Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar
Syrien und das Tauziehen zwischen den Weltmächten
Mission Impossible
MATTHIAS BUNGEROTH
Geschrieben am 20-07-2012 |
Bielefeld (ots) - Die Lage in Syrien ist weiterhin ebenso
desaströs wie verfahren. Der Häuserkampf zwischen regierungstreuen
Truppen des Regimes Baschar al Assad und den Rebellen nimmt an
Heftigkeit zu. Fast täglich gibt es Meldungen über hunderte
Todesopfer. Vor allem die Zivilbevölkerung ist betroffen. Ein Land
blutet aus. Da gibt es für die Offiziellen der Vereinten Nationen
nichts mehr zu beobachten, die zwischenzeitlich selbst zwischen die
Fronten gerieten. Für die Vereinten Nationen, die im März in der
Hoffnung leben konnten, der Friedensplan ihres Sondervermittlers Kofi
Annan könne die Basis für ein Ende der Kämpfe in Syrien und der
Anfang eines Übergangs in eine Post-Assad-Ära sein, sind von einer
Befriedung des Landes weiter entfernt denn je. Dieses Ziel erscheint
derzeit eher eine Mission Impossible zu sein. Abgesehen von den
verheerenden Folgen für das Land Syrien selbst ist diese Feststellung
umso ernüchternder, wenn man sich die Qualität der Auseinandersetzung
der UN-Botschafter im Sicherheitsrat ansieht. Der Eindruck verfestigt
sich: Die Großmächte Russland und USA sowie ihre wichtigsten
Verbündeten fechten am Fall Syrien ihre weltpolitischen
Machtinteressen aus. Längst vergessen geglaubtes Vokabular aus den
Zeiten des Kalten Krieges wird in den Redeschlachten reaktiviert.
Russlands UN-Botschafter Witali Tschurko unterstellte jüngst dem
Westen "Scheinheiligkeit" und warf ihm vor, einen "geopolitischen
Kampf" in Syrien auszufechten mit dem Ziel, Syrien als Verbündeten
des Irans schwächen zu wollen. Sein Pendant, US-Botschafterin Susan
Rice, konterte, dies sei "paranoid und irrational". Diese Befürchtung
hingegen ist durchaus real: Je mehr Sanktionen die USA gegen Syrien
verhängen, desto mehr werden sich auch die Gräben zwischen den
Westmächten auf der einen sowie Russland und China auf der anderen
Seite vertiefen. Leidtragender ist das syrische Volk. Ihm droht die
Perspektive eines jahrelangen zähen Bürgerkriegs, der weiter tausende
Opfer kosten wird. Ein echter Teufelskreis.
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News Desk
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