Westdeutsche Zeitung: Das Betreuungsgeld gibt der Regierung überraschend Aufwind - Punktsieg mit einem merkwürdigen Gesetz
Ein Kommentar von Martin Vogler
Geschrieben am 09-11-2012 |
Düsseldorf (ots) - Die Koalition hat gestern mit dem
Betreuungsgeld ein merkwürdiges Gesetz durch den Bundestag gebracht.
Doch trotzdem steht die Regierung plötzlich positiv da. Denn sie
nutzte die Debatte, um den sowieso Popularität einbüßenden
SPD-Kanzlerkandidaten Peer Steinbrück schlecht aussehen zu lassen.
Dabei hatte die Opposition gute Argumente gegen das von ihr
Herdprämie genannte Lieblingskind der CSU. Die Idee, Eltern dafür
finanziell zu belohnen, dass sie ihre Kinder nicht in Krippen
schicken, mag in sittlich-ländlichen Strukturen Bayerns sinnvoll
erscheinen. Im größten Teil Deutschlands ist sie kontraproduktiv. In
vielen bildungsfernen Familien und bei Migranten wird sie Anreiz
sein, den Nachwuchs zu Hause zu lassen. Die Folge sind geringere
soziale und intellektuelle Impulse. Deutschkenntnisse können sich
nicht entwickeln. Es besteht auch die Gefahr, dass Parallelkulturen
weiter erstarken und die Integration in Deutschland scheitert. Was
übrigens die Koalitionspartner CDU und FDP ebenfalls befürchteten. Um
des Koalitionsfriedens Willen stimmten die meisten Abgeordneten
gestern dennoch für das Betreuungsgeld.
Man kann solch ein Abrücken von Überzeugungen für pragmatisch
halten - oder es auch heftiger formulieren. Für die Opposition ist es
eigentlich ein gefundenes Fressen, wenn sie genüsslich frühere
Äußerungen von CDU-Ministerin von der Leyen und FDP-Generalsekretär
Patrick Döring gegen das Betreuungsgeld zitiert. Auch Kanzlerin
Angela Merkel glaubt man nicht, dass sie überzeugt dahinter steht.
Dass die Verabschiedung des Betreuungsgeldes trotz dieser schier
optimalen Voraussetzungen nicht zum Punktsieg für die Opposition
reichte, liegt vor allem an Peer Steinbrück. Er und die gesamte
Opposition hatten das Thema ideolgisch überreizt. Zeitweise klang es
so, als wolle die Regierung künftig Frauen am heimischen Herd
gefangen halten. Absurd. Und Steinbrück hatte verdrängt, dass er in
Zeiten der großen Koalition selbst ein Betreuungsgeld befürwortet und
als Finanzminister sogar das entsprechende Kinderförderungsgesetz
unterschrieben hatte. Diese Steilvorlage nutzte nun die Koalition.
Nach dieser Debatte und der Abstimmung kann sich die Regierung sogar
als gestärkt und sehr handlungsfähig sehen.
Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2370
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de
www.wz-newsline.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
428257
weitere Artikel:
- Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Betreuungsgeld Bielefeld (ots) - Ein gut verdienendes Pärchen gibt sein Kind zu
einer staatlich nicht geförderten Tagesmutter, beide gehen wieder
arbeiten. Diese Familie erhält Betreuungsgeld. Eine Alleinerziehende
bringt ihr Kind in einen Kindergarten, weil sie wieder arbeiten muss.
Sie erhält kein Betreuungsgeld. Ist das gerecht? Nein! Die Regierung
macht es den Kritikern leicht, das Betreuungsgeld zu zerpflücken. Die
Opposition hat die Mehrheit der Bürger hinter sich. Die CSU hat sich
durchgesetzt mit dem Versuch, ihre konservativen Wurzeln zu mehr...
- Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Peer Steinbrück Bielefeld (ots) - »Der Start von Peer Steinbrück hätte besser sein
können.« So klingt es meistens aus den eigenen Reihen, wenn die Lage
in Wahrheit miserabel ist. Die Diskussion über seine Nebenverdienste
hat Peer Steinbrück dramatisch geschadet. Selbst in der eigenen
Partei musste Merkels Herausforderer an Beliebtheit einbüßen. Damit
ist er für die SPD zum Problem-Peer geworden. Das hatten sich die
Sozialdemokraten vor vier Wochen wohl ganz anders vorgestellt. Peer
Steinbrück, der Kandidat mit der Beinfreiheit, sollte der Partei mehr...
- Weser-Kurier: Keine Bürgerbeteiligung und Umweltprüfung bei Fracking-Projekten in Niedersachsen Bremen (ots) - Bei der umstrittenen Gas-Fördermethode mittels
Fracking soll es in Niedersachsen auch künftig keine
Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) und Bürgerbeteiligung geben. Das
ergibt sich aus einer Rundverfügung des Landesamtes für Bergbau,
Energie und Geologie in Clausthal-Zellerfeld. Die Verfügung liegt dem
WESER-KURIER vor. Darin werden auf neun Seiten "Mindestanforderungen
an Betriebspläne, Prüfkriterien und Genehmigungsablauf für
hydraulische Bohrlochbehandlungen in Erdöl- und Erdgaslagerstätten in
Niedersachsen" aufgestellt. mehr...
- Rheinische Post: Dünnhäutiger Kandidat Düsseldorf (ots) - Als "Heulsusen" hat Peer Steinbrück einst
Parteifunktionäre bezeichnet. Der Hang zum Lamento ist SPD-immanent.
Nun ist es der Kandidat, der in der Nebentätigkeits-Debatte ein
sauertöpfisches Gesicht zieht. Steinbrück wittert eine Medienkampagne
und will so seine sinkenden Umfragewerte erklären. Der Mann, der
Gegner gerne hart angeht, hält die Hitze in der Küche des
Kanzlerkandidaten nicht aus. Die Fakten: Die Partei der kleinen Leute
muss eine Debatte darüber aushalten, dass ihr Kanzlerkandidat
Millionen mit Vorträgen mehr...
- Rheinische Post: Alternative zur Praxisgebühr gesucht Düsseldorf (ots) - Die Entscheidung zur Abschaffung der
Praxisgebühr ist äußerst populär. Wer hat sich noch nicht darüber
gerärgert, dass er die Praxisgebühr zahlen muss? Oder dass er sie
vielleicht gleich zweimal in einem Quartal entrichtet, weil er eine
Überweisung vergessen hat? So gesehen: Gute Idee, um sich fürs
Bundestagswahljahr 2013 ein bisschen warm zu laufen. Angesichts der
überbordenden Rücklagen bei den Krankenkassen ist die Entscheidung zu
verantworten, dem System jährlich zwei Milliarden Euro zu entziehen.
Dennoch wird mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|