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Neue Branchen-Studie: Versorger investieren halbherzig in die Energiewende

Geschrieben am 07-08-2012

Hamburg (ots) - Die Energieversorger in Deutschland verhalten sich
in Sachen Energiewende widersprüchlich. Zwar wollen drei von vier
Versorgern die Ökostromerzeugung ausbauen. Trotzdem zeichnet sich ab,
dass die aktuelle Planung der Unternehmen den Erfolg der Energiewende
fundamental in Frage stellt. Der immens wichtige flächendeckende
Ausbau intelligenter Verteilernetze, so genannter Smart Grids, kommt
nicht voran. Gerade einmal die Hälfte der Energieversorger plant hier
bis 2014 Investitionen. Das ergibt die aktuelle Studie
"Branchenkompass 2012 Energieversorger" von Steria Mummert Consulting
in Zusammenarbeit mit dem F.A.Z.-Institut.

"Eine Energiewende ohne Investitionen in Smart Grids ist
undenkbar. Die schwankenden Energieflüsse von Solar- und Windenergie
müssen mit einem intelligenten Netzmanagement beherrscht werden",
sagt Norbert Neumann, Energieexperte von Steria Mummert Consulting.
Sieben von zehn Energieversorgern planen zwar, in die Instandhaltung
und Modernisierung der Verteilnetze, weitere 65 Prozent in das
Energiedatenmanagement zu investieren. Aber speziell beim Netzausbau
für Smart Grids bleiben entsprechende Planungen bis 2014 deutlich
zurück. "Der Widerspruch ist unter anderem dadurch zu erklären, dass
Investitionen in Smart Grids vom Gesetzgeber derzeit nicht spezifisch
gefördert werden und somit aus dem laufenden Geschäft zu finanzieren
sind. Es fehlen politische Modelle, die entsprechende Anreize
schaffen", so Neumann.

Die Investitionszurückhaltung der Versorger ergibt sich zudem aus
den sich abzeichnenden höheren Netzentgelten zur Finanzierung neuer
Stromautobahnen in den Süden. Der im Mai vorgestellte deutsche
Netzentwicklungsplan der vier großen Übertragungsnetzbetreiber sieht
immerhin einen Investitionsbedarf von 32 Milliarden Euro vor. Allein
die zusätzlichen Kosten für Informations- und
Kommunikationstechnologien (IKT) im Rahmen des Aufbaus intelligenter
Netze (Smart Grids) belaufen sich auf sieben Milliarden Euro, die von
deutschen Verteilnetzbetreibern bis 2030 zu investieren wären, das
ergibt eine Studie im Auftrag des Verbands kommunaler Unternehmen
(VKU) (Investitionskosten in Smart Grids, Juni 2012).

Beim nötigen Bau effizienter Gaskraftwerke als Back-up-Lösung zu
Solar- und Windkraft zeigen sich ähnliche Widersprüche in der
Investitionsplanung der Versorger. Branchenexperten sind sich einig,
dass zwingender Bedarf an einem mittelfristigen Ersatz ineffizienter
alter Kraftwerke besteht. Dennoch herrscht auch hier Zurückhaltung.
Lediglich 30 Prozent der befragten Energieversorger planen, in den
kommenden drei Jahren in moderne konventionelle Energieerzeugung zu
investieren. Aus Sicht der Kraftwerksbetreiber werfen neue
Gaskraftwerke zu wenig Profit ab. Sie speisen nur bei zusätzlichem
Bedarf Energie in die Netze, wenn die Menge erneuerbarer Energie
nicht ausreicht. Wie beim Netzausbau fehlen den Unternehmen
entsprechende gesetzliche Rahmenbedingungen und eine tragfähige
nationale Gesamtplanung. "Bevor wieder stärker in konventionelle
Energieerzeugung investiert wird, erwartet die Branche gesetzliche
Regelungen für adäquate Investitionsanreize und entsprechende
Kapazitätsmechanismen", so Norbert Neumann von Steria Mummert
Consulting.

Neben den Umbrüchen durch die Energiewende haben die
Versorgungsunternehmen zahlreiche weitere Anforderungen zu
bewältigen, zeigt die Studie. An vorderer Stelle steht die Umsetzung
von EU-Verordnungen. Dazu zählen die Umstellung des nationalen
Zahlungsverkehrs auf die SEPA-Formate sowie Anforderungen, die für
eine Teilnahme am Energiehandel erfüllt werden müssen (REMIT, EMIR,
MiFID und MAD). Erst gut die Hälfte der Unternehmen hat Aktivitäten
zur Umsetzung der neuen EU-Anforderungen überhaupt vorgesehen, der
Mehrheit steht hier noch die konkrete Planung notwendiger
Umsetzungsmaßnahmen bevor. Darüber hinaus zeichnet sich ab, dass die
optimale Synchronisation von Energiebeschaffung und Energieabsatz für
70 Prozent der Unternehmen künftig sehr wichtig wird, um neue
individuell ausgeprägte Preismodelle entwickeln und abwickeln zu
können. Gleichzeitig ist laut Studie ein Paradigmenwechsel beim
Outsourcing erkennbar. Sechs von zehn Versorgern in Deutschland
schalten in der Maßnahmenplanung auf ein verstärktes Outsourcing um,
mehr als eine Verdopplung gegenüber 2010 (21 Prozent).


Hintergrundinformationen
Im April und Mai 2012 befragte das Marktforschungsinstitut forsa für
Steria Mummert Consulting Entscheider aus 100
Energieversorgungsunternehmen Deutschlands zu den Branchentrends
sowie zu Strategien und Investitionszielen bis 2014. Die Entscheider
repräsentieren die wichtigsten Gruppen der deutschen
Energieversorgung: die Stadtwerke, die Regionalversorger und die
großen Energiekonzerne. Befragt wurden vor allem Vorstandsvorsitzende
und -mitglieder, Geschäftsführer, Leiter von Finanzen und
Controlling, kaufmännische Leiter sowie Vertriebs- und
Marketingleiter. forsa führte die Befragung in Form von Computer
Assisted Telephone Interviewing (CATI) durch.



Pressekontakt:
Steria Mummert Consulting
Birgit Eckmüller
Tel.: +49 (0) 40 22703-5219
E-Mail: birgit.eckmueller@steria-mummert.de

Faktenkontor
Jörg Forthmann
Tel.: +49 (0) 40 253 185-111
E-Mail: joerg.forthmann@faktenkontor.de


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