern "wegsingen" zu wollen, aber Musik
könne helfen "Anspannung, Ängste und Traurigkeit" zu überwinden.
Schneider: "Wir brauchen - gerade in Krisenzeiten - den Ton und den
Klang der Freude über die Schönheit der Schöpfung Gottes in unseren
Herzen." Das Sommerlied Paul Gerhardts könne zu einer Art "Hymne
gegen eine Lebensangst, die uns lähmt" werden. Durch den "Grundton
der Freude" in und trotz aller Leiderfahrungen werde die
"vergängliche Ordnung des Todes" aufgehoben in einer "Ordnung des
unzerstörbaren Lebens in Gottes Reich."
Musik könne die Menschen sinnfällig daran erinnern, dass "ohne
einen offenen Himmel über uns die Welt sehr eng" werde, so Schneider.
Die Welt, so Schneider, werde "zur einzigen und letzten Gelegenheit",
denn: "Wer keinen Himmel über sich kennt, der macht menschliche
Urteile zur letzten Instanz."
Schneider sagte weiter, er bemerke eine "politische und mediale
Gegenwart", in der Menschen "zunehmend härter, brutaler und
endgültiger" übereinander urteilten. Ihn beunruhige "diese Atmosphäre
des Bloßstellens, des Niedermachens, des Draufschlagens auf
Geschlagene." Die Möglichkeit der "Anonymität im Netz" wirke häufig
als ein "Problembeschleuniger", denn so Schneider: "Ein so genannter
,shitstorm' ist doch weithin eine hochstilisierte Brutalität in Wort
und Sache, die mit einem zivilisierten Freiheitsbegriff nichts zu tun
hat."
Schließlich gelte: "Verantwortliches und nachhaltiges Handeln in
der Welt erwächst aus einer Lebenszuversicht und aus einer
Zukunftshoffnung, die Gott das erste und letzte Wort überlassen."
Schneider: "Ein solchermaßen frommes Leben ist nicht unbedingt
leichter, wohl aber haltbarer, denn es hat kein Verfallsdatum."
Berlin/Hannover, 28. Juni 2012
Pressestelle der EKD
Reinhard Mawick
Achtung: Sperrfrist 28. Juni 2012, 18.00 Uhr Es gilt das
gesprochene Wort!
"Geh aus, mein Herz, und suche Freud..."
- Klänge der Reformation -
Rede zum Johannisempfang 2012 Präses Dr. h.c. Nikolaus Schneider
Vorsitzender des Rates der EKD
am 28. Juni in Berlin, 18.00 Uhr
Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Schwestern und Brüder, wir
laden Sie heute Abend ein auf ein kurzes Aufatmen, auf eine
abendliche Auszeit für die Seele von all den Anspannungen des
Alltages. Und die Spannung des Fußballspieles am späteren Abend soll
auch zur Entspannung beitragen! Die Schwere der politischen
Verantwortung dieser Tage ist uns allen vor Augen. Und wir bitten um
Gottes Segen für die morgen anstehenden Entscheidungen.
In diesem Jahr feiern wir ein Bergfest: Mit dem Thema "Reformation
und Musik" ist die zeitliche Mitte der Lutherdekade erreicht. Die
Dekade dient der Vorbereitung der fünfhundertjährigen Wiederkehr des
Wittenberger Thesenanschlages durch den Augustinermönch Martin Luther
1517. Seit 2008 soll in Jahresschritten das geistliche, politische
und kulturelle Erbe der Reformation erschlossen und seine
zukunftsprägende Kraft sichtbar werden.
Mit "Reformation und Musik" in diesem Jahr erreicht die Dekade
eine besondere Mitte. Denn: Die Reformation war eine Musikbewegung!
Mit musikalischen Klängen erreichten die reformatorischen Einsichten
nicht nur die Köpfe, sondern auch die Herzen der Menschen. Und: Die
ganze Gemeinde sang! Musik im Gottesdienst war nicht einem elitären
Kreis von Priestern und Chören vorbehalten. Das Zutrauen, auch als
einfache Gemeindeglieder die Liturgie aktiv mitzugestalten, stärkte
das religiöse Selbstvertrauen und das Selbstbewusstsein der Menschen.
Und dieses neue Selbstbewusstsein der Reformation ergriff ganz
Europa. Der aufrechte Gang der Freiheit, den Kleine und Große
erlernten, und der tiefe Trost, der mit der Botschaft von der
Barmherzigkeit Gottes in die Seelen der Menschen einzog - all das
findet sich in der Musik wieder.
