Weser-Kurier: Kommentar zum Karlsruher Asyl-Urteil
Geschrieben am 18-07-2012 |
Bremen (ots) - Das Grundgesetz spricht eigentlich eine eindeutige
Sprache: "Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich", heißt es in
unserer Verfassung. Und: "Niemand darf wegen seiner Abstammung,
seiner Rasse, seiner Heimat und Herkunft benachteiligt oder bevorzugt
werden". Das aber hat seit 1993 ein deutsches Gesetz mit Flüchtlingen
und Asylbewerbern allzu gründlich getan - das sogenannte
Asylbewerberleistungsgesetz. Und man muss sich wundern, dass es so
lange gedauert hat, bis nun das Bundesverfassungsgericht entschieden
hat, dass die Leistungen nach diesem Gesetz gegen das Grundrecht auf
ein menschenwürdiges Existenzminimum verstoßen - also
verfassungswidrig sind. Das ist ein bitteres, aber notwendiges Urteil
gegen die Regierung eines demokratischen Staates, der sich gerne
seiner humanitären Gesinnung rühmt und anderswo in der Welt die
Einhaltung der Menschenrechte anmahnt, was ja auch etwas mit
Menschenwürde zu tun hat. Nun also erhält ein in Deutschland Schutz
vor Verfolgung Suchender auf Gerichtsbeschluss erst einmal 336 statt
225 Euro im Monat - bis zur Neuregelung des
Asylbewerberleistungsgesetzes, das dann seinen Namen auch hoffentlich
verdient. Das ist eine Annäherung an das Hartz-IV-Niveau, also das
Mindeste, was einem Menschen hierzulande zusteht. Denn dass der Satz
seit 1993 nicht erhöht worden ist, obwohl seitdem die Preise um etwa
30 Prozent gestiegen sind, war für die höchsten deutschen Richter
nicht nachvollziehbar. In der Tat hatte auf dem Höhepunkt der
Asyl-Debatte damals nicht ein menschenwürdiges Existenzminimum im
Mittelpunkt der Überlegungen gestanden, sondern es überwogen die
Stimmen, die für möglichst abschreckende Regelungen eintraten. Auch
hier haben die Karlsruher Richter dem Gesetzgeber im Sinne des
Grundgesetzes eine klare Grenzlinie aufgezeigt: "Migrationspolitische
Erwägungen" dürften bei einer Neuregelung keine Rolle spielen heißt
es im Urteil. Und das ist nichts anderes als ein Abschreckungsverbot.
Pressekontakt:
Weser-Kurier
Produzierender Chefredakteur
Telefon: +49(0)421 3671 3200
chefredaktion@Weser-Kurier.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
407433
weitere Artikel:
- Weser-Kurier: Kommentar zur Reform des Verfassungsschutzes Bremen (ots) - Hans-Peter Friedrich hat mit seiner ruhigen Art dem
Amt des Innenministers das Sheriff-Image genommen. Im Streit um die
zukünftigen Strukturen des Verfassungsschutzes lässt es der CSU-Mann
aber etwas sehr bedächtig angehen. Zumal, wenn man Friedrich und auch
Verfassungsschutz-Chef Heinz Fromm an ihren eigenen Worten misst.
Gestern skizzierten sie die Sicherheitslage: Radikalislamistische
Gruppen bleiben eine permanente Gefahr. Salafisten haben einen
beängstigenden Zulauf an jungen Anhängern. Gewalttaten in der
linksextremistischen mehr...
- Badische Neueste Nachrichten: Brüsseler Daumenschrauben Karlsruhe (ots) - Rumänien ist kein vollwertiger Rechtsstaat: Ein
anderes Urteil lässt der jüngste Fortschrittsbericht der
EU-Kommission nicht zu. Wer die Gewaltenteilung mit Füßen tritt und
unliebsame politische Rivalen durch einen sanften Staatsstreich
absetzen will, ist ein so "lupenreiner Demokrat" wie Kremlchef
Wladimir Putin. Dennoch kann Premier Ponta erstmal unbehelligt
weiterregieren. Brüssel lässt sich mit der vagen Zusage hinhalten,
dass der Premier alle Bedenken ausräumen will. Ob den Worten Taten
folgen, darf bezweifelt mehr...
- Rheinische Post: Loveparade-Anklagen zum Jahrestag? Düsseldorf (ots) - Wenige Tage vor dem zweiten Jahrestag der
Loveparde-Katastrophe, bei der am 24. Juli 2010 in Duisburg nach
einer Massenpanik 21 Menschen getötet und mehr als 500 verletzt
worden waren, hat die Staatsanwaltschaft nach Informationen der in
Düsseldorf erscheinenden "Rheinischen Post" (Donnerstagausgabe) die
Ermittlungen abgeschlossen. In der kommende Woche könnte sie
bekanntgeben, ob sie gegen alle 17 Beschuldigten Anklage erhebt oder
einen Teil der Verfahren einstellt. Die Staatsanwaltschaft erklärte
laut Rheinischer mehr...
- Rheinische Post: Union rechnet nach Asyl-Entscheidung mit mehr Asylbewerbern Düsseldorf (ots) - Die Unionsfraktion rechnet damit, dass als
Folge der Verfassungsgerichts-Entscheidung zu den Leistungen für
Asylbewerber die Zahl der Asylanten in Deutschland deutlich steigen
wird. "Das Urteil wird nicht nur in Deutschland zur Kenntnis
genommen, deshalb kann es zu einem starken Anstieg der Zuwanderung
von Antragstellern führen", sagte Unionsfraktionsvize Günter Krings
der in Düsseldorf erscheinenden "Rheinischen Post"
(Donnerstagausgabe). Er riet dringend dazu, Sachleistungen weiterhin
Vorrang vor Geldleistungen mehr...
- Rheinische Post: Deutschland schickt Kampfhubschrauber nach Afghanistan Düsseldorf (ots) - Die Bundeswehr wird in Afghanistan erstmals den
neuen Kampfhubschrauber "Tiger" einsetzen. "Wir sind entschlossen,
den ,Tiger' Ende dieses Jahres, spätestens Anfang nächsten Jahres in
Afghanistan zum Einsatz zu bringen. Wir brauchen dieses Waffensystem
dringend", sagte Generalmajor Jörg Vollmer der in Düsseldorf
erscheinenden "Rheinischen Post" (Donnerstagausgabe). Der
Bundeswehr-Offizier führt die Division Spezielle Operationen in
Stadtallendorf und war 2009 Regionalkommandeur in Nord-Afghanistan.
Vollmer warnte mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|