(Registrieren)

Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum EU-Gipfel

Geschrieben am 29-06-2012

Bielefeld (ots) - Die Finanzmärkte jubeln über Angela Merkel und
die Ergebnisse des Brüsseler EU-Gipfels. Kein Wunder: Sie sind an
kurzfristigen Gewinnen interessiert. Wenn die Zeche bezahlt werden
soll, grasen sie schon längst auf dem nächsten fruchtbringenden Feld.
Kurzfristig befreien die Brüsseler Beschlüsse die Volkswirtschaften
Spanien und Italiens aus einer verhängnisvollen Spirale. Weil die
Staatsanleihen dieser Länder ständig schlechter geredet und geratet
werden als sie tatsächlich sind, meiden die Anleger sie schon jetzt
wie der Macho das Geschirrtuch. Warum sollten sie sich in Gefahr
begeben, wenn es gute Alternativen gibt? Dass die Gefahr eines
Staatsbankrotts in Spanien und Italien real derzeit gar nicht
vorhanden ist - na und? Wenn alle sich zurückhalten, müssen die
Staaten höhere Zinsen zahlen. Irgendwann überschreiten sie dann eben
doch ihre Verschuldungsgrenze. Selbsterfüllende Prophezeiung nennt
man die Folge solchen Verhaltens. In der Finanzwirtschaft ist es sehr
real. Anleger, die gegen den Strom schwimmen, sind eher selten. Hinzu
kommt, dass eine Bankenrettung die Haushalte Spaniens und Italiens
tatsächlich stark fordern würde. Das war schon so in Großbritannien,
das war auch so in Deutschland. In diesen beiden und in anderen
Fällen ist die Staatsverschuldung anschließend massiv nach oben
gegangen. Dass Europa für Spanien und Italien eine europäische
Auffanglösung konstruiert, verändert die Lage fundamental. Dadurch
wird die Verantwortlichkeit von den Staaten genommen. Von hier bis zu
gemeinsamen Anleihen, so genannten Eurobonds, ist es nur noch ein
kleiner Schritt. Dieser kleine Schritt soll Bundeskanzlerin Angela
Merkel das politische Überleben ermöglichen. Hinzu kommt der Plan,
eine europäische Bankenaufsicht einzurichten. Es scheint, als halte
die Kanzlerin damit immerhin einen Spatz in der Hand. Allerdings ist
die Superbankenaufsicht vorerst nur ein Plan. Über ihre Macht und
Kompetenzen sagt der Beschluss noch nichts. »Madame No Eurobonds« hat
sich ihre Zustimmung von den Regierungschefs aus Madrid, Rom und
Paris zu einem kleinen Preis abkaufen lassen. Die direkten
Bankenhilfen aus Brüssel ersparen Spanien und Italien Auflagen, wie
sie derzeit die griechische Volkswirtschaft niederhalten und die
dortige Demokratie an den Rand des Zusammenbruchs bringen.
Profitieren wird von den bisherigen Gipfelbeschlüssen kurzfristig die
europäische Konjunktur. Deshalb jubeln die Finanzmärkte. Hinzu kommt
ja noch ein 120 Milliarden Euro schweres Wachstumspakt. Das ist viel
Geld, von dem zugegebenermaßen auch deutsche Unternehmen und ihre
Mitarbeiter profitieren können. Die Sanierung der europäischen
Staatshaushalte aber wird wieder einmal auf die lange Bank geschoben.
Die junge Generation darf sich schon einmal auf den Besuch der
Inkasso-Eintreiber einstellen, die ihnen in einigen Jahren die
Rechnung präsentieren werden.



Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

404179

weitere Artikel:
  • Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Handy-Gebühren im Ausland Bielefeld (ots) - Horrende Handy-Rechnungen nach Urlaubsende in drei- oder gar vierstelliger Höhe haben in der Vergangenheit so manchen Kunden eiskalt erwischt. Mit der Deckelung der Auslandsgebühren für Telefon- und Datendienste hat die EU-Kommission einen wichtigen Schritt gemacht, der in den kommenden Jahren stufenweise weiter Wirkung entfalten wird. Einige Schwächen aber bleiben, die die Ferienfreude verspätet trüben können. Dass die Netzbetreiber die verordneten Preisobergrenzen mit beliebigen Tarifmodellen unterlaufen können, mehr...

  • Landgericht Stuttgart verkündet Beweisbeschluss / Tennant-Technologie kommt auf den Prüfstand Winnenden (ots) - "Mit der sogenannten ec-H2O-Technologie in Scheuersaugmaschinen von Tennant kann nicht besser gereinigt werden als mit normalem Leitungswasser" - dies hatte Kärcher in einem Blog und in der Klage gegen seinen Mitbewerber vor dem Landgericht Stuttgart vorgebracht. Nach einer Widerklage von Tennant gegen diese Äußerung hat die 31. Kammer für Handelssachen heute verkündet, dass sie von einem durch das Gericht bestellten Sachverständigen untersucht werden soll. "Wir begrüßen diese Entscheidung des Stuttgarter Landgerichts mehr...

  • WAZ: Das Ende der alten Zeit. Kommentar von Stefan Schulte Essen (ots) - Die letzte Schicht ist gefahren. Tränen flossen gestern im Saarland über harte Gesichtszüge. Bergleute, längst im Ruhestand, legten noch einmal ihre Uniform an und ertrugen stumm, was die Politiker zum "Festakt" zu sagen wussten. Wie sie die Förder- zu Leuchttürmen adelten und Traditionen wach riefen. Viele werden sich gefragt haben: "Warum macht Ihr uns denn dann dicht?" Das Ruhrgebiet wird 2018 ähnlich wehmütige Festakte erleben. Neben der Unwirtschaftlichkeit des Bergbaus liefert der Grund für das frühere Aus im mehr...

  • Lakeside Software präsentiert SysTrack MarketPlace Bloomfield Hills, Michigan (ots/PRNewswire) -- Technologieanbieter unterstützen zusammen eine Quelle für detaillierte Berichterstattung über Leistungsquantifizierung von Hardware-, Software- und Service-Infrastruktur BLOOMFIELD HILLS, Michigan, 29. Juni 2012 /PRNewswire/ -- Lakeside Software, ein führendes Unternehmen in der Analyse großer Datenmengen für IT-Experten, präsentierte heute SysTrack MarketPlace, eine neue Funktion innerhalb SysTrack, die eine detaillierte Analyse zur Dimensionierung und Auswahl der Hardware-, Software- und mehr...

  • Neue OZ: Kommentar zu BMW-Toyota Osnabrück (ots) - Gemeinsam in die Zukunft Die Kooperation zwischen BMW und Toyota geht tiefer als viele andere in der Automobilindustrie. In erster Linie ist nicht wie so oft die gemeinsame Produktion von technisch gleichen Fahrzeugen angedacht, sondern die Entwicklung auf Feldern, die in der Branche mehr und mehr an Bedeutung gewinnen: effiziente Motoren, Elektroantrieb und Leichtbau. Ein Schmankerl kam gestern für die Öffentlichkeit überraschend: Die beiden Firmen planen Sportwagen, die dieselben Gene tragen. Der Gast mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Wirtschaftsnews

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

DBV löst Berechtigungsscheine von knapp 344 Mio. EUR ein

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht