Börsen-Zeitung: Schneller, höher, weiter, Kommentar zum Euro-Krisenmanagement von Detlef Fechtner
Geschrieben am 30-07-2012 |
Frankfurt (ots) - Er wolle nicht Erwartungen schüren, hat
Eurogruppen-Chef Jean-Claude Juncker in seinem jüngsten Interview
erklärt. Dieser Versuch ist ihm kräftig misslungen. Juncker hat
nämlich ganz gewaltig daran Anteil, dass sich die Investoren nun
sogar mehr erhoffen als ohnehin nach den Andeutungen des Präsidenten
der Europäischen Zentralbank (EZB). Nach Mario Draghis vielzitiertem
Satz über "alles Erforderliche" waren die Erwartungen bereits hoch,
dass sehr schnell mit einem Einsatz der EZB zu rechnen sei. Nach
Junckers Einlassungen - "welche Maßnahmen wir ergreifen werden,
entscheiden wir in den nächsten Tagen" - sind die Erwartungen noch
höher, dass noch schneller mit Einsätzen zu rechnen sei, die noch
weiter gehen - weit über bloße EZB-Anleihenkäufe hinaus, inklusive
Euro-Schirm. Schneller, höher, weiter: Das Euro-Krisenmanagement
scheint dieser Tage olympischen Vorsätzen zu folgen.
Das macht die ganze Sache vertrackter und riskanter, als sie es
sowieso schon ist. Denn eigentlich war ja der Plan, den August zu
überstehen, um Mitte September Entscheidungen zu treffen - ob Spanien
zusätzliche Finanzhilfe braucht, unter welchen Bedingungen Zypern
sein Hilfspaket erhält, ob Griechenland die nächste Tranche verdient.
Und so weiter.
Für einen Aufschub bis September spricht einiges. Immerhin besteht
dann die Aussicht, auf den dauerhaften und robusteren Euro-Schirm
zurückgreifen zu können - nicht nur auf die provisorische EFSF, deren
Kasse wohl kaum für ein großes Spanien-Paket ausreicht. Auch ist dann
wieder das technische und politische Personal nach Brüssel und in die
Hauptstädte zurückgekehrt, was wichtig ist, um Entscheidungen
wirkungsvoll und professionell abstimmen und umsetzen zu können.
Nach Junckers jüngster Ansage freilich wird es schwer für die
Krisenmanager, die Investoren auf September zu vertrösten. Diese
wollen nun Taten sehen, vorzugsweise konzertiert. Das wiederum setzt
einen Hilfeantrag Spaniens voraus, den die dortige Regierung aber
gerade nach den Verlusten in aktuellen Meinungsumfragen verhindern
oder hinausschieben möchte.
Die Euro-Spitzen haben sich insofern in eine Zwickmühle
manövriert. Wenn weder EZB noch EFSF (auf Basis eines Hilferufs) mit
Anleihekäufen starten, dürften die Risikoprämien wieder steigen. Und
dann ist es irgendwann nicht mehr weit zu griechischen Verhältnissen.
Dort lautet das olympische Motto längst nicht mehr: Schneller, höher,
weiter. Sondern bescheidener: Dabei sein ist alles.
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Redaktion
Telefon: 069--2732-0
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