NRZ: Ärzte und ihre Fehler - ein Kommentar von JAN JESSEN
Geschrieben am 05-09-2012 |
Essen (ots) - Pro Jahr diagnostizieren die Schlichtungsstellen der
Ärztekammern und der Medizinische Dienst jeweils einige Tausend
Behandlungsfehler. Tendenz: steigend. Über die Qualität der
ärztlichen Behandlung in Praxen und Krankenhäusern lässt sich aus
diesen Zahlen wenig ableiten. Die aufgedeckten Fälle machen nur einen
verschwindend geringen Anteil an den ärztlichen Eingriffen aus, die
jedes Jahr in Deutschland durchgeführt werden. Das spricht für die
Behandlungsqualität in Deutschland. Die Dunkelziffer der unentdeckten
ärztlichen Fehler wird aber hoch sein. Viele Patienten können oder
wollen sich noch immer nicht vorstellen, dass ihr Doktor einen Fehler
macht. Und ihn bei gar Kasse oder Kammer anzuschwärzen, bringen viele
einfach nicht übers Herz.
Die Zunahme der Beschwerden muss im Gegenzug aber auch nicht
bedeuten, dass die Behandlungsqualität schlechter geworden ist.
Erstens haben die ärztlichen Eingriffe insgesamt zugenommen -
Stichwort alternde Gesellschaft - und zweitens gibt es eben auch
immer mehr andere Patienten, die ihren Arzt nicht als "Halbgott in
Weiß", sondern als Dienstleister sehen, der einen vernünftigen Job zu
machen hat. Insofern könnten die Bilanzen der Ärztekammern und des
Medizinischen Dienstes durchaus auch als Indiz für ein gestiegenes
Selbstbewusstsein der Patienten gewertet werden.
Ein Detail in den Zahlen, die der Medizinische Dienst
veröffentlicht hat, ist besonders interessant: Während der MDK nur in
jedem dritten aller insgesamt angezeigten Fälle einen tatsächlichen
Behandlungsfehler erkennen konnte, traf das auf die Hälfte der Fälle
im Pflegebereich zu. Eine solch hohe Bestätigungsquote zeigt: Hier
liegt etwas im Argen. Pflegebedürftige Menschen können sich oft nicht
mehr selbst artikulieren, sondern müssen das Glück haben, dass
Angehörige sich für sie einsetzen. Sie haben auch allzu oft nicht
mehr die Kraft für einen beschwerlichen Weg durch gerichtliche
Instanzen, um gegebenenfalls Schadensersatz erstreiten zu können.
Wenn Ärzte ausgerechnet bei diesen Menschen verhältnismäßig häufig
schludern, muss das den Medizinischen Dienst alarmieren - er muss in
Pflegeheimen offenbar noch genauer hinschauen.
Pressekontakt:
Neue Ruhr Zeitung / Neue Rhein Zeitung
Redaktion
Telefon: 0201/8042616
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
415720
weitere Artikel:
- Mittelbayerische Zeitung: Kommentar zur Lage der FDP: "Die FDP foult den Kapitän" Regensburg (ots) - Für eines verdient Philipp Rösler tiefe
Bewunderung: Die Leidensfähigkeit, die der FDP-Chef seit Monaten
unter Beweis stellt, erinnert schon fast an die
Schmerzunempfindlichkeit eines Fakirs. Was bei einem indischen
Asketen einem endlosen Lauf über Glasscherben und glühende Kohlen
entspricht - den Körper beschwert mit an der Haut aufgehängten
Gewichten - findet sein politisches Pendant im Job des
Ober-Liberalen. Und zwar nicht nur in Form einer verheerenden Reihe
schwerer Wahlniederlagen, sondern auch in einer mehr...
- Neue OZ: Kommentar zu Patientenrechte Osnabrück (ots) - Bitte keine Ärzte-Schelte
Jeder Kunstfehler ist einer zu viel. Da gibt es nichts zu deuteln.
Mehr als 6400 Fälle von Ärztepfusch sind für 2011 bestätigt. Die
Dunkelziffer dürfte noch höher liegen. Hinter der Statistik verbergen
sich schreckliche Schicksale. Patienten leiden unnötig, werden
verstümmelt oder sterben gar, weil bei ihrer Behandlung versagt
wurde.
Es wäre jedoch fatal, wenn deshalb das Vertrauen in die Kompetenz
von Ärzten und Krankenhäusern erschüttert würde. Denn angesichts von
mehr als 60 mehr...
- Neue OZ: Kommentar zu Ökumene Osnabrück (ots) - Berechtigte Ungeduld
Lange nichts mehr gehört von der Ökumene. Beim Papstbesuch in
Erfurt 2011 war sie kurzfristig ein Thema, seither herrscht wieder
Funkstille. Gibt es wirklich ernsthafte Bestrebungen von
Kirchenleitungen, die Trennung zu überwinden? In der breiten
Öffentlichkeit ist davon nur wenig zu spüren. Umso mehr ist zu
begrüßen, dass namhafte Politiker, Künstler und weitere Prominente
die Einheit der Christen einfordern.
In ihrem Appell schwingt ein ungeduldiger Ton mit, und der ist
berechtigt. mehr...
- Neue OZ: Kommentar zu Radverkehr Osnabrück (ots) - Auf die Lenkung kommt es an
Was das Kabinett unter großem Getöse als nationalen
Radverkehrsplan beschlossen hat, lässt sich als unverbindlicher
Leitfaden entzaubern. Die Strategie verfolgt das Ziel, den Anteil des
Radverkehrs bis 2020 auf 15 Prozent zu erhöhen - zweifellos ein gutes
Anliegen. Dieses lässt sich jedoch von ganz allein, ohne politische
Begleitung, umsetzen. Schließlich erkennen immer mehr Leute, wie
gesund, umweltschonend und günstig es ist, sich aufs Rad zu
schwingen.
Allerdings kommt es mehr...
- Neue OZ: Kommentar zu US-Präsidentschaftswahl Osnabrück (ots) - Das Wirtschaftszeugnis
Wäre die US-Präsidentschaftswahl nur ein Sympathiewettbewerb,
Barack Obama würde ihn wohl gewinnen. Auch wenn der einstige Messias
nicht mehr auf der Hoffnungswelle von 2008 surft - in dieser
Kategorie wird er den Herausforderer Mitt Romney ausstechen. Was aber
der Präsident angesichts einer Rekordverschuldung seines Landes von
16 Billionen Dollar dringend braucht, ist ein gutes Zeugnis für seine
Wirtschaftskompetenz.
Genau das hat ihm Michelle Obama ausgestellt. Vieles, was sie auf mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|