Brennholznutzung am Limit / Neue Studie: Im Jahr 2010 wurde in Deutschland erstmals mehr Holz verbrannt als verarbeitet / Energiewende treibt Brennholznachfrage / Holzindustrie unter Druck
Geschrieben am 08-11-2012 |
Berlin (ots) - Eine aktuelle Studie des Hamburger Wissenschaftlers
Professor Dr. Udo Mantau belegt den zunehmenden Einfluss der
Energiepolitik und der Energiepreise auf die Holznachfrage. Eine
wichtige Erkenntnis aus der laut Arbeitsgemeinschaft
Rohholzverbraucher e.V. (AGR) bedeutendsten Untersuchung zu Aufkommen
und Verwendung von holzartiger Biomasse: Im Jahr 2010, früher als
ursprünglich erwartet, wurde in Deutschland erstmals mehr Holz
energetisch verwendet als stofflich in Holzprodukten genutzt. "Das
sind brisante Erkenntnisse im Hinblick auf die anstehende Novelle der
Förderprogramme im Strom- und Wärmemarkt", kommentiert Dr. Denny
Ohnesorge, Geschäftsführer der AGR, die Ergebnisse der Untersuchung.
Seiner Ansicht nach gefährde die weitere Förderung der energetischen
Nutzung von Holz nicht nur auf lange Sicht die deutsche
Holzwirtschaft, sondern sei auch aus ökologischen Gesichtspunkten
mehr als fraglich.
Holz wird knapp - Branche unter Druck
Die Holzrohstoffbilanz - ein Teil der umfangreichen Studie
- offenbart für das Jahr 2010 einen gestiegenen Holzverbrauch von
insgesamt 135 Millionen Kubikmeter. Die energetische Verwendung
erreichte mit einem Verbrauchsanteil von 50,5 Prozent im Jahr 2010
(2005: 38,9 Prozent) einen neuen Höchststand. Die stoffliche Nutzung
fiel im Gegensatz dazu innerhalb von fünf Jahren von 61,1 Prozent auf
49,5 Prozent zurück. Nach Einschätzung von Mantau werde sich die
Entwicklung weiter fortsetzen. Die zusätzliche Nachfrage nach Holz
verschärft den Wettbewerb um den Rohstoff in Deutschland. "Die
Unternehmen der Holzindustrie spüren die Auswirkungen der
Holzverknappung und den damit verbundenen Preisdruck bereits
deutlich", sagt Ohnesorge. Sein Verband macht dafür im Wesentlichen
die Energiepolitik und die steigenden Energiepreise der letzten zehn
Jahre verantwortlich.
Staat soll Ausbau der Verbrennung von Holz nicht weiter fördern
Die Bundesregierung hat ein Ziel: Sie will die Holzverbrennung
weiter fördern und den Anteil am Energiemix steigern. Bei der AGR
stößt dieses Vorhaben auf Unverständnis. Die Politik solle nach
Ansicht des Verbandes Rahmenbedingungen schaffen, die auf einen
effizienteren Einsatz des nachwachsenden Roh- und Werkstoffes Holz
zielen. "Der Ausbau der Holzverbrennung darf nicht weiter gefördert
werden", so die Forderung an die Politik. Die AGR ist nicht
grundsätzlich gegen eine Verbrennung von Holz. Der knappe Rohstoff
solle jedoch möglichst effizient und wertschöpfend eingesetzt werden.
"Erst verwerten, dann verbrennen", so die Devise der AGR.
Förderinstrumente sollten demnach die vorrangig stoffliche Verwendung
forcieren und weitere Kapazitätssteigerungen bei der
Biomasseverbrennung vermeiden. Diese würden zu Lasten der
Rohstoffverfügbarkeit der Holzindustrie gehen und den Standort
Deutschland mittelfristig in Frage stellen.
Trotz Waldzuwachs keine Reserven
In der Holzrohstoffbilanz werden neben frischem Holz aus dem Wald
auch die Holzmengen erfasst, die aus Landschaftspflegeholz,
Energieholzplantagen sowie Sägespänen, Verarbeitungsresten und
Altholz stammen. Für das Jahr 2010 wurde in Summe ein Holzaufkommen
in Höhe von etwa 135 Millionen Kubikmetern errechnet. Aus dem Wald
stammen davon 86 Millionen Kubikmeter, bei einem jährlichen Zuwachs
von etwa 100 Millionen Kubikmetern auf der gesamten deutschen
Waldfläche. Damit wurde in Deutschland weiterhin weniger Holz
geerntet als im Durchschnitt pro Jahr zuwächst - ein Beleg für die
nachhaltige Forst- und Waldbewirtschaftung hierzulande. Dennoch
bestehen nach Ansicht der AGR unter den aktuellen Rahmenbedingungen -
wie Klimawandel, Naturschutzvorgaben und freiwilligen
Nutzungsrestriktionen - keine maßgeblichen Reserven für eine weitere
nachhaltige Steigerung des Waldholzaufkommens.
Zu viele heizen mit Holz
Von 2001 bis 2010 stieg der Verbrauch von Holz in privaten
Haushalten von elf Millionen auf 34 Millionen Kubikmeter. Davon
kommen 22 Millionen Kubikmeter frisch aus dem Wald, während sich
zwölf Millionen Kubikmeter auf weitere Sortimente verteilen wie
Schnittholzprodukte, Gebrauchthölzer oder Gartenholz. Als "sinnlos"
und "zu viel" bezeichnet Ohnesorge diesen Rohstoffeinsatz. Besonders
paradox: Nach Zahlen des Bundesministeriums für Ernährung,
Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) gelten von den 16
Millionen privaten Öfen Dreiviertel als überaltert. Erschwerend hinzu
kommt die schlechte Isolierung vieler Häuser. Unter wirtschaftlichen
und klimaschutzpolitischen Gesichtspunkten mache es mehr Sinn,
Holzprodukte langfristig zu verwenden, zu recyceln und erst am Ende
zu verbrennen.
Die Studie, bestehend aus sieben Einzelberichten und der
Holzrohstoffbilanz, steht unter http://bitly.com/Z3QTNt zum Download
zur Verfügung.
Download Bildmaterial: http://bit.ly/SvOQgp (Bildunterschrift:
"Immer mehr Holz landet in deutschen Öfen. Copyright: AGR")
Über die Arbeitsgemeinschaft Rohholzverbraucher e. V.
Die Arbeitsgemeinschaft Rohholzverbraucher e.V. (AGR) ist ein
freiwilliger Zusammenschluss von Unternehmen und Verbänden der
Rohholz verbrauchenden Branchen in Deutschland und den angrenzenden
Ländern. Die AGR koordiniert die Bearbeitung der Rohstoffrelevanten
Themen seiner Mitglieder und setzt sich für eine optimale Versorgung
der holzbe- und verarbeitenden Unternehmen mit dem nachwachsenden
Rohstoff Holz ein. Dabei tritt sie in Dialog mit Vertretern aus
Medien, Wirtschaft, Politik sowie Forschung und Lehre, um die
wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen für die Verwendung
von Holz zu verbessern.
Pressekontakt:
Arbeitsgemeinschaft Rohholzverbraucher e.V.
Dr. Denny Ohnesorge
Reinhardtstraße 18, 10117 Berlin
Tel.: +49 30 7202 0438 86
E-Mail: info@rohholzverbraucher.de
Internet: http://www.rohholzverbraucher.de
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