DER STANDARD - Kommentar: "Geld, Macht und Schlagzeilen" von Eric Frey
Geschrieben am 09-09-2012 |
Wahlspenden untergraben Amerikas Demokratie - in Österreich
tut es der Boulevard. (Ausgabe vom 10.9.2012)
Wien (ots) - Wenn man nach aktuellen Umfragen und alten
Erfahrungswerten geht, dann sollte Barack Obama am 6. November die
Wiederwahl als US-Präsident schaffen. Aber sein Herausforderer Mitt
Romney hat noch ein Ass in der Hand: fast unbegrenzte Geldmittel.
Erstmals seit Jahrzehnten können Millionäre und Großkonzerne in einem
Wahlkampf so viel spenden, wie sie wollen; dies hat der Oberste
Gerichtshof in einem umstrittenen Urteil ermöglicht. Und beim
Geldeinsammeln liegt Romney dank wirtschaftsfreundlicher Versprechen
und des Ärgers vieler Unternehmer über Obama weit voran. Wenn es
knapp wird, können hunderte TV-Spots von Romney-treuen Gruppen,
bezahlt meist von alten, reichen, weißen Männern wie dem Kasinomogul
Sheldon Adelson, in umkämpften Staaten wie Ohio und Florida den
Ausschlag geben.
Damit steht Amerika vor einer Grundsatzfrage: Kann man sich Wahlsiege
kaufen? Wenn ja, dann ist nicht nur die Demokratie am Ende. Dann wird
auch das amerikanische Wirtschaftsmodell weiter bröckeln. Die
Trennung von Geld und Macht ist die Grundlage des liberalen,
pluralistischen Gesellschaftsmodells. Schon bisher konnten sich
Lobbys zu viele Gesetze und Regeln selbst schreiben.
Bisher war trotz immer teurer Wahlkämpfe das Geld fast nie der
bestimmende Faktor am Wahltag. Oft siegten diejenigen mit weniger
Mitteln, und die Spenden der einen Branche wurden durch die
Zuwendungen der anderen - auch der Gewerkschaften - neutralisiert.
Die diesjährige Wahl ist daher ein Testfall, ob dieses System trotz
aller Unzulänglichkeiten noch passt oder ob die US-Höchstrichter
grünes Licht für eine gefährliche Unterwanderung der Demokratie
gegeben haben.
In Österreich sollte man diese Entwicklung besonders aufmerksam
verfolgen. Denn auch hier gibt es erstmals einen älteren Herrn, der
sich die Parlamentswahlen kaufen will oder zumindest den Eintritt in
den nächsten Nationalrat. Ob Frank Stronach dies gelingen wird, ist
fraglich. Denn anders als in den USA_gilt Reichtum hier als
unanständig. Jeden Euro, den der Milliardär aus seiner Tasche zieht,
schafft Widerwillen gerade bei den einfachen Leuten, die er mit
seinen Slogans ansprechen will.
Dennoch gibt das Phänomen Stronach Grund zur Sorge. Die Achillesferse
der heimischen Demokratie ist - trotz aller Aufregung über jüngste
Affären - nicht die Wahlkampffinanzierung, sondern der Boulevard, der
mit fragwürdigen Methoden die Entscheidungsfindung der Wähler
manipuliert. War Hans Dichand dabei noch ein Überzeugungstäter, so
hat die heutige Generation von Zeitungsmachern daraus ein
Geschäftsmodell entwickelt, wie auch eine aktuelle Studie der Uni
Innsbruck zeigt: Wer Inserate schaltet, erhält positive Schlagzeilen.
Die Schützenhilfe von Krone, Heute und Österreich, und nicht seine
inhaltsleeren Broschüren, verhelfen Stronach derzeit zu
Aufmerksamkeit und Popularität. Ob dahinter konkrete Geldflüsse oder
nur Hoffnungen auf solche stehen, ist unklar. Jedenfalls wäre ein
Wahlerfolg seiner neuen Partei ein Grund, an der Integrität der
heimischen Demokratie zu zweifeln.
