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Börsen-Zeitung: Verteilungskämpfe, Kommentar zum Einzelhandel von Andreas Heitker

Geschrieben am 18-09-2012

Frankfurt (ots) - Die Energiekosten werden für den deutschen
Einzelhandel zu einem immer größeren Ärgernis. Nicht nur, dass die
Kaufkraft der Verbraucher durch den unaufhaltsamen Anstieg der Strom-
und Gaspreise, die heute schon mehr als ein Drittel über dem Niveau
von 2005 liegen, leidet. Es geht vor allem auch um die Händler
selbst. In einem normalen kleinen Supermarkt mit einer Verkaufsfläche
von 1200 Quadratmetern schlagen die Energiekosten heute schon mit
rund 18000 Euro pro Jahr zu Buche. Sollte die EEG-Umlage wie
befürchtet demnächst auf 5,3 von derzeit 3,6 Cent je Kilowattstunde
steigen, hätte ein solcher Supermarkt schon eine jährliche
Energierechnung von 27000 Euro zu schultern. Bei den heutigen
mickrigen Margen im Handel ist dies nicht ohne weiteres wegzustecken.

Im deutschen Einzelhandel würde die genannte Steigerung der
Ökostromumlage insgesamt Mehrkosten von 780 Mill. Euro verursachen.
Hinzu kommen aber auch noch weitere Belastungen im Zusammenhang mit
der Energiewende: Allein die Ende August von der Bundesregierung
beschlossene Umlage für den Ausbau der Offshore-Windenergie kostet
die Händler rund 100 Mill. Euro im Jahr. Dass das Murren in der
Branche über die Ausgestaltung der Energiewende immer lauter wird,
ist daher mehr als verständlich.

Der Einzelhandel ist insgesamt der drittgrößte Energieverbraucher
in der deutschen Wirtschaft. Die Branche kann aber keine Ausnahmen
und vergünstigten Strompreise wie die energieintensive Industrie in
Anspruch nehmen, und sie kann auch nicht mit einer Abwanderung ins
kostengünstigere Ausland drohen.

Der Umbau der Energieversorgung in Deutschland schlägt sich
mittlerweile immer stärker in den Kostenrechnungen der Unternehmen
nieder. Der Einzelhandel ist hier nur ein Beispiel. Dieses zeigt aber
eindringlich, wie stark mittlerweile die Verteilungskämpfe der
Branchen untereinander schon begonnen haben. Dabei geht es immer
wieder neu um die Frage, wer denn die Energiewende im Endeffekt
bezahlen soll. Nicht nur der Handel, auch die Stahl- oder die
Chemieindustrie haben schließlich berechtigte Interessen, von
existenzbedrohenden Zusatzlasten befreit zu werden.

Bislang galt das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) als Antwort auf
diese Frage. Doch mehr und mehr zeigt sich, dass die Lastenverteilung
noch einmal grundsätzlich auf den Prüfstand gehört. Ansonsten wird
die Energiewende einmal an zu geringer Akzeptanz aller Beteiligten
scheitern.



Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de


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