Jeder zehnte Arbeitnehmer in Europa ist aufgrund von Depressionen seinem Arbeitsplatz ferngeblieben - das sind laut einer neuen Umfrage über 21.000 verlorene Arbeitstage
Geschrieben am 01-10-2012 |
Brüssel (ots/PRNewswire) -
- Depression verursacht pro Episode durchschnittlich 36 verlorene
Arbeitstage
- Führungskräfte melden Bedarf an verbesserter Gesetzgebung, einschliesslich
Schulung und Beratung zur Bewältigung der Herausforderung
Laut einer neuen Umfrage der European Depression Association ist
jeder zehnte befragte Arbeitnehmer in Europa aufgrund von
Depressionen seinem Arbeitsplatz ferngeblieben, wobei pro Episode
durchschnittlich 36 Arbeitstage verloren gehen. Dies entspricht mehr
als 21.000 verlorenen Arbeitstagen in dieser Personengruppe. Trotz
des Ausmasses dieses Problems berichtet aber beinahe jede dritte
Führungskraft, über keine offizielle Unterstützung oder Hilfsmittel
für den Umgang mit depressionskranken Mitarbeitern zu verfügen, und
43 % forderten verbesserte Richtlinien und Gesetze zum Schutz der
Mitarbeiter.
Klicken Sie hier für die deutsche Version der Pressemitteilung
http://www.multivu.com/mnr/56613-european-depression-association
Stephen Hughes (Mitglied des Europäischen Parlaments) äusserte
sich zu den Ergebnissen: "Depression am Arbeitsplatz ist ein
arbeitspolitisches und gesellschaftliches Problem, das schweren
Schaden anrichtet und Aufmerksamkeit sowie Massnahmen von der
Europäischen Union erfordert. Die Einbeziehung der Depression am
Arbeitsplatz in die neue Strategie der Europäischen Kommission für
Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz, in den kommenden Jahren
durch gesetzgeberische Massnahmen gestützt, würde einen
herausragenden Fortschritt darstellen, um Arbeitnehmer in Europa
wirksamer zu schützen und letztendlich zu wirtschaftlichem und
sozialem Wohlstand beizutragen."
Depression ist die vorherrschende psychiatrische Störung bei
Menschen im erwerbsfähigen Alter, und mehr als 30 Millionen
europäische Bürger werden zu irgendeinem Zeitpunkt in ihrem Leben an
Depression leiden.[1] In der IDEA-Umfrage (Impact of Depression in
the Workplace in Europe Audit) wurden über 7000 Menschen in Europa
befragt. Das Ergebnis war, dass 20 % der befragten Personen
irgendwann mit Depression diagnostiziert worden waren. Die höchste
Rate verzeichnete Grossbritannien (26 %), die niedrigste Italien (12
%). Arbeitnehmer in Deutschland (61 %), Dänemark (60 %) und
Grossbritannien (58 %) blieben am ehesten aufgrund ihrer Depression
dem Arbeitsplatz fern, während nur 25 % der Arbeitnehmer in der
Türkei berichteten, sich von der Arbeit freigenommen zu haben.
Die Kosten für Depression wurden im Jahr 2010 in der EU auf 92
Milliarden Euro geschätzt, wobei Produktivitätsverlust aufgrund von
Absentismus (Fehlen am Arbeitsplatz) und Präsentismus (Anwesenheit am
Arbeitsplatz trotz Erkrankung) über 50 % aller Kosten im Zusammenhang
mit Depression ausmachten.[1] Bei der IDEA-Umfrage betrug die
durchschnittliche Anzahl von Arbeitstagen, die während des letzten
depressiven Episode versäumt wurde, 36 Tage, wobei Deutschland und
Grossbritannien die höchste Anzahl (41 Tage) und Italien (23 Tage)
die niedrigste Anzahl verzeichneten.
Trotz der depressionsbedingten hohen Ausfallraten gab jeder
vierte Arbeitnehmer an, seinen Arbeitgeber nicht über seine
Depression unterrichtet zu haben. Jeder dritte unter ihnen erklärte,
in der gegenwärtigen Wirtschaftslage um seinen Arbeitsplatz zu
fürchten.
Die kognitiven Symptome der Depression
(Konzentrationsschwierigkeiten, Unentschlossenheit und/oder
Vergesslichkeit) verursachen erhebliche Beeinträchtigungen der
Arbeitsausübung und Produktivität[2] und sind bei einer depressiven
Episode 94 % der Zeit vorhanden.[3]Die Umfrage zeigt allerdings, dass
das Bewusstsein für diese Symptome relativ unterentwickelt ist: Bei
einer Befragung nach den Anzeichen einer Depression gaben nur 33 %
Vergesslichkeit, 44 % Unentschlossenheit und 57 %
Konzentrationsschwierigkeiten an. Im Gegensatz dazu identifizierten
88 % gedrückte Stimmung und Traurigkeit als Anzeichen für Depression.
