Hagen (ots) - Aus dem Orient nichts Neues. Brennende Fahnen,
wutverzerrte Demonstrantengesichter, eine tobende Menge am Zaun
irgendeiner US-Botschaft, Fäusteschütteln, gebrüllte Todesschwüre.
Vertraute Bilder. Der Dichter Salman Rushdie lebte jahrelang als
Einsiedler unter Polizeischutz, weil seine "Satanischen Verse" den
Unmut eines Ayatollahs erregt hatten. Später waren es die Dänen,
deren Karikaturen-Vorwitz den Frommen missfiel. Jetzt sind es wieder
mal die Amerikaner, die manch Gläubiger in der islamischen Welt
ohnehin für den Großen Satan hält.
Ja, es wird uns bei
jeder Gelegenheit drastisch demonstriert: Wer sich am Propheten
Mohammed vergreift, und sei es satirisch, hat Risiken und
Nebenwirkungen einzukalkulieren. Müssen wir dafür Verständnis haben?
Das hieße freilich, die Demonstranten in Kairo oder Benghasi nicht
als verantwortliche globale Mitbürger, sondern als der Nachsicht
bedürftige Irre zu betrachten.
Globaler Mitbürger, das ist
freilich ein großes Wort. Woran der Globus krankt, ist auch die
Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen. Da bestehen Gesellschaften, in
denen Religion Privatsache und die Beleidigung des Papstes allenfalls
noch eine Geschmacksfrage ist, neben anderen, denen Religion
tödlicher Ernst ist.
Und sie bestehen nicht einfach
nebeneinander. In einer Zeit, in der jede Information in
Sekundenschnelle um die Welt rast, hocken sie hautnah aufeinander.
Solche Nähe ist nur mit gegenseitiger Rücksichtnahme auszuhalten. Den
Propheten zu beleidigen, ist in einer freien Gesellschaft unser gutes
Recht. Ob es klug und human ist, darauf zu beharren, ist eine andere
Frage.
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