Armutsgefährdung in den meisten Bundesländern gestiegen
Geschrieben am 13-09-2012 |
Wiesbaden (ots) - Die Armutsgefährdung der Menschen lag im Jahr
2011 in den meisten Bundesländern über dem Niveau des Jahres 2010.
Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) weiter mitteilt, hatten
Bremen mit 22,3 % und Mecklenburg-Vorpommern mit 22,2 % bundesweit
die höchsten Armutsgefährdungsquoten.
In Mecklenburg-Vorpommern ging die Armutsgefährdungsquote um 0,2
%-Punkte auf 22,2 % leicht zurück. Daneben konnte nur Thüringen einen
Rückgang der Quote gegenüber dem Vorjahr erreichen (- 0,9 %-Punkte
auf 16,7 %). Beide Länder haben damit den kontinuierlichen Rückgang
der letzten Jahre fortgesetzt und erreichten im Jahr 2011 jeweils den
bisher niedrigsten Wert der Armutsgefährdung. Demgegenüber gab es in
Berlin (21,1 %) und in Nordrhein-Westfalen (16,6 %) durch beständige
Anstiege der Armutsgefährdung seit dem Jahr 2006 jeweils einen neuen
Höchststand. Berlin wies im Jahr 2011 zudem die höchste
Veränderungsrate von + 1,9 %-Punkten gegenüber dem Vorjahr aus.
Auch im Ost- und Westvergleich gibt es weiterhin deutliche
Unterschiede bei den Armutsgefährdungsquoten. Hatten im Jahr 2011 im
früheren Bundesgebiet (ohne Berlin) 14,0 % der Bevölkerung ein
erhöhtes Armutsrisiko, waren in den neuen Ländern (einschließlich
Berlin) 19,5 % der Menschen armutsgefährdet.
Diese Ergebnisse gehen aus aktuellen Berechnungen auf Basis des
Mikrozensus für das Jahr 2011 hervor, die von den Statistischen
Ämtern des Bundes und der Länder im Rahmen des Projekts
"Sozialberichterstattung der amtlichen Statistik" durchgeführt
wurden. Gemäß der Definition der Europäischen Union gelten Menschen
als armutsgefährdet, die mit weniger als 60 % des mittleren
Einkommens (Median) der Gesamtbevölkerung auskommen müssen. Nach den
Ergebnissen des Mikrozensus 2011 galten im Jahr 2011
Einpersonen-Haushalte mit einem monatlichen Einkommen von weniger als
848 Euro als armutsgefährdet. Die Grundlage der hier veröffentlichten
Armutsgefährdung ist die Armutsgefährdungsschwelle auf Bundesebene
(Bundesmedian), die für Bund und Länder einheitlich ist und somit
einen regionalen Vergleich ermöglicht.
Diese und weitere Armuts- und Sozialindikatoren, zum Teil in
tiefer regionaler Gliederung, sowie detaillierte methodische
Erläuterungen zu den Datenquellen und den angewandten
Berechnungsverfahren stehen im Internetangebot der Statistischen
Ämter des Bundes und der Länder unter
http://www.amtliche-sozialberichterstattung.de zur Verfügung. Dort
finden sich auch Armutsgefährdungsquoten, die auf Basis regional
unterschiedlicher Armutsgefährdungsschwellen ermittelt wurden. Das
Informationsangebot wird regelmäßig aktualisiert und
weiterentwickelt.
Methodische Hinweise:
Die hier veröffentlichten Armutsgefährdungsquoten wurden auf der
Grundlage der Ergebnisse des Mikrozensus 2011 berechnet. Der
Mikrozensus ist die größte jährliche Haushaltsbefragung in Europa; er
bietet aufgrund seiner Stichprobengröße die Möglichkeit, für alle
Bundesländer verlässliche Indikatoren zu ermitteln und zu
vergleichen.
Für die Berechnung von Armutsgefährdungsquoten kommen mehrere
Datenquellen der amtlichen Statistik in Betracht. Auf europäischer
Ebene und auf Bundesebene (insbesondere im Armuts- und
Reichtumsbericht der Bundesregierung) wird zur Berechnung von
Indikatoren, die die Einkommensarmut und -verteilung betreffen, die
Statistik "Leben in Europa" (EU-SILC) als Datengrundlage
herangezogen. Nach den Ergebnissen der EU-SILC-Erhebung 2010 ergab
sich, bezogen auf das Einkommensreferenzjahr 2009, bundesweit eine
Armutsgefährdungsquote von 15,6 %. Im Mikrozensus 2009 lag die Quote
bei 14,5 %. Zu beachten ist, dass sich Mikrozensus und EU-SILC sowohl
hinsichtlich des zu Grunde liegenden Einkommenskonzepts und der
Einkommenserfassung als auch hinsichtlich des Stichprobendesigns
unterscheiden. Für die Darstellung vergleichbarer Indikatoren auf
Ebene der Bundesländer kann EU-SILC nicht verwendet werden, da die
Stichprobe nicht groß genug ist, um auch für kleinere Bundesländer
die entsprechenden Indikatoren auszuweisen.
Neben den dargestellten Armutsgefährdungsquoten gemessen am
Bundesmedian werden im Rahmen der Sozialberichterstattung der
amtlichen Statistik auch Armutsgefährdungsquoten gemessen am Landes-
beziehungsweise regionalen Median berechnet. Hierzu wird das mittlere
Einkommen (Median) im jeweiligen Bundesland beziehungsweise in der
jeweiligen Region herangezogen. Dadurch wird den Unterschieden im
Einkommensniveau zwischen den Bundesländern beziehungsweise Regionen
Rechnung getragen. Regionale Einkommensunterschiede werden zum Teil
durch Unterschiede im Preisniveau (insbesondere im Mietniveau)
ausgeglichen. Dies kann dazu führen, dass die Armutsgefährdung
gemessen am Bundesmedian in prosperierenden Regionen unterschätzt und
andererseits die Armut in Regionen mit einem relativ niedrigen
Einkommensniveau überschätzt wird.
Armutsgefährdungsquoten sind gegenüber stichprobenbedingten
Schwankungen des mittleren Einkommens (Median) nicht sehr robust. Das
bedeutet, dass bereits geringe zufällige Schwankungen dieses
Einkommens merkliche Veränderungen der Armutsgefährdungsquote zur
Folge haben können. Deshalb sollten nur über einen längeren Zeitraum
stabile Entwicklungen inhaltlich interpretiert werden. Dies gilt
insbesondere für Armutsrisikoquoten kleiner Bevölkerungsgruppen oder
für regional tief gegliederte Ergebnisse.
Die vollständige Pressemitteilung (inklusive PDF-Version) mit
Tabelle sowie weiteren Zusatzinformationen und -funktionen, ist im
Internetangebot des Statistischen Bundesamtes unter
www.destatis.de/presseaktuell zu finden.
Weitere Auskünfte gibt:
Johannes Proksch,
Telefon: (0611) 75-8705
www.destatis.de/kontakt
Rückfragen an obigen Ansprechpartner oder an:
Statistisches Bundesamt
Pressestelle
E-Mail: presse@destatis.de
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