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McKinsey-Studie: Banken vor grundlegendem Wandel

Geschrieben am 09-10-2012

Frankfurt (ots) - Analyse der globalen Bankenindustrie: Bilanzen
stabiler, aber Ertragslage weiter schwach - Zusätzlicher Druck auf
Profitabilität erwartet - Grundlegende Transformation in drei Feldern
erforderlich

Weltweit haben Banken im Nachgang der Finanzkrise ihren
Eigenkapitalanteil an den Bilanzen erhöht und damit die Stabilität
des Sektors verbessert. In der Spitze hatte die globale
Bankenindustrie Bilanzen, die dem 22fachen ihres Eigenkapitals
entsprachen; seither haben die Banken diesen Hebel auf 17 reduziert.
Seit 2007 bauten sie ihr Tier-1-Kapital um rund zwei Billionen
US-Dollar aus, das entspricht einer Steigerung um 57%. Damit stieg im
weltweiten Durchschnitt die Tier-1-Kapitalquote von 8,2% auf 11,7%.
Das geht aus dem jährlichen globalen Bankenbericht von McKinsey
hervor, der in diesem Jahr "The triple transformation" betitelt ist.
"Die enormen Anstrengungen für mehr Stabilität zeigen Wirkung", sagt
Eckart Windhagen, Leiter der deutschen Banking Practice von McKinsey
und einer der Autoren der Studie. "Gleichzeitig haben die Banken
außerhalb der Schwellenländer jedoch bei weitem keine nachhaltige
Profitabilität erreicht und sind 2011 trotz einschneidender Maßnahmen
vieler Banken sogar wieder zurückgefallen", so der Experte.

Die Erträge haben zwar weltweit das Spitzenniveau aus dem Jahr
2007 wieder erreicht, allerdings alleine getrieben durch Wachstum in
den Emerging Markets, deren Ertragsanteil von 23% im Jahr 2007 auf
nunmehr 37% gestiegen ist. In den entwickelten Märkten sind die
Erträge dagegen nicht gewachsen. Der durchschnittliche Ertrag aufs
Eigenkapital (Return on equity, ROE) fiel von 8,4 auf 7,6% und lag
damit deutlich unter den Kapitalkosten. Speziell in Europa wirft die
Entwicklung des Bankensektors Fragen auf: Zwar verbesserten sich auch
in Europa die Eigenkapitalquoten deutlich, aber die Bereinigung der
Bilanzen ist noch nicht abgeschlossen. Wegen der schwachen Ergebnisse
der zuletzt stark strapazierten Banken in den Peripherieländern
Europas haben die Institute im europaweiten Durchschnitt überhaupt
kein Geld verdient. Selbst wenn die Banken aus den Peripherieländern
herausgerechnet werden, bleibt im restlichen Europa nur ein
durchschnittlicher ROE von 5%. In Westeuropa liegen die Erträge immer
noch 16% unter dem Vorkrisenniveau, während die Kosten weiter
gestiegen sind. Windhagen: "Die Herausforderungen für die Ertragslage
dürften sich weiter erhöhen, auch wenn die fundamentale Nachfrage
nach Bankdienstleistungen intakt ist." Als wesentliche Gründe nennt
der Berater

- die zunehmend komplexe und die Erträge belastende Regulierung,

- die Verlangsamung des Wachstums des weltweiten Banksektors, der
nicht mehr überproportional zulege, sondern sich nahe 5% der
globalen Wirtschaftsleistung (BIP) einpendeln werde,

- die Verschiebung einer Konsolidierung in der Branche durch die
staatliche Stützung angeschlagener Institute mit insgesamt 1,7
Billionen US-Dollar.

Um in diesem Umfeld nachhaltig erfolgreich zu sein, sollten die
Banken nach Einschätzung von McKinsey auf drei Feldern
Transformationen angehen: ihre Wirtschaftlichkeit beschleunigt
erhöhen, die Geschäftsmodelle in besonders betroffenen Segmenten
reformieren und einen grundlegenden Kulturwandel einleiten.

- Wirtschaftlichkeit. Indem sie ihre Kapitaleffizienz verbessern,
Wachstumsnischen besetzen und zusätzliche Ansätze zur
Effizienzsteigerung (z.B. Vereinfachung der Angebote, strategisches
Sourcing, Digitalisierung der Prozesse) nutzen, können viele Banken
zusätzlich zu den bereits geleisteten Umbauprogrammen ihre
Wirtschaftlichkeit beschleunigt erhöhen. Windhagen: "Das ist
notwendig, wird aber nicht in allen Segmenten reichen, insbesondere
nicht im Privatkundenund Kapitalmarktgeschäft; diese brauchen eine
Reform der Geschäftsmodelle."

- Geschäftsmodelle. Im Privatkundengeschäft sprechen zahlreiche
Aspekte für eine tiefgreifende Geschäftsmodellreform: Das
traditionelle Filialgeschäft ist ökonomisch stark unter Druck,
digitale Technologien eröffnen Möglichkeiten für innovative Produkte
und Services, viele Kunden sind unzufrieden, und erstmalig gibt es
attraktive alternative Anbieter in vielen Bereichen. Banken sollten
ihre überwiegend defensiven Strategien überdenken und die Chancen
dieses Wandels nutzen. Im Kapitalmarktgeschäft wiederum geht es um
die Wiederherstellung nachhaltiger Profitabilität nach dem Wegbrechen
weiter Teile des risikogetriebenen Geschäfts durch Regulierung und
steigende Refinanzierungskosten. Hier erwartet Windhagen eine
zunehmende Spezialisierung und Differenzierung der Geschäftsmodelle.

- Kulturwandel. "Das öffentliche Vertrauen zurückzugewinnen, ist
für den Bankensektor von strategischer Bedeutung und nicht bloß eine
Frage der PR", so Bankberater Windhagen. Am Kundennutzen orientierte
Produktneuheiten, eine angemessene Balance zwischen den Interessen
verschiedener Stakeholder und die Integrität der internen Prozesse
seien Voraussetzungen für nachhaltiges Wachstum im Bankensektor.

Hintergrund

McKinsey & Company ist die in Deutschland und weltweit führende
Unternehmensberatung für das Topmanagement. 28 der 30 DAX-Konzerne
zählen aktuell zu den Klienten. In Deutschland und Österreich ist
McKinsey mit Büros an den Standorten Berlin, Düsseldorf, Frankfurt am
Main, Hamburg, Köln, München, Stuttgart und Wien aktiv.



Pressekontakt:
Den vollständigen Report finden Sie unter
http://www.mckinsey.de/global-banking-report

Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an:
Kai Peter Rath, Telefon 0211 136-4204,
E-Mail: Kai_Peter_Rath@mckinsey.com


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