WAZ: Der Preis unseres Wohlstands
- Kommentar von Wolfgang Mulke
Geschrieben am 20-08-2012 |
Essen (ots) - Die Arbeitswelt erlebt eine rapide Veränderung. In
den 70er-Jahren erkämpften die Gewerkschaften niedrigere
Arbeitszeiten, in den 90ern setzten viele Betriebe mit staatlicher
Hilfe ältere Arbeitnehmer vor die Tür. Der neue Trend bedeutet mehr
Flexibilität und eine größere Palette an Arbeitszeiten. Größter
Verlierer dieser Entwicklung ist der soziale Zusammenhalt in der
Familie und im Freundeskreis. Wenn immer mehr Menschen nachts oder am
Wochenende arbeiten, wird es schwer, noch gemeinsam die Freizeit zu
verbringen. Auf der Verliererseite stehen auch jene, die nur deshalb
in Teilzeit arbeiten, weil sie keine Vollzeitstelle finden. Das
Berufsleben spiegelt Veränderungen in Wirtschaft und Gesellschaft
wider. Konsumenten und Unternehmen setzen die permanente
Verfügbarkeit von Leistungen anderer voraus. Es mag ein Segen sein,
am späten Abend noch einkaufen und sonntags Brötchen holen zu können.
Doch dafür müssen eben andere arbeiten. Auch der globale Wettbewerb
schlägt durch: Betriebe mit internationaler Konkurrenz drücken ihre
Kosten durch flexible Arbeitszeitpolitik. Das ist die Schattenseite
des Wohlstands, den eine Mehrheit der Menschen auch erhalten will.
Pressekontakt:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 - 804 6519
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