Lausitzer Rundschau: Innenminister setzt Führungsspitze der Bundespolizei vor die Tür
Geschrieben am 29-07-2012 |
Cottbus (ots) - Mit der überfälligen Reform des
Verfassungsschutzes hat Hans-Peter Friedrich eigentlich schon genug
zu tun. Nach den peinlichen Vorgängen um geschredderte Akten und
zweifelhafte V-Männer im Zusammenhang mit der braunen Terror-Zelle
NSU steht der Inlandsgeheimdienst vor einem grundlegenden Neuanfang.
Das ist zweifellos eine Herkulesaufgabe, personell und
organisatorisch. Vor diesem Hintergrund mutet es schon erstaunlich
an, dass sich der Bundesinnenminister nun auf einer weiteren
sicherheitspolitischen Großbaustelle zu schaffen macht. Nach seinem
Willen soll die komplette Führung der Bundespolizei ausgetauscht
werden. Eine Behörde mit immerhin gut 40000 Mitarbeitern, die in
letzter Zeit schlicht aus dem Blickwinkel geraten ist. Aber genau
darin liegt offenbar das Problem. Die Stimmung in der Bundespolizei
ist schlecht. Sie bekommt immer wieder neue Aufgaben aufgebrummt,
aber Ausstattung und Finanzierung halten damit kaum Schritt. Experten
klagen über veraltete Fahrzeuge und eine überholte Technik. Auch
belegen wissenschaftliche Studien eine überdurchschnittlich hohe
Burnout-Quote bei den Einsatzkräften. Sie sind ja auch immer dort zur
Stelle, wo es im wahrsten Sinne des Wortes heiß hergeht: Bei der
Absicherung von Fußballspielen, bei Ausschreitungen von
Demonstranten, bei der Abschiebung von Flüchtlingen. Undankbare
Aufgaben, um die sich wohl kaum jemand reißen würde. Eine besondere
Wertschätzung dafür erfährt die Bundespolizei nicht. Die Gehälter
sind eher mäßig, genauso wie die Aufstiegsmöglichkeiten. Viele
Bundespolizisten kommen sich als Lückenbüßer vor, denn der
Personalabbau bei der Polizei in den Ländern schreitet munter voran.
Die Liste der Probleme ist also ziemlich lang. Dass sie allein durch
neue Gesichter in der Chefetage der Bundespolizei zu lösen sind, darf
getrost bezweifelt werden. Zumal es auch hier Ungereimtheiten gibt.
Vom noch amtierenden Bundespolizeipräsidenten Matthias Seeger ist
bekannt, dass er sich vehement gegen eine Zusammenlegung von
Bundespolizei und Bundeskriminalamt ausgesprochen hat. Das Vorhaben
war noch in der Amtszeit von Bundesinnenminister Thomas de Maiziere
spruchreif geworden. Sein Nachfolger Friedrich hatte die Pläne
gestoppt. Wohl, weil er genauso wie Seeger erkannte, dass eine
Verschmelzung beider Behörden wegen deren verschiedenen Aufgaben
wenig Sinn hat. Warum Seeger trotzdem in Ungnade fiel, gibt Rätsel
auf. Vielleicht sinnt Friedrich auf einen Befreiungsschlag. Nur, dass
der einem schlechten politischen Muster folgt: Es muss etwas
geschehen, aber es darf nichts passieren.
Pressekontakt:
Lausitzer Rundschau
Telefon: 0355/481232
Fax: 0355/481275
politik@lr-online.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
408984
weitere Artikel:
- Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Thema Euro Bielefeld (ots) - Die Euro-Krise steuert auf einen neuen Höhepunkt
zu. Die Geduld mit Griechenland ist bis an die Grenzen strapaziert,
und in Spanien verschlechtert sich die Situation zusehends. Im Haus
Europa ist nichts in der Ordnung, in der es nach mehr als
zweijähriger Rettungsarbeit sein sollte. Schrillstes Alarmsignal sind
die jüngsten Aussagen von EZB-Chef Mario Draghi sowie die prompten
Ergänzungen von Bundeskanzlerin Angela Merkel und Frankreichs
Staatspräsident François Hollande. Wenn alle unisono alles tun
wollen, um den mehr...
- Neue OZ: Kommentar zu Friedrich / Bundespolizei Osnabrück (ots) - Zu viel Unruhe
Entspannt in die schönsten Tage des Jahres: Diesem Thema widmet
sich die Bundespolizei auf ihrer Startseite im Internet. Doch in der
Behörde selbst geht es jetzt wohl alles andere als entspannt zu, wird
doch gleich die ganze Führungsspitze ausgewechselt. Über mögliche
Vorwürfe gegen Polizeipräsident Matthias Seeger dringen bisher nur
Gerüchte an die Öffentlichkeit. Eine Erklärung von Innenminister
Hans-Peter Friedrich fehlt, ebenso eine Stellungnahme der
Bundespolizei. Daher schießen Spekulationen mehr...
- Neue OZ: Kommentar zu INDECT Osnabrück (ots) - Vorlage für die Piraten
Das EU-Forschungsprojekt INDECT könnte glatt aus einem
Science-Fiction-Film stammen. Die Polizei will künftig fliegende
Kameras durch die Innenstädte schicken, um verdächtige Personen zu
filmen. Die Informationen werden direkt in Computer eingespeist.
Diese durchkämmen das Internet und liefern ein Personenprofil. Klingt
nach einer Idee, die effektiv bei der Verbrecherjagd helfen könnte.
Aber die zahllosen Debatten über Innere Sicherheit, zu Themen wie
Rasterfahndung oder Videoüberwachung, mehr...
- Neue OZ: Kommentar zu Syrien Osnabrück (ots) - Hilflos auf den Zuschauerrängen
Seit Wochen vermitteln die ständigen Hiobsbotschaften aus Syrien
das Gefühl, schlimmer könne die Situation dort nicht werden.
Ununterbrochene Kämpfe, Hunderte Todesopfer, Massaker, Racheakte,
eine zu allem entschlossene Opposition, ein Machthaber, der nicht
weichen will, vertrackter könnte die Lage kaum sein. Und jeder Tag
mit neuen Schreckensnachrichten bringt die Erkenntnis, dass das Ende
des Grauens noch nicht erreicht ist.
Angesichts der Schlacht um die Wirtschaftsmetropole mehr...
- Neue OZ: Kommentar zu Rüstung / Katar Osnabrück (ots) - Mit der Moralkeule
Der Export von Rüstungsgütern ähnelt in Deutschland einer geheimen
Kommandosache. Letztlich entscheiden Kanzlerin und einige Minister,
wohin Leopard-Panzer verkauft werden dürfen. Das Parlament hat nichts
zu melden. Das ist problematisch. Schließlich handelt es sich nicht
um Zinnsoldaten, sondern um High-Tech-Waffen.
Deshalb ist die Empörung der Opposition nachvollziehbar, die oft
erst aus der Zeitung erfährt, dass U-Boote an Israel oder Panzer an
Saudi-Arabien und Katar verkauft werden mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|