Unter den befragten Führungskräften berichtete beinahe jeder
Dritte, keine offizielle Unterstützung für den Umgang mit depressiven
Mitarbeitern zu erhalten. Der Mangel an Unterstützung war in
Deutschland am höchsten (51 %) und in der Türkei am niedrigsten (10
%). Führungskräfte in Grossbritannien (55 %) erhielten am ehesten
Unterstützung von ihrer Personalabteilung, während Führungskräfte in
der Türkei am ehesten Unterstützung von einer medizinischen Fachkraft
erhielten (79 %).
Führungskräfte, die nach Massnahmen zur Unterstützung von
depressiven Arbeitnehmern am Arbeitsplatz befragt wurden, gaben am
häufigsten mehr Beratungseinrichtungen sowie verbesserte staatliche
Rechtsvorschriften und Richtlinien an. In der Türkei forderten
Führungskräfte am ehesten bessere Gesetzgebung (55 %) und Schulung
aller Mitarbeiter (63 %). Englische und Türkei Führungskräfte wollten
bessere Beratungseinrichtungen (jeweils 56 % und 53 %), während
deutsche Führungskräfte als erstes eine Schulung der Vorgesetzten
nannten (53 %).
Dr. Vincenzo Costigliola, President der European Depression
Association, erklärte: "Die Ergebnisse der IDEA-Umfrage zeigen, dass
viel zur Bewusstseinsschärfung sowie zur Unterstützung von
Arbeitnehmern und Arbeitgebern getan werden muss, um Depression am
Arbeitsplatz zu erkennen und in den Griff zu bekommen. Wir fordern
Entscheidungsträger auf, die Auswirkungen von Depression am
Arbeitsplatz zu prüfen, und beauftragen sie damit, den Entwurf einer
verbindlichen Gesetzgebung einzuleiten, die sich mit Depression sowie
der Sicherheit des Arbeitsplatzes und der Mitarbeiter beschäftigt."
Die vollständigen Ergebnisse der IDEA-Umfrage werden im Jahr 2013
veröffentlicht.
Anmerkungen für Redakteure
European Depression Association (EDA)
Die EDA ist eine Allianz aus Organisationen, Patienten, Forschern
und medizinischen Fachkräften aus 17 Ländern in ganz Europa. Jedes
Jahr am 1. Oktober organisiert die EDA den European Depression Day,
um das Bewusstsein für Depression in ganz Europa zu schärfen. Das
diesjährige Thema der Kampagne ist ?Depression am Arbeitsplatz?. Am
1. Oktober trifft eine Gruppe von politischen Sachverständigen und
Interessenvertretern in Brüssel zur Fortführung der Diskussion
zusammen, wie die Last und die Auswirkungen von Depression am
Arbeitsplatz in Europa am besten in Angriff genommen werden kann.
Diese Tagung erfolgt im Anschluss an die Expertenrunde zum Thema
Depression am Arbeitsplatz, die am 5. Juni von Stephen Hughes (MEP)
abgehalten worden war. Das übergeordnete Ziel der Tagung ist die
Sicherstellung einer rechtsverbindlichen EU-Gesetzgebung in Bezug auf
Depression am Arbeitsplatz.
Die EDA wird von der European Medical Association, International
Scientific Association, Centro Lombardo Recuperi Industriali, L.A.
Nuova Stampa und H. Lundbeck A/S finanziell unterstützt.
http://www.facebook.com/EuropeanDepressionAssociation
http://www.europeandepressionday.com
@The_EDA: #Europeandepressionday
Über die IDEA-Umfrage (Impact of Depression in the Workplace in
Europe Audit)
Die Umfrage wurde von Donnerstag, dem 30. August, bis zum 19.
September 2012 mit Hilfe eines Online-Panels des
Marktforschungsinstituts Ipsos MORI durchgeführt. Es wurden online
7065 Erwachsene im Alter zwischen 16 und 64 Jahren befragt, die
Arbeitnehmer oder Führungskräfte sind und in dieser Funktion
innerhalb der vergangenen 12 Monate in Europa tätig waren. Die
Ergebnisse werden gewichtet, damit die Stichprobe als repräsentativ
für dieses Profil gewertet werden kann. Vollständige Datentabellen
werden auf Anfrage zur Verfügung gestellt. Die Umfrage wurde durch
einen Bildungszuschuss von H. Lundbeck A/S unterstützt.
Literatur
1) Olesen, et al. Eur J Neurology. 2012; 19:155-162.
2) Greer TL et al. CNSDrugs 2010; 24(4):267-284
3) Conradi HJ, Ormel J,de Jonge P. Psychol Med. 2011; 41:1165-1174
Video:
http://www.multivu.com/mnr/56613-european-depression-association
Pressekontakt:
Weiterführende Informationen: For further information, please
contact Rita Wilp, E: info@wilp-pr.de / M: (+49) 551/770-80-61
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