Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu den Paralympics
Geschrieben am 09-09-2012 |
Bielefeld (ots) - Mal ehrlich: Haben Sie in diesen Tagen die
Paralympischen Sommerspiele verfolgt? Eigentlich konnten Sie sich
diesem sportlichen Spektakel kaum entziehen. Schließlich haben die
Medien so viel und so ausführlich berichtet wie noch nie. Allein die
öffentlich-rechtlichen Fernsehsender übertrugen mehr als 65 Stunden
live im Hauptprogramm. Das ist zunächst einmal eine erfreuliche
Entwicklung. Es soll in Deutschland aber immer noch Menschen geben,
die nicht wissen, was die Paralympics sind. Nun soll sich einer
Studie im Auftrag der Telekom und des Deutschen
Behindertensportverbandes zufolge zwar mittlerweile mehr als jeder
Zweite (58 Prozent) dafür interessieren. Die TV-Quoten sagten etwas
anderes aus. Ein Schnitt von knapp neun Prozent Marktanteil sind eben
keine 58 Prozent. Und weit von den Zahlen entfernt, die Olympische
Spiele erzielen. Es drängt sich der Eindruck auf, dass sportliche
Leistungen von Menschen mit Beeinträchtigungen weniger wert und nicht
massenkompatibel sind. Und bis zu den Winterspielen in Sotschi 2014
droht wieder eine zweijährige mediale Leere. Geht es um Menschen mit
Handicaps, wabert hierzulande seit jeher ein Mitleidsaspekt mit - der
manchmal in Heuchelei gipfelt -, aber auch Unsicherheit und
Unwissenheit im Umgang miteinander. Dahingehend können wir uns von
sonst so unterkühlten Briten viel abschauen. Sie haben mit großer
Begeisterung und Hingabe gezeigt, dass Behinderte ein
selbstverständlicher Teil der Gesellschaft sind. Es war ein
erfrischend unverkrampfter Umgang mit den Sportlern - ganz ohne
Barrieren in den Köpfen. In den Zeitungen rückte selbst der Fußball
auf die hinteren Seiten, während paralympische Sieger auf den
Titelseiten prangten. Die mangelnde Anerkennung in Deutschland zeigt
sich unter anderem bei den Prämien. Nun sind diese dank der
Bundesliga-Stiftung kurz vor Beginn erhöht worden. Aber die
finanzielle Anerkennung ist immer noch zu gering. Für Olympia-Gold
gibt es mindestens doppelt so viel Geld. Von (finanzieller)
Gleichbehandlung sind Behindertensportler noch weit entfernt. Dabei
trainieren sie mindestens genauso intensiv. Und selbst dafür ist
meist nie genug Geld da: Viele müssen Trainer, Ausrüstungen und
Physiotherapeuten selbst finanzieren. Holen sie hingegen Gold, suhlen
sich der Verband und die Nation im Erfolg. Gehen sie leer aus, haben
sie viel ausgegeben - mehr nicht. Grotesk. Die Paralympics haben so
eindrucksvoll wie noch nie gezeigt, dass auch Menschen mit Handicap
Spitzenleistungen bringen können und nicht weniger wert sind als die
Nichtbehinderten. Die Briten haben Sportlern gehuldigt, die ein
Handicap haben, aber trotzdem voller Begeisterung ihrer Leidenschaft
nachgehen. Millionen andere Behinderte können das nicht, sie wollen
einfach nur von der Gesellschaft akzeptiert und respektiert werden.
London hat gezeigt: Unvollkommenheit ist völlig normal.
Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
416319
weitere Artikel:
- Neue OZ: Kommentar zu Bettina Wulff Osnabrück (ots) - Opfer können sich wehren
Gerüchte lassen sich schlecht wieder einfangen. Gerade Prominente
haben darunter zu leiden. Und die Gefahr, dass unabhängig vom
Wahrheitsgehalt immer etwas hängen bleibt, besteht. Was tun?
Bettina Wulff hat mutig gehandelt. Mit ihrer Offensive ist sie ein
Risiko eingegangen: Wer von den seit Langem gestreuten Gerüchten über
ihre angebliche Rotlicht-Vergangenheit noch nicht wusste, kennt sie
spätestens jetzt.
Doch die Frau des früheren Bundespräsidenten ist richtig
vorgegangen, mehr...
- Neue OZ: Kommentar zu Demonstration / Kriminalität / Kurden Osnabrück (ots) - Verspieltes Vertrauen
Nicht alle Ursachen der Krawalle auf einem kurdischen
Kulturfestival in Mannheim müssen auf den Konflikt mit der
Volksgruppe in der Türkei und angrenzenden Staaten zurückzuführen
sein. Massenveranstaltungen gehorchen oft ihren eigenen Gesetzen. Da
handeln einige wenige Gewaltbereite aus der Anonymität der
Menschenmenge heraus - und schon fühlen sich Umstehende stark, oder
sie prügeln schlicht aus Angst mit.
Dennoch sind die Krawalle besonders niederträchtig. Mitleid
verdienen vor mehr...
- Neue OZ: Kommentar zu Bundeswehr / Tierversuche Osnabrück (ots) - Verdrängte Debatte
Mag die Zahl der von der Bundeswehr vorgenommenen Tierversuche
vergleichsweise gering sein: Sie wirft ein Schlaglicht auf eine
verdrängte Debatte. Kocht das Tabuthema doch hoch, folgt schnell der
Hinweis auf Ersatzmethoden.
"Reagenzglas statt Versuchstier" lautet das hehre Anliegen. Die
Wirklichkeit sieht anders aus: Die Zahl der Tierversuche steigt.
Wurden 2005 rund 2,4 Millionen Tiere für solche Zwecke "verbraucht" -
die Forschung benutzt tatsächlich dieses Wort -, so waren es 2010 mehr...
- Neue OZ: Kommentar zu Soziales / Rente / SPD / Koalition Osnabrück (ots) - Unausgegorene Pläne
Vorteil von der Leyen: Zwar stößt ihr Vorschlag einer
Zuschussrente auf breite Kritik - sogar aus den eigenen Reihen wird
sie angegriffen. Doch zugleich hat sie - wieder einmal - Sensibilität
für sozialpolitische Fragen demonstriert. Nachteil für die SPD: Sie
stand bei einem für die Partei immens wichtigen Thema plötzlich mit
leeren Händen da und musste eilends nachlegen. Besonders glücklich
kann Parteichef Gabriel über diese Entwicklung nicht sein. Statt den
Takt vorzugeben, wirkt er wie mehr...
- Lausitzer Rundschau: Linke-Fraktionsvorsitzende tagen in Potsdam - und setzten auf den Staat / Sozial allein reicht nicht Cottbus (ots) - Die Linkspartei setzt auf den Sozialstaat, auf
Verteilungsgerechtigkeit und Frieden. So steht es in der Erklärung
ihrer Fraktionsvorsitzendenkonferenz, die am Samstag in Potsdam
getagt hat. Mit Themen wie der Forderung nach einem allgemeinen,
gesetzlichen Mindestlohn und dem Kampf gegen Lohndumping sind sich
die Linken treu geblieben: Wenn tagein, tagaus vor Altersarmut
gewarnt wird, die Europäische Währungsunion in Gefahr ist und nicht
nur Griechenland vor einem Staatsbankrott steht, sind vermutlich auch
die Wähler mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|