Lausitzer Rundschau: Der Säulenheilige
Zum Umgang der CDU mit Alt-Kanzler Helmut Kohl
Geschrieben am 24-09-2012 |
Cottbus (ots) - Die geplante Jubelorgie der CDU für Helmut Kohl in
dieser Woche hat einen schalen Beigeschmack. Dabei wird das Naturell
eines Menschen ausgenutzt, der nah am Wasser gebaut und wenig
selbstkritisch ist. Und der selbst nicht reden kann. Rührende Bilder
sind garantiert. Das Volk braucht diese Jubelveranstaltungen nicht;
noch ist der 30.Jahrestag der Regierungsübernahme durch
Schwarz-Gelb kein Gedenktag, noch haben die meisten Bürger selbst ein
Bild von diesem Kanzler - und das ist eher widersprüchlich. Nur die
CDU braucht Helmut Kohl als Säulenheiligen. Dabei wäre er geerdet
wahrscheinlich sogar größer. Kanzler der Einheit, so heißt Helmut
Kohl mit einem gewissen Recht, weil jeder andere, der 1990 regiert
hätte, es wahrscheinlich verpatzt hätte. Kohl aber hat instinktiv die
Wiedervereinigungsdynamik begriffen und forciert. Der Preis dafür
wird freilich gern übersehen. Den Menschen im Osten wurde
verschwiegen, welche Brüche auf sie zukommen würden. Und den Menschen
im Westen, was das alles kostet. Kanzler Europas, auch das war Kohl
mit Leidenschaft, doch hier muss ebenfalls ein Aber gesetzt werden:
Die unausgereifte Konstruktion des Euro, eine Gemeinschaftswährung
ohne gemeinsame Wirtschafts- und Finanzregierung, geht voll auf Kohls
Kappe, damit auch ein Teil der Verantwortung für den heutigen
Schlamassel. Kanzler der inneren Reformen - das war Helmut Kohl
nicht. Er hat das Land strukturell kaum vorangebracht, sondern einen
gesellschaftlichen und sozialen Reformstau aufgetürmt. Als er 1998
abgewählt wurde, gab es sogar in der Union ein gewisses Aufatmen. Ein
Machterhalter für die CDU, das allerdings war Helmut Kohl ganz
sicher. Schon wegen der 16Jahre Amtszeit als Kanzler. Aber
auch hier die Kehrseite, der brutale Stil nach innen und -
unverzeihlich - die Annahme anonymer Spenden. Dieser Rechtsbruch
wirkt durch das Verschweigen der Spender bis heute nach. Angela
Merkel ist ebenfalls eine perfekte Machterhalterin, aber das
verbiesterte Denken in Lagern und parteipolitischen Feindbildern, wie
es Kohl pflegte, ist ihr fremd. Und das ist gut so. Merkel ist in der
Distanzierung zu diesem Charakterteil Helmut Kohls politisch groß
geworden. "Nur auf einem wahren Fundament kann die Zukunft aufgebaut
werden", schrieb sie 1999 in einem offenen Brief zur
Kohl-Spendenaffäre. Das wird sie am Donnerstag bei ihrer Lobrede auf
den Altkanzler wahrscheinlich nicht beherzigen. Und deshalb wird
diese Veranstaltung die CDU nicht viel voranbringen.
Pressekontakt:
Lausitzer Rundschau
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