BERLINER MORGENPOST: Ansgar Graw über die Notwendigkeit, das Waffengesetz in den USA zu verschärfen
Geschrieben am 22-07-2012 |
Berlin (ots) - Fast auf den Tag ein Jahr nach dem Massenmord auf
der norwegischen Insel Utøya und in Oslo, dem 77 Menschen zum Opfer
fielen, hat eine ebenso kaltblütige Tat in Colorado die Welt
erschüttert. Barack Obama sagte, wenn aus dem Amoklauf in Aurora eine
Lehre zu ziehen sei, dann die, "dass das Leben sehr verletzlich und
unsere Zeit hier begrenzt und kostbar ist". Damit banalisierte der
Präsident die Tat. Das Kino-Massaker, bei dem zwölf Menschen starben,
lehrt auch, dass die Waffenkontrolle in den USA zu lasch ist. Wenn
ein 24-Jähriger legal vier Feuerwaffen erwerben kann, darunter ein
halbautomatisches Gewehr vom Typ AR-15, und zudem 6000 Ladungen
Munition, taugt das Recht nicht. Doch die Reform der entsprechenden
Gesetze ist schwierig. Und dies liegt nicht in erster Linie daran,
dass die NRA-Waffenlobbyisten 2,9 Millionen Dollar für den bisherigen
Präsidentschaftswahlkampf spendeten, während Verfechter strikterer
Kontrollen nur 240.000 Dollar zusammenbrachten. Viel entscheidender
ist, dass es gute Argumente für den berühmten zweiten
Verfassungszusatz aus dem Jahr 1791 gibt, der allen Bürger der USA
das Recht garantiert, "Waffen zu besitzen und zu tragen". Wer die
Verteidigung dieses Privilegs als nostalgische Reminiszenz an den
Wilden Westen abtut oder auf eine vermeintliche Paranoia der
Amerikaner zurückführt, kennt das Land nicht. Anders als das dicht
besiedelte Deutschland lebt nicht jeder nur wenige Minuten von der
nächsten Polizeistation entfernt. Wer je durch South Dakota oder
Texas, durch New Mexiko oder Wyoming, durch Iowa oder Arizona fuhr,
mag nachvollziehen, dass man seine Smith & Wesson im Haus haben
möchte, wenn es bis zum nächsten Nachbar viele Meilen sind und der
Sheriff Stunden für die Anreise bräuchte. Wo der Staat auch räumlich
fern ist, hat das Recht auf Selbstverteidigung einen anderen
Stellenwert als im Vollkasko-Europa - und selbst dort ließen sich
Utøya nicht verhindern oder die Amokläufe in Winnenden und Erfurt.
Dennoch bliebe in den USA genügend zu reformieren. Waffenbesitz im
Grundsatz zu erlauben, ist etwas anderes, als auf die Registrierung
verkaufter Waffen zu verzichten, wie es viele Bundesstaaten nach wie
vor tun. Die verantwortlichen Politiker und Abgeordneten zeigen sich
gänzlich unbeeindruckt davon, dass in den USA etwa achtmal mehr
Menschen an Schusswunden sterben als in anderen industrialisierten
Ländern. Halbautomatische Waffen wie die AR-15 sind zudem weder zur
Selbstverteidigung noch für die Jagd erforderlich. Der Kongress
bannte 1994 derartige Sturmgewehre, aber das Gesetz lief 2004 aus.
Obama macht keine Anstalten, es zu erneuern. Und Mitt Romney trat
zwar als Gouverneur von Massachusetts für striktere Waffengesetze
ein, doch für den Präsidentschaftskandidaten ist das kein Thema mehr.
Die gern bemühte Weisheit, nicht Waffen töten, sondern Menschen, ist
so banal wie unaufrichtig. Eben weil Menschen töten, muss man ihnen
den Zugang zu besonders gefährlichen Waffen nicht unnötig leicht
machen. Striktere Waffengesetzes werden nicht jedes Verbrechen
verhindern. Aber sie können die Zahl und Wucht derartiger Taten
reduzieren.
