Saarbrücker Zeitung: Rentenexperte Raffelhüschen äußert scharfe Kritik an von der Leyens Reformvorschlägen - "Anreiz zum vorgezogenen Ruhestand"
Geschrieben am 09-08-2012 |
Berlin / Saarbrücken. (ots) - Der Freiburger Finanzwissenschaftler
und Rentenexperte Bernd Raffelhüschen hat scharfe Kritik an dem von
Sozialministerin Ursula von der Leyen (CDU) vorgelegten
Renten-Reformpaket geäußert. In der "Saarbrücker Zeitung"
(Freitagausgabe) griff Raffelhüschen vor allem die geplante
"Komibrente" an. Die neue Regelung, bei der Rentenbezieher ab 63
Jahren bis zu ihren alten Bruttoeinkommen Geld hinzuverdienen dürfen,
sei "ein starker Anreiz zum vorgezogenen Ruhestand" und widerspreche
allen Zielen, mehr Ältere in Beschäftigung zu bringen. Zur Begründung
führte Raffelhüschen an, dass Renteneinkommen nicht zu 100 Prozent,
sondern nur zu einem kleineren Teil besteuert würden. Dadurch führe
die neue Regelung dazu, dass man mit dem Hinzuverdienst künftig netto
mehr heraus bekommen könne als vorher. "Bis zu 130 Prozent des alten
Nettoeinkommens, und zwar für weniger Arbeit" sagte Raffelhüschen.
"Nach dieser Regelung ist geradezu dumm, wer noch Vollzeit
weiterarbeitet." Auch die von der Ministerin geplante Zuschussrente
zur Bekämpfung der Altersarmut wurde von Raffelhüschen kritisiert.
"Die Rentenversicherung hat nichts mit Armutsbekämpfung zu tun",
sagte der Wissenschaftler. Dafür sei der Staat zuständig.
"Demjenigen, der so wenig erarbeitet hat, dass er im Alter unter die
Armutsgrenze fällt, soll und muss geholfen werden. Aber nicht aus den
Sozialbeiträgen, sondern von allen Steuerzahlern." Insgesamt sagte
Raffelhüschen über das Reformpaket: "Es enthält einige Geschenke für
Rentner, die unsystematisch sind, und Regelungen, die mehr als heikel
sind."
Pressekontakt:
Saarbrücker Zeitung
Büro Berlin
Telefon: 030/226 20 230
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