Wir Nachgeborenen haben uns angewöhnt, den Reformatoren eine
theologische Konzentration auf vier Themen zuzusprechen:
solus christus - allein im Vertrauen auf Jesus Christus
ist Gott für Menschen ansprechbar und erfahrbar. sola
scriptura - allein die Heilige Schrift soll Inspiratorin und
Richtschnur des Glaubens sein. sola gratia - allein die
Gnade Gottes befreit Menschen aus dem zerstörerischen Zwang zur
Rechthaberei und Selbstrechtfertigung. sola fide - allein im
Glauben können Menschen hoffnungsvoll leben und sterben, wie
krisengeschüttelt auch immer ihr Leben und ihre Welt sein mag. In
diesem Themenjahr "Reformation und Musik" sind wir allerdings
versucht, als reformatorische Kirchen eine fünfte
"Solus-Formulierung" für unsere Gottesbeziehung zu kreieren:
sola musica - allein durch die Musik,
weil sich eben auch durch das Singen und Musizieren Menschenherzen
für Gottes lebendiges Wort öffnen.
Musik kann eine wundersam heilende und tröstende Kraft haben. Wir
wissen heute, dass Menschen, die nicht mehr zu sprechen vermögen,
immer noch singen können. Musik vermag die Sinne der Menschen für
neue Erfahrungen von göttlicher und mitmenschlicher Nähe zu öffnen.
In der Musik kann das Evangelium - also die frohe Botschaft von
Gottes Heilshandeln an der Welt und an den Menschen - mit allen
Sinnen erfahren werden. Luther hatte schon recht, als er sagte: "Wer
singt, betet doppelt".
Natürlich wissen wir auch in der Kirche, dass leider der Satz
nicht gilt: "Wo gesungen wird, da lass dich ruhig nieder..."! Dazu
haben wir uns in unserer deutschen Geschichte schon zu oft bei
Menschen mit den falschen Liedern niedergelassen. Deshalb darf auch
bei unserem Singen und Musizieren unser kritischer Verstand nicht
"außen vor" bleiben. Dessen eingedenk möchte ich Sie jetzt aber
einladen, mit Herz und Verstand kräftig einzustimmen in eines der
bekanntesten Lieder Paul Gerhardts: "Geh aus mein Herz und suche
Freud".
Orgel und Gemeinde: Geh aus mein Herz und suche Freud (Strophen
1-3.8.14)
"Geh aus, mein Herz, und suche Freud in dieser lieben Sommerzeit
an deines Gottes Gaben" - konnten und können wir das wirklich mit
Herz und Verstand singen? Ohne dass es zynisch klingt angesichts der
Probleme unserer Zeit und unserer Welt? Und ohne dass es uns und
anderen hartherzig und mitleidslos erscheint angesichts des Leidens
so vieler Menschen auf dieser Erde?
Als Paul Gerhardt dieses wunderbare Sommerlied dichtete, lebten
auch er, seine Familie und die Menschen um ihn herum nicht in
lieblichen Zeiten. Paul Gerhardt und seine Ehefrau hatten den Verlust
von vier Kindern zu beklagen, die in den ersten Lebensjahren starben.
Und die unsäglichen Grausamkeiten des Dreißigjährigen Krieges
drückten die Menschen nieder. Auch damals waren die Menschen mitten
in ihrem Leben vom Tod umfangen.
Und dennoch konnte Paul Gerhardt formulieren: "Ich selber kann und
mag nicht ruh'n, des großen Gottes großes Tun erweckt mir alle
Sinnen". - Das war damals wie heute nicht ohne Zittern und Zagen zu
bekennen und zu singen. Damals wie heute steht es unseren "Sinnen"
oft mehr danach zu fragen: Wo bleibt denn das große Tun unseres
großen Gottes inmitten all des Leidens und all der Unrechts-, Krisen-
und Gewalt-Erfahrungen in dieser Welt?
Wir erleiden immer wieder neu ein Scheitern aller Bemühungen
- um Heilung bei tödlichen Krankheiten
- um gerechtere Strukturen in unseren Sozial- und
Bildungssystemen,
- um eine nachhaltige und solidarische Lösung der
Finanzkrise in Europa;
- um friedliche Lösungen der Konflikte in Syrien,
Afghanistan, Israel und Palästina.
"Des großen Gottes großes Tun" lässt sich - leider Gottes! - nicht
so einfach ablesen und besingen, weder in unserem persönlichen Leben
noch im großen Weltgeschehen. Bei einem realistischen Blick auf unser
Leben und unsere Welt bleiben uns das Gotteslob und die ungetrübte
Herzensfreude wohl oft im Halse stecken. Und wir sollten uns - auch
in der Kirche - davor hüten, berechtigte und begründete Klagen,
Zweifel und Tränen der Menschen mit frommen Lob- und Dankliedern
wegsingen zu wollen.
