Lausitzer Rundschau: Ein gutes Urteil
21 Jahre Haft und Sicherungsverwahrung für Massenmörder Breivik
Geschrieben am 24-08-2012 |
Cottbus (ots) - Da steht er und lächelt zufrieden, dieser Anders
Behring Breivik, der solch großes Unglück über so viele Familien
gebracht hat. Man möchte sich einfach angewidert abwenden von diesem
Lächeln und die Frage ist naheliegend, warum solch einem Menschen
überhaupt so viel Aufmerksamkeit geschenkt wird nach dem, was er
angerichtet hat. Tatsächlich aber sind der Prozess und das Urteil
gegen Breivik ein notwendiger, unverzichtbarer Teil des Versuchs, aus
dem Verbrechen zu lernen und damit Möglichkeiten zu erkunden, die in
dem einen oder anderen Fall ähnliche Amokläufe verhindern mögen. Eine
Expertenkommission hat die Fehler der Sicherheitsbehörden analysiert
und aufgelistet. Sicher wären bei einer optimalen Arbeit der Polizei
der Schaden und vor allem das Leid zumindest weniger groß. Aber der
Kern des Problems liegt nicht in der Qualität der Polizeiarbeit.
Deren bestmögliche Reaktion ist immer auch mit der Frage verbunden,
in wie weit das höchstmögliche Maß an Sicherheit auch mit weiterer
Einschränkung bürgerlicher Freiheiten verbunden ist. Der Prozess
gegen Breivik beschäftigt sich mit der letztlich entscheidenden
Frage, wie eine Gesellschaft mit der Tatsache politisch motivierter
Verbrechen umgeht. Da hat das Gericht ein klares Signal gesetzt.
Todbringender Extremismus ist aus seiner Sicht nicht mit der
offenkundigen Verrücktheit zu entschuldigen, die die große Mehrheit
der Gesellschaft in den Motiven des Täters erkennt. Die Richter haben
sich damit auch deutlich abgesetzt von der Anklage, die in solchen
Taten kein verständliches Motiv mehr erkennen kann und sie letztlich
als Krankheitsausbrüche definiert. Für die norwegische Gesellschaft
ist die schwierige juristische Frage der Schuldfähigkeit letztlich
von nachrangiger Bedeutung. Wie auch immer diese Frage beantwortet
wird, bleibt in jedem Falle die Suche nach einem Weg, möglichst
frühzeitig auf eine Entwicklung zu reagieren, die Menschen irgendwann
zu gnadenlosen Massenmördern werden lässt. Dies ist in Zeiten der
medialen Nebenwelten, in denen grausame Vorstellungen eine ganz
eigene Dynamik entfalten, eine große Herausforderung. Der gestrige
Schuldspruch hat klargestellt, dass die Wahnwelten des politischen
Extremismus als Grundlage krimineller Handlungen einzustufen sind.
Insofern ist das Urteil verbunden mit der Aufforderung, frühzeitig
und wirkungsvoll gegen die Manifestation einer Ideologie vorzugehen,
die anderen Menschen das Recht auf Leben abspricht. Dieser sehr
indirekt, aber doch deutlich formulierte Appell der Richter an uns
alle macht das Urteil zu einer guten Entscheidung.
Pressekontakt:
Lausitzer Rundschau
Telefon: 0355/481232
Fax: 0355/481275
politik@lr-online.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
413610
weitere Artikel:
- Neue OZ: Kommentar zu Urteil Breivik Osnabrück (ots) - Ein Land atmet auf
Es war, als hätte ein ganzes Land für einen Moment den Atem
angehalten, gestern Morgen um zehn Uhr. Dann betrat eine kleine,
energische Frau den Gerichtssaal und machte der Anspannung der
vergangenen Monate ein Ende: Richterin Arntzen erklärte den
Angeklagten für zurechnungsfähig. Die Reaktionen gleichen nun einem
kollektiven Aufatmen. Der Mann, der Norwegen ein nationales Trauma
zugefügt hat, muss für seine Taten die volle Verantwortung übernehmen
- so hatten es die meisten Norweger gewollt. mehr...
- Stuttgarter Nachrichten: Breivik Stuttgart (ots) - Psychiatrie oder Knast? Man hätte so oder so
entscheiden können. Wichtig ist: Der Massenmörder und Muslimhasser
wird voraussichtlich nicht mehr freikommen. Er schämt sich nicht für
seine monströse Tat, ist sogar stolz darauf. Er hält sich für einen
politischen Kämpfer, ist aber bloß ein Feigling, der wehrlose
Jugendliche getötet hat. Man muss nicht religiös sein, um anhand
dieses Falles zu begreifen, dass es das Böse tatsächlich gibt. Es
schlummert in jedem von uns, es lässt sich nicht wegtherapieren,
sondern nur mehr...
- Rheinische Post: Gesundheitsexperte kritisierte nutzlose oder schädliche Früherkennungsprogramme Düsseldorf (ots) - Der Gesundheitsexperte Jürgen Windeler hat vor
einem zu leichtfertigen Vertrauen in medizinische
Früherkennungsprogramme gewarnt. Der in Düsseldorf erscheinenden
"Rheinischen Post" (Samstagsausgabe) sagte der Leiter des Instituts
für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) in
Köln, es mangele an seriösen Studien, die den Sinn einiger
Früherkennungsverfahren belegten und Risiken abwägten. "Problematisch
ist es, wenn früh erkannte Tumore aggressiv behandelt werden, der
Patient oder die Patientin mehr...
- Rheinische Post: Laschet sieht "massive Probleme" bei Euro-Austritt Athens Düsseldorf (ots) - Der Vorsitzende der NRW-CDU, Armin Laschet,
warnt vor einer Verharmlosung des Austritts Griechenlands aus der
Eurozone und mahnt zu einer diplomatischeren Sprache im Umgang mit
Athen. "Ein Austritt Griechenlands würde massive Probleme für Europa
bringen", sagte Laschet der in Düsseldorf erscheinenden "Rheinischen
Post" (Samstagsausgabe). "Wir dürfen den Austritt Athens nicht
herbeireden." Laschet unterstützte ausdrücklich Kanzlerin Merkel bei
den Bestrebungen, Griechenland als Teil der Eurozone zu erhalten.
"Wir mehr...
- Rheinische Post: Organspende: Bahr fordert Sonderkontrolleure in Kliniken Düsseldorf (ots) - Vor dem Treffen mit Vertretern von Ländern und
Ärzteschaft wegen der Manipulationsfälle bei der Organspende am
Montag in Berlin hat Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr (FDP)
Sonderkontrolleure in den Kliniken gefordert. "Wir brauchen ein
Mehr-Augen-Prinzip bei der Vergabe von Spender-Organen, damit noch
eine unabhängige Person, die nicht Teil der Abläufe der
Transplantation ist, alles prüft", sagte Bahr der in Düsseldorf
erscheinenden "Rheinischen Post" (Samstagausgabe). Diese Person solle
unmittelbar der Klinikleitung mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|