Mittelbayerische Zeitung: Der weiß-blaue Löwe brüllt
Geschrieben am 26-08-2012 |
Regensburg (ots) - Von Reinhard Zweigler
Dass der bayerische Löwe hin und wieder kräftig brüllt, ist
eigentlich nichts Neues. Es gehört gewissermaßen zum grantelnden
Selbstverständnis der weiß-blauen Staatspartei, mit deftigen
Forderungen Stimmung zu machen. Ob das Berlin nun passt oder nicht.
Ob die Regierungschefs der Euro-Länder im Fall Griechenland gerade in
einem Drahtseilakt über dem Abgrund balancieren oder nicht. Und
zumeist werden solch kräftige Worte im Freistaat dankbar zur Kenntnis
genommen. Endlich sagt's denen mal einer. Freilich erzeugten solche
markigen Sprüche aber nicht selten auch Frust, wenn sie nämlich
völlig folgenlos bleiben. CSU-Generalsekretär Alexander Dobrindt ist
ein krachender Vertreter jener Mir-san-mir-Fraktion, die bei den
Christsozialen den Ton angeben. Erst vor kurzem hat Bayerns
Finanzminister Markus Söder noch deftiger verlangt, die EU müsse an
Athen "ein Exempel statuieren". Dem Oberfranken, der gern bayerischer
Landsvater werden würde, schert sich wenig um die verheerende
Außenwirkung seiner Worte. Dass die Wittelsbacher mit Otto I. einst
einen griechischen König stellten, ist lange, lange her. Doch
Dobrindt - der Mann war Schützenkönig im oberbayerischen Peißenberg -
schießt über das Ziel hinaus. Und sein Schuss ging zudem zu früh los.
Dobrindt will, noch ehe die Fakten des Troika-Berichtes auf dem Tisch
liegen, dessen Ergebnis vorweg nehmen. Das ist nicht nur
undiplomatisch, sondern sogar unverantwortlich. Denn mit solch
markigen Worten werden die Spekulationen gegen Griechenland und gegen
den Euro nur noch mehr angeheizt. Und wenn Hellas wirklich die
Gemeinschaftswährung verlassen sollte, rückten erst Recht andere
Wackel-Kandidaten ins Visier der Zocker auf den Finanzmärkten, etwa
Spanien und Italien. Unverantwortlich ist Dobrindts Schwadronieren
allerdings auch Deutschland, erst Recht dem weiß-blauen Freistaat
gegenüber. Es kann doch niemand ernsthaft glauben, dass eine
vollendete Staatspleite und der Austritt - oder Rauswurf - Athens aus
dem Euro-Club nicht auch verheerende Rückwirkungen auf Deutschland
und namentlich auf das exportorientierte Bayern haben würde. Deutsche
Waren und Dienstleistungen wären dann in Hellas kaum noch absetzbar.
Viel schlimmer noch, aus den bisher lediglich garantierten
Staatsdarlehen würden Milliardenverluste, für die auch der deutsche
Steuerzahler aufkommen müsste. Egal, ob Athen den Euro behält oder
nicht, es wird erheblich Geld und gewaltige Anstrengungen kosten.
Zuallererst von den Griechen selbst, die ihr Land gründlich
reformieren müssen. Und auch von den Euro-Partnern. Wer diese bittere
Wahrheit verschweigt, führt die Menschen hinters Licht. Niemand weiß,
was nach einem Euro-Austritt mit und in dem EU-Mitglied wirklich
geschieht. Freilich hat Dobrindts Griechenland-Mobbing auch mit dem
heraufziehenden Wahlkampf in Bayern zu tun. Die CSU geriert sich als
oberster Hüter des Euro und setzt auf die Euro-Skepsis vieler
besorgter Bürger. Finanzhilfen für Griechenland sind alles andere als
populär. Freilich entwickelt das jetzige Zerwürfnis in der
Euro-Griechenland-Frage auch eine gewaltige Zerreißkraft für die
Berliner Koalition. Angela Merkel jedenfalls will auf keinen Fall als
Totengräberin des Euro und Athens in die Geschichte eingehen.
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Mittelbayerische Zeitung
Redaktion
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