"Media in vita in morte sumus - Mitten im Leben sind wir vom Tod
umfangen". Das war und das ist - Gott sei es geklagt - oft eine ganz
bittere Realität. Martin Luther aber konnte in seiner durch viele
existentielle Zweifel gefestigten Zuversicht dagegen gehalten:
"Media in morte in vita sumus - Mitten im Tod sind wir vom Leben
umfangen". Diese feste Zuversicht lassen auch wir erklingen, wenn wir
mit Herz und Verstand in Paul Gerhardts "Geh aus, mein Herz"
einstimmen - trotz und mit all unseren existentiellen Zweifeln.
Wir nehmen gesungene Worte und Töne in uns auf, wir verinnerlichen
sie. So kann Musik manchmal unsere Anspannung, unsere Ängste und
unsere Traurigkeit überwinden helfen. Aber auch, wenn dies nicht
möglich ist, können wir erleben, wie uns durch Musik eine neue
Zuversicht - vielleicht erst nur zaghaft und unter Tränen - im
Inneren verwandelt und eine neue Perspektive schenkt. Ich denke, wir
brauchen - gerade in Krisenzeiten - den Ton und den Klang der Freude
über die Schönheit der Schöpfung Gottes in unseren Herzen.
Vielleicht sollten wir deshalb dieses Lied Paul Gerhardts zu einer
Art Hymne machen gegen eine Lebens-Angst, die uns lähmt. Denn durch
den Grundton der Freude in und trotz aller Leiderfahrungen wird die
vergängliche Ordnung des Todes aufgehoben in einer Ordnung des
unzerstörbaren Lebens in Gottes Reich.
Paul Gerhardt schließt von der gebrochenen gegenwärtigen Schönheit
dieser Welt auf eine vollkommene zukünftige Schönheit im Reiche
Gottes: "Welch hohe Lust, welch heller Schein wird wohl in Christi
Garten sein! Wie muss es da wohl klingen..." - so heißt es in der
zehnten Strophe seines Liedes.
Entgegen vieler Ängste, die so manche Generation mit dem Jenseits
verband, ist bei Paul Gerhardt der Himmel ein unfassbarer Glücksraum:
Statt Fegefeuer und Strafleiden besingt er Sonne und Licht, Wahrheit
und wunderbare Klänge. Das Jenseits wird ihm zu einer lichtvollen
Zukunftshoffnung, die schon jetzt die Dunkelheiten unserer irdischen
Gegenwart erhellt. Paul Gerhardts Hoffnung hat seinen Grund im Leben,
Sterben und Auferstehen Jesu Christi. Jesus Christus bindet die
begrenzte Zeit und den begrenzten Raum der Menschen an Gottes
Ewigkeit.
In Jesus Christus ist unsere Erde untrennbar mit Gottes Himmel
verbunden und unsere Gegenwart untrennbar mit Gottes Zukunft. Ich bin
davon überzeugt, dass wir gerade auch heute eine Musik brauchen, die
unsere Gegenwart weitet und entgrenzt. Eine Musik, die uns mit allen
Sinnen fühlen lässt: Der Himmel steht uns offen - schon hier und
jetzt auf der Erde!
Musik (Athesinus-Consort)
Solche oder ähnliche Musik erinnert uns daran, dass ohne einen
offenen Himmel über uns die Welt sehr eng wird. Wir geraten dann
leicht in die doppelte Gefangenschaft, die weder einen Himmel über
sich noch eine Freiheitsvision vor sich sehen kann. Wenn wir unser
Denken und Hoffen auf das "Hier und Jetzt" reduzieren, dann werden
uns Schuld und Versagen, Enttäuschungen und Trauer,
Missverständnisse, Ängste und Einsamkeit zu lähmenden Fesseln. Die
Welt wird zur einzigen und letzten Gelegenheit. Und sie wird - leider
Gottes - oft auch zu einem erbarmungslosen und zerstörerischen
Endgericht. Wer keinen Himmel über sich kennt, der macht menschliche
Urteile zur letzten Instanz. So kommt es in unserer Welt zu einer
"Über-Tribunalisierung", wie der Philosoph und
"Transzendental-Belletristiker" - so bezeichnete er sich selbst - Odo
Marquardt es nannte. Menschen urteilen übereinander zu schnell, zu
viel und zu hart. Menschen verlieren sinnvolle Maßstäbe aus den Augen
und können zwischen Wichtigem und Nebensächlichem nicht recht
unterscheiden. Das geschieht nicht nur im privaten, sondern auch im
öffentlichen Raum. Viele machen sich deshalb Sorgen um eine
politische und mediale Gegenwart, in der Menschen zunehmend härter,
brutaler und endgültiger übereinander urteilen. Es ist diese
Atmosphäre des Bloßstellens, des Niedermachens, des Draufschlagens
auf Geschlagene, die beunruhigt. Die Bibel hat dafür das Bild, das
ein schon geknicktes Rohr gebrochen wird, und eben nicht
aufgerichtet. (Jes. 42,3) Und ich gestehe, dass ich die Anonymität im
Netz in diesem Zusammenhang eher für einen Problembeschleuniger als
für einen Freiheitsort halte: Ein so genannter "shitstorm" ist doch
weithin eine hochstilisierte Brutalität in Wort und Sache, die mit
einem zivilisierten Freiheitsbegriff nichts zu tun hat. Wir spüren:
Irgendwie sind hier Maßstäbe verrutscht. Und Jesu Wort aus dem
Lukasevangelium gewinnt eine ganz neue Aktualität, wenn wir es uns
heute einander ins Gedächtnis rufen: "Seid barmherzig, wie auch euer
Vater barmherzig ist. Und richtet nicht, so werdet ihr auch nicht
gerichtet. Verdammt nicht, so werdet ihr nicht verdammt. Vergebt, so
wird euch vergeben." (Lukas 6, 36f.).
