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Börsen-Zeitung: Im Rahmen des Mandats, Kommentar zu den jüngsten Ankündigungen der US-Notenbank zum Aufkauf von Anleihen, von Stephan Balling.

Geschrieben am 13-09-2012

Frankfurt (ots) - Sehr einfallsreich ist es natürlich nicht, wie
die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) derzeit agiert. Ihr Motto
lautet: Der Wirtschaft geht es schlecht? Gut, dann drucken wir halt
Geld, wird schon helfen. Wir lassen die Zinsen noch bis mindestens
Mitte 2015 nahe null und kaufen kräftig neue Anleihen. Nur: Bisher
hat diese Medizin nicht so recht geholfen. Trotz der Käufe von
Staats- und Hypothekenanleihen bleibt die Konjunktur schwach, die
Arbeitslosigkeit hoch. Immerhin hält sich die Inflation in Grenzen;
sie lag zuletzt wieder deutlich unter der Fed-Zielmarke von 2%.

Die Fed hat ihre Bilanzsumme seit der Pleite von Lehman Brothers
auf 2,9 Bill. Dollar fast verdreifacht. Sie hält allein für 1,6 Bill.
Dollar amerikanische Staatsanleihen auf ihren Büchern. Das entspricht
mehr als 10% der gesamten US-Schulden. Damit ist die Fed der größte
Gläubiger der US-Regierung - vor China. Zum Vergleich: Die
Europäische Zentralbank (EZB) hat bisher für 210 Mrd. Euro
europäische Staatsbonds gekauft und damit gerade mal 2,6% der
Bruttoschulden Eurolands auf ihrer Bilanz.

Allerdings kaufte die Fed bisher vor allem die sichersten und
liquidesten Assets am Markt, also Anleihen des US-Zentralstaats. Die
EZB tut genau das Gegenteil. Sie will ausgerechnet jene Papiere
kaufen, die am Markt als hochriskant gelten, also die Bonds der
Euro-Krisenländer. Die Fed verteilt nicht zwischen den Steuerzahlern
etwa Kaliforniens und Texas um. Deren Staatsschulden fasst sie nicht
an. Die EZB dagegen lastet den deutschen Steuerzahlern das Risiko
spanischer Staatsbonds auf.

Die Gefahr ist, dass ein Krisenland am Ende doch noch einen
Default hinlegt. Dann haftet der deutsche Steuerzahler für die
Papiere auf der EZB-Bilanz mit 27%. Sollte an einer solchen Pleite
die Währungsunion zerbrechen, könnte der Schaden über die
Target-2-Salden sogar noch deutlich größer werden. In den USA ist das
anders, dort wird - wenn überhaupt - einzelnen Bundesstaaten
fiskalpolitisch geholfen, also per Parlamentsbeschluss. Damit wird
der Grundsatz "No Taxation without Representation" geachtet. Die EZB
dagegen schert sich kaum noch um solche demokratischen Grundwerte.
Letztlich sind ihre Käufe Fiskalpolitik. Doch dafür verfügt sie über
keine demokratische Legitimation.

Sicher, auch die Fed-Politik ist kritikwürdig. Eine Flut billigen
Geldes löst Strukturprobleme einer Volkswirtschaft nicht, weder in
Europa, noch in Asien, noch in Amerika. Aber immerhin werden in den
USA die Grundsätze der Gewaltenteilung respektiert. Als Europäer wäre
man damit mittlerweile schon zufrieden.

(Börsen-Zeitung, 14.9.2012)



Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de


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