Umso schlimmer ist es, dass SPÖ und ÖVP die Behandlung der
Inseratenaffäre rund um Werner Faymann im Untersuchungsausschuss zu
verhindern wissen. Natürlich will der Kanzler nicht am Pranger
stehen, aber das System, das er einst perfektioniert hat, gehört
dringend aufgearbeitet.
Rückfragehinweis:
Der Standard, Tel.: (01) 531 70/445
Digitale Pressemappe: http://www.ots.at/pressemappe/449/aom
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
416287
weitere Artikel:
- Südwest Presse: Kommentar zur Krawallen Ulm (ots) - Es hätte kaum besser laufen können für die
gewaltbereiten Kurden, die das "Kulturfestival" in Mannheim zur
Gewaltorgie werden ließen: Mit ihrer Schlacht gegen die Polizei haben
sie erfolgreich Schlagzeilen und TV-Bilder geentert - und so mehr
Aufmerksamkeit für ihre Sache generiert, als es mit friedlichen
Mitteln je möglich gewesen wäre. Es ist ein Muster, das sich in immer
kürzeren Abständen wiederholt. Ob Neonazis, Linksautonome, Hooligans
oder Salafisten: Katz-und-Maus-Spiele mit der Polizei, der Aufbau von
Drohkulissen mehr...
- NRZ: Der Funke muss übergespringen - Kommentar zu den Paralympics von Carmen Friemond Essen (ots) - Als Lord Coe, der Chef-Organisator der Sommerspiele
von London, bei der Eröffnungsfeier der Paralympics ankündigte, die
Besucher würden inspiriert, mitgerissen und berührt werden, war das
kein leeres Versprechen. Sondern genau das, was folgte. Großartige
Wettkämpfe, großartige Athleten , großartige Stimmung in den nahezu
ausverkauften Stadien und Arenen. London hatte sich vorgenommen, die
besten paralympischen Spiele auf die Beine zu stellen. Das hat
funktioniert, nicht nur, weil Organisation und Wetter ziemlich
perfekt mehr...
- NRZ: Von der Leyen hat sich verrannt - Kommentar zur Rente von Miguel Sanches Essen (ots) - Wenn man über die Straße geht und mittendrin spürt,
dass es eng wird, ist es meist besser, nicht umzukehren. Dieser
Erfahrung folgt Ursula von der Leyen in dem Konflikt um die Rente.
Sie ist gut beraten, nicht einzulenken. Sie hätte es bloß nicht so
weit kommen lassen dürfen. Es war ein Fehler, die Zuschussrente und
die Altersarmut zu thematisieren, obwohl sie wusste, dass sie mit
ihrer Fraktion zusammenstoßen würde. Für Korrekturen braucht man
Verbündete, auch Zeit. Sie hätte es im ersten Jahr, nicht im letzten
Jahr mehr...
- NRZ: Viel Schmutz im Internet - Kommentar zu Wulff von Peter Toussaint Essen (ots) - Die NRZ hat sich an der Verbreitung der miesen
Gerüchte nie beteiligt. Als Christian Wulff sich live vor TV-Kameras
gegen den längst unvermeidlich gewordenen Rücktritt stemmte, erzählte
er von der anonymen Schmutzkampagne im Internet gegen seine Frau. Da
wurde das Thema einer breiten Öffentlichkeit bekannt. Jetzt wehrt
sich Bettina Wulff gegen den Weltkonzern Google. Und darum berichten
wir heute darüber. Im Internet wird geklaut, kopiert und verleumdet.
Es wird betrogen und mit Kinderpornos gehandelt. Und es wird viel mehr...
- WAZ: Patient Frankreich
- Kommentar von Gerd Niewerth Essen (ots) - Jagt François Hollande die reichen Franzosen mit
seiner geplanten 75-Prozent-Steuer massenhaft aus dem Land? Die
Absicht Bernard Arnaults, des Allerreichsten, ausgerechnet jetzt
Belgier zu werden, lässt den Streit über die Reichensteuer wieder
hoch kochen. Doch selbst wenn diese Steuer käme, würde sie allenfalls
300 Millionen Euro in die Kassen spülen. Viel zu wenig, um die
maroden Staatsfinanzen grundlegend zu ordnen. Will Frankreichs neuer
Präsident das ehrgeizige Drei-Prozent-Defizitziel nächstes Jahr
erreichen, mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|