Meine sehr geehrten Damen und Herren,
Paul Gerhardt wusste, dass Gott im Regimente sitzt und Gottes
Geist den Menschen Weggeleit zum Himmel geben will. Aber er wusste
auch, dass dieses Erdenleben für jeden Menschen einen eigenen Wert,
eine eigene Verantwortung und eine je besondere Aufgabe hat. Es
stimmt nicht, dass fromme Christinnen und Christen das Diesseits nur
als eine leidensreiche Durchgangsstation zum Jenseits betrachten. Die
Reformation hat im Bewusstsein der Verantwortung vor Gott das
Diesseits gleichsam wiederentdeckt und aufgewertet, gegen alle
theologischen Entweltlichungs-Tendenzen gestritten und es zum Ort der
Bewährung des Glaubens erklärt. Dass wir heute in der Regel die
Berufstätigkeit eines Menschen hochschätzen, hat auch mit der
reformatorischen Rede von der "Berufung" zu tun. Denn für Martin
Luther konkretisierte sich die göttliche Berufung eines Menschen in
seinen verantwortlichen Tätigkeiten in der Welt und für die Welt.
Martin Luther war dabei - wie auch die anderen Reformatoren -
sozialpolitisch kein Revolutionär. Seine sozialpolitischen
Vorstellungen stammten aus der mittelalterlichen Ständewelt und
versuchten auch nicht, sie zu verändern. Doch immerhin sprach Luther
jedem Stand gleichermaßen einen unmittelbaren Gottesbezug zu: Wer dem
Nächsten und der Gemeinschaft dient, der tut es als Dienst an Gott.
Für Paul Gerhardt lag allerdings die erste und schönste, wichtigste
und vornehmste Aufgabe eines jeden Christenmenschen nicht im
beruflichen und wirtschaftlichen Erfolg, auch nicht in vollendeter
Nächstenliebe oder in kraftvoller Spendentätigkeit, sondern - im
Wachsen zum Lobe Gottes. Er hatte also schon einen Wachstumsbegriff,
der nicht allein auf ein materielles Mehr abhob. Paul Gerhardt
erbittet von Gott: "Hilf mir und segne meinen Geist mit Segen, der
vom Himmel fleußt, dass ich dir stetig blühe; gib, dass der Sommer
deiner Gnad in meiner Seele früh und spat viel Glaubensfrüchte
ziehe." (Vers 13)
Die Glaubensfrüchte von uns Menschen erwachsen - so kann man es
vielleicht übersetzen - nicht aus einer angestrengten theologischen
oder ethischen Maßnahmenpolitik, sondern aus einer "grünen Seele" -
wenn Sie mir diese Formulierung nicht parteipolitisch auslegen.
Verantwortliches und nachhaltiges Handeln in der Welt erwächst aus
einer Lebenszuversicht und aus einer Zukunftshoffnung, die Gott das
erste und letzte Wort überlassen.
Ein solchermaßen frommes Leben ist nicht unbedingt leichter, wohl
aber haltbarer, denn es hat kein Verfallsdatum. Es ist und bleibt
gebunden an Gottes Ewigkeit. Und das tut allen Menschen gut. Denn es
gründet in einer Hoffnung, die uns nicht zuschanden werden lässt -
welche Krisen auch immer wir gegenwärtig zu bestehen haben: "denn
denen, die Gott lieben, müssen alle Dinge zum Besten dienen." (Römer
8,28)
Musik: Dieter Falk und Sons
Pressekontakt:
Evangelische Kirche in Deutschland
Reinhard Mawick
Herrenhäuser Strasse 12
D-30419 Hannover
Telefon: 0511 - 2796 - 269
E-Mail: reinhard.mawick@ekd.de
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