ZDF-Journalisten in Belarus verhaftet / Reporter ohne Grenzen kritisiert Zensur vor der Wahl am Sonntag
Geschrieben am 19-09-2012 |
Berlin (ots) - Damit sie nicht über eine Protestaktion der
Opposition berichten, hat die Polizei in Minsk gestern (18.9) mehrere
Journalisten vorübergehend festgenommen, darunter ein Kamerateam des
ZDF und zwei Fotografen der Nachrichtenagenturen AFP und AP. "Die
Zensur des Regimes vor der Parlamentswahl hat damit einen neuen
Höhepunkt erreicht", kritisiert Reporter ohne Grenzen (ROG) in
Berlin. Die Kandidaten der Opposition kommen in staatlichen Medien
kaum zu Wort, regierungskritische Nachrichtenseiten werden blockiert.
ROG verurteilt zudem die Einreiseverbote gegen die Korrespondenten
von Deutschlandradio und ZDF, die über die Wahl berichten wollten.
Bei der Protestaktion am Dienstag hatten Aktivisten der
Jugendorganisation Zmena zu einem Boykott der Wahlen am Sonntag
aufgerufen - in belarussischen Medien ein Tabuthema. Unbekannte in
Zivil unterbrachen die Veranstaltung und nahmen die anwesenden
Journalisten fest: neben den russischen ZDF-Mitarbeitern Dmitri
Rudakow und Alexej Akulow und den Fotografen Sergej Grits (AP) und
Wasili Fedosenko (Reuters) auch mehrere belarussische Kollegen, unter
anderem den Kameramann der unabhängigen Nachrichtenagentur BelaPAN,
Pawel Podobed.
AP-Fotograf Grits wurde bei der Festnahme am Auge verletzt. "Wir
wurden mit Gewalt in einen Bus gezerrt", berichtete er der
belarussischen Zeitung Nascha Niwa (http://bit.ly/S6YOaC). Die
unbekannten Störer der Aktion hätten sich geweigert sich auszuweisen
und den Journalisten Kameras und Mobiltelefone abgenommen. Nach
mehreren Stunden in einer Minsker Polizeistation wurden die Reporter
freigelassen und erhielten ihre Ausrüstung zurück. Aufnahmen der
Protestaktion wurden gelöscht, so Grits.
Der Belarussische Journalistenverband beklagt in seiner jüngsten
Analyse der Wahlberichterstattung, staatlich kontrollierte Medien
würden bewusst verhindern, dass sich die Bevölkerung über
verschiedene Kandidaten und deren Programme informiert
(http://bit.ly/UbQUie). Überwacht wird inzwischen vor allem das
Internet: Ende August wurden Moderatoren regierungskritischer Gruppen
im sozialen Netzwerk Vkontakte wegen "Störung der öffentlichen
Ordnung" zu mehreren Tagen Haft verurteilt. Die der Opposition
nahestehenden Nachrichtenseiten charter97.org und belaruspartisan.org
wurden blockiert (http://bit.ly/QggEab).
Die Staatsspitze behindert indes nicht nur einheimische
Journalisten bei der Berichterstattung. Nachdem die Behörden der
Deutschlandradio-Korrespondentin Gesine Dornblüth ein Visum für
Belarus verweigerten (http://bit.ly/O6J7xr), teilte nun auch die
Leiterin des ZDF-Studios in Moskau Anne Gellinek mit, sie sei zur
"unerwünschten Person" erklärt worden. ROG fordert die belarussische
Regierung auf, die Einreiseverbote zurückzunehmen.
Reporter ohne Grenzen zählt den belarussischen Präsidenten
Alexander Lukaschenko zu den größten Feinden der Pressefreiheit
weltweit und führt das Land in seinem aktuellen Bericht zur
Internetzensur auf. Auf der ROG-Rangliste ist Belarus mit Platz 168
von 179 Schlusslicht in Europa. Die Situation hatte sich nach der
brutalen Niederschlagung von Protesten gegen die gefälschte
Präsidentschaftswahl im Dezember 2010 enorm verschlechtert.
Weitere Informationen zur Situation in Belarus in englischer
Sprache finden Sie unter: http://bit.ly/NCpiLw
Pressekontakt:
Reporter ohne Grenzen
Ulrike Gruska
Pressearbeit
presse@reporter-ohne-grenzen.de
www.reporter-ohne-grenzen.de
T: +49 (0)30 202 15 10 - 16
F: +49 (0)30 202 15 10 - 29
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