 Allgemeine Zeitung Mainz: Wohlfühl-Oasen / Kommentar zur Buchmesse
Geschrieben am 08-10-2012 |
Mainz (ots) - Klagen gehört zum Geschäft - auch im Buchhandel,
auch in den Buchverlagen. Das jüngste resignative Stöhnen galt der
"Harry Potter"-Erfinderin Joanne K. Rowling und ihrem ersten
Erwachsenen-Roman "Ein plötzlicher Todesfall": Am Erstverkaufstag
keine Warteschlangen vor den Buchkaufhäusern, nirgends ein Sturm auf
die Rowling-Sondertische! Wenn es noch eines weiteren Beweises für
den Niedergang der Bücherkultur bedurft hätte, hier war er. Die
soeben veröffentlichten Verkaufslisten für die betreffende Woche nun
allerdings sehen völlig unerwartet doch Frau Rowlings 570-Seiten-Opus
an der ersten Stelle. Die Klage war mal wieder dramatischer als die
tatsächliche Bilanz. Was nun allerdings nicht heißt, dass sich die
Buchbranche ganz zu Unrecht Sorgen machen würde. Zumindest dem
traditionellen Buchhandel setzen der Internet-Vertrieb und langsam
auch das E-Book mächtig zu. Die gute Nachricht lautet: Es wird nach
wie vor gelesen. Die schlechte: Die Einkaufsgewohnheiten der
Lektüresuchenden haben sich radikal verändert. Bequemlichkeit ist
Trumpf. Zwei Mausklicks vor dem heimischen Bildschirm - und das
gewünschte Buch ist auf dem Weg. Was kaum noch eine Rolle spielt, ist
Beratung. Ein jeder glaubt, selbst zu wissen, was er braucht. Dass am
Ende auch viel Ärgerliches geordert wird, das dann trotzdem bezahlt
sein will, ist die Kehrseite der Medaille. Das mag mit Häme
verzeichnen, wer will: Es ist so. Für die Buchhandlungen gilt: Sie
können schon längst nicht mehr nur mit Wohlinformiertheit und guter
Beratung punkten. Und mit Klagen geht's erst recht nicht. Sie sollten
sich als Wohlfühl-Oasen verstehen, die wie selbstverständlich
vermitteln, wofür das Produkt Buch steht. Das ist leichter gesagt als
getan. Aber nur so kann's gehen.
Pressekontakt:
Allgemeine Zeitung Mainz
Florian Giezewski
Regionalmanager
Telefon: 06131/485817
desk-zentral@vrm.de
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