LVZ: Gauck: Rechtsextremisten gerade auch im Osten nicht "unsere Angst schenken" und sie nicht gewähren lassen / Freude über manche Ablehnung im Osten
Geschrieben am 20-08-2012 |
Leipzig (ots) - Rostock. 20 Jahre nach den ausländerfeindlichen
Krawallen in Rostock-Lichtenhagen hat Bundespräsident Joachim Gauck,
der seit wenigen Tagen auch Rostocker Ehrenbürger ist, an das
damalige Fehlen einer offenen Bürgerdebatte in Ostdeutschland
erinnert. In einem Interview mit der in Rostock erscheinenden "Ostsee
Zeitung" (Montag-Ausgabe) sagte Gauck: "Verführbare wie bösartige und
fremdenfeindliche Menschen gibt es leider überall. Dass es im Osten
prozentual mehr sind, lässt sich leider nicht leugnen."
Anfang der 90er Jahre seien viele Menschen im Osten ohne Arbeit
und orientierungslos gewesen. Ein Teil von ihnen sei anfällig für
einfache Wahrheiten und für Schwarz-Weiß-Denken gewesen. Auch
Konfliktlösungen in Form von Diskurs und Debatte habe man zu
DDR-Zeiten nicht trainiert. Das, was in DDR-Zeiten als "Wahrheit"
ausgegeben worden sei, "wurde da gern mit Gewalt durchgesetzt",
erinnerte Gauck. Es habe im Ganzen eine Kultur der offenen
Bürgerdebatte und Erfahrungen des Zusammenlebens mit Fremden gefehlt.
Er gehe am kommenden Wochenende als Bundespräsident zur Kundgebung
anlässlich des 20. Jahrestages der Krawalle von Rostock-Lichtenhagen,
"um zu zeigen, dass wir in Deutschland auch wirklich eine Kultur der
Abwehr des Extremismus trainiert haben und dass wir da weiter aktiv
bleiben wollen", betonte das Staatsoberhaupt.
"Wir schenken Rechtsextremisten nicht unsere Angst, wir lassen sie
nicht gewähren", mahnte Joachim Gauck. Deshalb sei es gut, sich daran
zu erinnern, "was passieren kann, wenn die Emotionen das ihrige tun".
Und gleichzeitig sollten sich alle zusammen daran erinnern, was
passieren könne, "wenn die Bürger das ihrige nicht tun", ergänzte der
Bundespräsident.
Für die Übergriffe vor 20 Jahren könne es natürlich keine
Entschuldigungen geben und Erklärungen fielen schwer. Allerdings, so
fügte der Bundespräsident hinzu: "Wenn alle Ostdeutschen ein
Wirtschaftswunder erleben oder Anerkennung und Erfolg hätten, wären
die Chancen der Verführer kleiner. In abgehängten Regionen können
einfache Wahrheiten leichter verfangen."
Gelassen reagierte Joachim Gauck in dem Interview auf
Meinungsumfragen, nach denen er als Ostdeutscher in seiner Funktion
als Bundespräsident in Westdeutschland beliebter als in den neuen
Bundesländern sei.
Er sei sehr dankbar dafür, im Osten wie im Westen anerkannt zu
sein. Er respektiere es, wenn Menschen dies anders sähen. "Es ist
aber auch so, dass im Osten mehr Menschen leben als im Westen, die
der DDR nachtrauern." Diese hätten im SED-Regime oft erhebliche
Vorteile für sich und ihre Familien gehabt. Und das über Jahrzehnte.
"Und die werden es den Aktivisten von 1989 noch lange übel nehmen,
dass sie ihre Macht und Herrlichkeit abgeben mussten", sagte das
Staatsoberhaupt. "Ich fühle mich geehrt, wenn mich die Anhänger der
DDR-Diktatur ablehnen."
Mit den meisten Ostdeutschen verbinde ihn aber "das Gefühl der
Freude und Dankbarkeit, dass wir aus eigener Kraft vom Untertan zum
Bürger wurden, die Mauer zum Einstürzen brachten und im Rechtsstaat
leben".
Pressekontakt:
Leipziger Volkszeitung
Büro Berlin
Telefon: 030/233 244 0
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