BERLINER MORGENPOST: Endlich Steuergerechtigkeit / Leitartikel von Jochim Stoltenberg
Geschrieben am 20-08-2012 |
Berlin (ots) - Aller Gegnerschaft zum Trotz sind sich Deutschlands
Parteien in einem Punkt einig: Wenn es um das Geld der Bürger geht,
können sie den Hals nicht voll genug kriegen. Im Juli haben Bund und
Länder schon wieder neue Rekorde bei der Steuereinnahme verbucht. Mit
gut 43 Milliarden Euro liegen sie um 8,6 Prozent über
Vorjahresniveau. Ein positiver Ausreißer? Keineswegs! Auch im
gesamten ersten Halbjahr 2012 sprudelten die Einnahmen dank positiver
wirtschaftlicher Entwicklung stetig kräftiger. Ein schon seit Jahren
wieder verlässlicher Trend. Doch was die Politiker frohlocken lässt
und sie zum leichtfertigeren Umgang mit unser aller Geld verleitet,
hat bei genauerem Hinsehen etwas sehr Verräterisches. Mit einem
Anstieg von acht Prozent gegenüber Juni hat vor allem die Lohnsteuer
die öffentliche Kasse randvoll gefüllt. Der Staat streicht nämlich
einen Großteil der Lohnerhöhungen, die endlich wieder nennenswerte
sind, dank "Kalter Progression" und "Mittelstandsbauch" für sich ein.
Erstere kann sogar zum Realeinkommensverlust führen, wenn die
Lohnerhöhung lediglich so hoch ist wie die Inflationsrate, der
Arbeitnehmer wegen des höheren Einkommens aber in die nächst höhere
Steuerklasse rutscht. Auch beim "Mittelstandsbauch", der vor allem
Durchschnittsverdiener trifft, schlägt die nächste Steuerklasse allzu
oft zu, wenn sich das Einkommen vergrößert. In beiden Fällen
profitiert der Staat überproportional von Lohnabschlüssen der
Tarifpartner. Ein seit Jahren beklagtes Übel, das endlich zumindest
zu mildern CDU, CSU und FDP in ihrem Koalitionsvertrag 2009
versprochen haben. Bislang können sich die Parteien allerdings wieder
einmal auf kein Konzept mit der SPD (sie muss im Bundesrat zustimmen)
verständigen. So kassieren alle munter (und insgeheim einvernehmlich)
weiter bei ihren Wähler ab. Und wundern sich, wenn die Bürger
zunehmend skeptisch gegenüber immer neuen Milliarden-Bürgschaften für
klamme Euro-Partner sind. Für die haften bekanntlich die Bürger mit
ihren Steuern, nicht die Politiker. Ginge es bei uns endlich etwas
gerechter zu mit den Steuertarifen, also vordringlich deren
Abflachung im unteren und mittleren Einkommensbereich, würde das
Verständnis für die Solidarität mit den schwächelnden Südländern
wachsen. Der Staat könne sich angesichts der vielen Aufgaben gar
nicht leisten, auf Einnahmen zu verzichten, schallt es aus allen
Partei-Lagern. Das ist die bequemste aller Ausreden. Nötig wäre
vielmehr, endlich sparsamer mit dem Geld der Bürger umzugehen.
Angesichts der neuen Höchststände bei den Steuereinnahmen hat denn
auch die unverdächtige Bundesbank Bund und Ländern aufgefordert,
einen schärferen Sparkurs einzuschlagen. Dass das Potenzial dafür
viel größer ist, als die Politiker weismachen, dafür liefern sie
selbst die besten Beweise: Klaus Wowereit und Matthias Platzeck mit
BER, Kurt Beck mit dem Nürburgring oder erst Ole von Beust und dann
Olaf Scholz mit der Elbphilharmonie. Von bankrotten Landesbanken ganz
zu schweigen.