Pressekontakt:
BERLINER MORGENPOST
Telefon: 030/2591-73650
bmcvd@axelspringer.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
407893
weitere Artikel:
- Rheinische Post: Solar-Förderung ohne Augenmaß Düsseldorf (ots) - Ein Kommentar von Thomas Reisener:
Der NRW-Wirtschaftsminister wählt den Zeitpunkt für seine
Forderung nach einer gerechteren Verteilung der Kosten für die
Energiewende klug: Der Unmut über die Energiepolitik der Kanzlerin
wird immer lauter, und Bayern bereitet mit seiner Kritik am
Länderfinanzausgleich den Boden für eine neue Debatte zur
Lastenverteilung unter den Bundesländern. Der Boom der
Photovoltaik-Anlagen auf Deutschlands Dächern sorgt zwar für saubere
Energie. Aber er wird mit gigantischen Fördergeldern mehr...
- Lausitzer Rundschau: Veräppelung auf Bayerisch
CSU-Generalsekretär empfiehlt Athen Wiedereinführung der Drachme Cottbus (ots) - Veräppelung auf Bayerisch
CSU-Generalsekretär empfiehlt Athen Wiedereinführung der Drachme
Dobrindt ist kein Abweichler. Ob beim ersten und zweiten
Griechenland-Paket, bei ESM, Fiskalpakt oder wie erst letzten
Donnerstag der spanischen Bankenrettung, immer stand auf den Listen
der namentlichen Abstimmungen hinter dem Bundestagsabgeordneten
Dobrindt ein Kreuzchen in der Rubrik "Ja". Wie auch bei fast allen
anderen CSU-Parlamentariern. Und immer verzeichnete das Protokoll
"Beifall der Koalitionsfraktionen", mehr...
- Neue OZ: Kommentar zu Organspende Osnabrück (ots) - Extrem anfällig
Vor knapp zwei Monaten hat der Bundestag mit breiter Mehrheit eine
Reform der Organtransplantation beschlossen. Alle Krankenversicherten
ab 16 Jahren sollen demnach zu ihrer Spendenbereitschaft gefragt
werden. Ein gutes Gesetz, dessen Ziel ein krimineller Arzt an der
Uniklinik Göttingen konterkariert hat. Nachdem seine Machenschaften
bekannt geworden sind, ist es dringend nötig, rasch Vertrauen
wiederherzustellen.
Völlig verhindern lässt sich so ein skrupelloses Vorgehen durch
neue Regelungen mehr...
- Neue OZ: Kommentar zu Parteien / Piraten / Parteitag Osnabrück (ots) - Chaos-Club
Die niedersächsischen Piraten sind auf bestem Wege, sich selbst
den Ast abzusägen, auf dem sie sitzen. Auf dem Parteitag in
Wolfenbüttel präsentierten sie sich am Wochenende nicht als
politikfähiger Verband, sondern als reiner Chaos-Club.
Es hat in Niedersachsen wohl selten ein so dilettantisches Bemühen
gegeben, eine rechtmäßige Kandidatenliste für eine Landtagswahl
zustande zu bringen. Einmal scheiterten die Piraten an der
unzulässigen Stimmbeteiligung von EU-Bürgern; jetzt mussten sie
gleich mehr...
- Neue OZ: Kommentar zu Fernsehen / Kinder / Gewalt Osnabrück (ots) - Schutzzone vergrößern
Na endlich, es wurde aber auch höchste Zeit, möchte man
Familienministerin Kristina Schröder zurufen. Gewaltdarstellungen
sind in Kinofilmen und im Fernsehen in einem Umfang
selbstverständlich geworden, dass nur noch Wegschauen oder
Ausschalten davor schützt. Eltern sind längst nicht mehr nur aus
Bequemlichkeit damit überfordert, Brutales von ihren Kindern
fernzuhalten. Sie ahnen oft gar nicht, was in Filmen auf ihren
Nachwuchs zukommt.
Wie gut, dass ihnen da der Gesetzgeber zur mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|