WAZ: Kinder, Eltern, Pragmatismus
- Kommentar von Birgitta Stauber-Klein
Geschrieben am 06-11-2012 |
Essen (ots) - Kita-Ausbau, Betreuungsgeld, Familie und Beruf, ja
auch: Frauenquote. Seit Jahren beherrschen diese Begriffe die Politik
und Medien. Wer ehrlich ist, kann es gar nicht mehr hören. Doch alles
hängt mit allem zusammen. Dass wir nicht loskommen von diesen Themen,
liegt daran, dass so gut wie jeder irgendwie betroffen ist, während
die Familienpolitik von Ideologien zerrieben wird, die zu absurden
politischen Entscheidungen führen. Bestes Beispiel: Das
Betreuungsgeld, mit dem Eltern belohnt werden, die ihr Kind nicht in
die öffentliche Kita stecken. Das heißt noch lange nicht, dass es das
von konservativen Kreisen gerühmte klassische
Alleinverdiener-Familienleben fördert. Die gehobene Mittelschicht
etwa kann damit und dem eingesparten Kita-Beitrag locker ein
Au-pair-Mädchen finanzieren oder mit anderen gut verdienenden Eltern
eine Privat-Kita gründen. Womöglich unterstützt das Betreuungsgeld
den privaten Kita-Ausbau für ehrgeizige Besserverdiener, die nicht
nur Kinder und Beruf, sondern auch die Karriere im Kopf haben - was
auch ein Beitrag zur Frauenförderung ist, weil die private Betreuung
den Rücken eher freihält als die öffentliche Kita. Der zweite Effekt:
Es fällt weniger auf, dass die Kommunen vor allem in den Städten viel
zu wenig Krippenplätze anbieten können, die über das Angebot einer
Verwahranstalt hinaus gehen. Schon heute tummeln sich 26 Kinder
zwischen zwei und sechs Jahren in einer Gruppe, schon heute erledigen
Praktikantinnen den Job von Erzieherinnen; und geht es nach den
kommunalen Spitzenverbänden, sollen die ohnehin zu schwachen
Qualitätskriterien für die Kleinkindbetreuung noch weiter aufgeweicht
werden, um den Rechtsanspruch zu retten. "Pragmatische Lösungen"
nennen das die Verantwortlichen. Sie sollten sich nicht wundern, wenn
Eltern sich künftig ganz pragmatisch verhalten, sich das
Betreuungsgeld schnappen und den Elternbeitrag sparen. Aber
vielleicht ist das auch gewollt: Dann wird Platz frei für all
diejenigen, die wirklich auf die Krippe angewiesen sind, was wiederum
die Lage entspannt. Wie gesagt, alles hängt irgendwie mit allem
zusammen.
Pressekontakt:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 - 804 6519
zentralredaktion@waz.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
427366
weitere Artikel:
- Mittelbayerische Zeitung: Abgekoppelt Regensburg (ots) - Von Reinhold Willfurth
Die Deutsche Bahn AG ist ein hochprofitables Unternehmen, das
seine Fernzüge gerne nach Paris und London schickt oder demnächst den
Nahverkehr von Stockholm dirigiert. Vor lauter Freude, dass das
Staatsunternehmen auf Auslandsmärkten reüssiert, vergisst der Staat,
sich um den heimischen Schienenverkehr jenseits von IC und ICE zu
kümmern. Oder wie soll man es nennen, wenn die Politik in Berlin und
München eine einmalige und bestens bewertete Gelegenheit ausschlägt,
den gordischen Güterverkehrsknoten mehr...
- Mittelbayerische Zeitung: Jetzt oder nie Regensburg (ots) - Von Hanna Vauchelle
Es ist jedes Jahr das gleiche Spiel: Kaum hat der europäische
Rechnungshof mit seinem Jahresbericht zum Haushalt der EU eine
mangelhafte Ausgabenpolitik attestiert, schieben sich die
Institutionen gegenseitig den schwarzen Peter zu. Doch bei kaum einem
Thema macht sich die EU so angreifbar wie mit ihrer Förderpolitik. Ob
Strukturfonds, ländliche Entwicklung oder soziale Projekte - es ist
in jedem einzelnen Fall der Steuerzahler, der in die Tasche greift.
Umso ärgerlicher ist es dann, wenn mehr...
- Mittelbayerische Zeitung: Kasperltheater Regensburg (ots) - Von Jürgen Scharf
In zehn Monaten wird in Bayern gewählt. Es ist legitim, dass sich
die Parteien bereits jetzt in Stellung bringen. Schade ist nur, dass
die Gier nach Wählerstimmen scheinbar die Sinne vernebelt. Oder, was
noch schlimmer wäre, dass man sich bewusst auf pseudo-populäre Themen
stürzt. Der Eiertanz, den etwa die Regierungskoalition im Landtag
zuletzt um die Verkaufsregelungen an Tankstellen und das Tanzverbot
an stillen Feiertagen machte, ist ein Kasperltheater. Bayern hält
sich immer noch an das mehr...
- Südwest Presse: LEITARTIKEL · KONJUNKTURPROGNOSEN Ulm (ots) - Gut getroffen
Volltreffer! Wenn die fünf Wirtschaftsweisen heute ihr neues
Konjunkturgutachten vorlegen, dann können sie stolz bilanzieren, dass
sie vor einem Jahr mit ihrer Prognose fast punktgenau richtig lagen:
Damals sagten sie für 2012 ein Wirtschaftswachstum von 0,9 Prozent
voraus. Tatsächlich werden es vermutlich 0,8 Prozent, so die
derzeitigen Schätzungen. Auch bei anderen zentralen Daten wie der
Entwicklung der Arbeitslosigkeit oder der Inflation waren ihre
Vorhersagen richtig. Diese Treffsicherheit ist erstaunlich mehr...
- Schwäbische Zeitung: Peinliche Rentendebatte - Kommentar Leutkirch (ots) - Eine bessere Vorlage könnte die schwarz-gelbe
Regierung ihren Kritikern nicht liefern. Kaum sind die dürftigen
Ergebnisse des Koalitionsgipfels verkündet, geht der kleinkarierte
Streit zwischen CDU, FDP und CSU weiter. Die Kabinettskollegen Ursula
von der Leyens scheinen es der Arbeitsministerin nicht zu gönnen,
sich als Kämpferin für den kleinen Mann zu verkaufen. Dieses Mal geht
es um die Höhe der Grundsicherung, die durch das neue Rentenkonzept
aufgestockt werden soll. Eine peinliche Debatte - kann sie doch nicht mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|