Pressekontakt:
BERLINER MORGENPOST
Chef vom Dienst
Telefon: 030/2591-73650
bmcvd@axelspringer.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
412604
weitere Artikel:
- Rheinische Post: Neuer Anlauf für Steuerpakt Düsseldorf (ots) - Der Vorstoß des nordrhein-westfälischen
FDP-Vorsitzenden Christian Lindner könnte den festgefahrenen Streit
zwischen Bundesregierung und SPD-Ländern über das Steuerabkommen mit
der Schweiz aufbrechen. Aus mehreren Gründen: Zunächst ist der
aktuelle Zustand - zufallsartige und rechtlich fragwürdige Ankäufe
von Daten-CDs und jede Menge Steuerflüchtlinge, die ihr Geld täglich
neu in andere Länder schaffen - unhaltbar. Die Kritikpunkte der SPD,
gerade beim Informationsaustausch über bisherige Steuersünder, sind
überdies mehr...
- Rheinische Post: Chinas Schauprozess Düsseldorf (ots) - Pekings Parteiführer werden aufgeatmet haben.
Die Verurteilung von Bo-Gu Kailai, der Gattin des entmachteten
Politbüroführers Bo Xilai, in einem Prozess wegen Giftmordes ging wie
geplant vonstatten. Richter, Staatsanwalt, Verteidiger und die
Angeklagte selbst hielten sich genau an die Regieanweisungen. Bo-Gu
wurde für ein ordinäres Verbrechen bestraft, das auf den ersten Blick
in keiner Verbindung zu ihrem Mann stand. Die Führung der
Kommunistischen Partei, die derzeit ihren großen Wahlparteitag im
Oktober vorbereitet, mehr...
- Weser-Kurier: Über die neuen Pläne zur Krebsvorsorge schreibt der "Weser-Kurier" (Bremen) in seiner Ausgabe vom 21. August: Bremen (ots) - Was nutzen die geplanten regelmäßigen Einladungen
zu Vorsorgeuntersuchungen, wenn viele dieser Leistungen weiterhin auf
der sogenannten IGel-Liste stehen - also von den Patienten aus
eigener Tasche gezahlt werden müssen, weil die Krankenkassen dafür
nicht aufkommen wollen? Gar nichts. Dann nämlich droht weiter eine
Krebsvorsorge nach persönlicher Finanzlage. Deshalb machen
individuelle Einladungen nur einen Sinn, wenn alle
Krebsvorsorgeuntersuchungen von der IGel-Liste gestrichen werden.
Sonst müsste sich der Bund mehr...
- Weser-Kurier: Zur Arbeitszeit bei der Berufsfeuerwehr schreibt der "Weser-Kurier" (Bremen) in seiner Ausgabe vom 21. August: Bremen (ots) - Wer bei der Feuerwehr arbeitet, verzichtet auf
einen geregelten Arbeits- und Freizeitrhythmus, wie ihn die meisten
Bürojobs bieten. 24 Stunden am Stück bereit sein - dabei tote Phasen
zu überbrücken, ohne richtig abschalten zu können - stellt hohe
Anforderungen an Körper und Psyche. Die Feuerwehr kann als
Arbeitgeber von diesen hohen Anforderungen nicht abrücken. Das wäre
ein Sicherheitsrisiko. Sie - respektive die Innenbehörde - kann aber
durch kluge Personalpolitik dafür sorgen, dass sich die Last auf mehr
Schultern mehr...
- Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar
Attentate durch afghanische Sicherheitskräfte
Schläfer in Uniform
DIRK HAUTKAPP, WASHINGTON Bielefeld (ots) - Es gehört zu den absurdesten Facetten des
hässlichen afghanischen Endspiels, das im US-Wahlkampf von allen
Seiten totgeschwiegen wird: Soldaten des Westens, vorzugsweise
Amerikaner, sterben durch die Hand derer, die mit Milliardenaufwand
ertüchtigt werden, in ihrem Land nach 2014 eigenständig für
Sicherheit und Ordnung zu sorgen. Ob dahinter die Taliban stecken,
die El-Kaida-gleich "Schläfer" in Uniform aktivieren, um ihre
destruktive Macht zu demonstrieren, oder ob es labile afghanische
Soldaten sind, die sich mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|