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Internationales Forscher-Team entdeckt neues Alzheimer-Gen

Geschrieben am 15-11-2012

Hamburg (ots) -

Sperrfrist: 15.11.2012 00:01
Bitte beachten Sie, dass diese Meldung erst nach Ablauf der
Sperrfrist zur Veröffentlichung freigegeben ist.

Ein internationales Team von Alzheimer-Forschern hat bei
umfangreichen Genom-Analysen eine neue Gen-Variante gefunden, die
zwar selten ist, aber mit einem deutlich erhöhten Risiko für die
Alzheimer-Krankheit einhergeht. Der aktuelle Befund stützt vor allem
eine Vielzahl früherer Studienresultate, nach denen entzündliche
Prozesse eine wesentliche Rolle in der Pathogenese der Erkrankung
spielen.

Die Arbeit zeige - in Übereinstimmung mit anderen Studiendaten -
dass es sicher sinnvoll sei, sowohl bei der Suche nach weiteren
diagnostischen Indikatoren, also Biomarkern, als auch neuer
Alzheimer-Therapien entzündliche Vorgänge im Gehirn zu
berücksichtigen, so Harald Hampel (Universität Frankfurt am Main),
einer der an der aktuellen Genom-Studie beteiligten Wissenschaftler.
Die Arbeit des Teams um die Professoren Hampel und Kári Stefánsson,
Chef des isländischen Unternehmens "Decode Genetics", ist gerade im
renommierten "New England Journal of Medicine" erschienen.

Bei dem neuen Risikofaktor handelt es sich um die Variante eines
Gens, das die Bauanleitung für einen speziellen Zell-Rezeptor (TREM2)
enthält. Im Gehirn findet sich der Rezeptor vor allem auf
Mikroglia-Zellen, die, wenn sie aktiviert sind, an der Phagozytose
von Zell-Abfall und auch Amyloid beteiligt sind. Mikroglia-Zellen
können auch die Produktion proinflammatorischer Zytokine (etwa
Tumor-Nekrose-Faktor) fördern oder sich zu Antigen-präsentierenden
Zellen entwickeln, also möglicherweise eine Immunreaktion auslösen.

Die Gen-Variante beruht auf einer Punktmutation, die im
Gen-Produkt zu einem Austausch der Aminosäuren Histidin und Arginin
führt. Da der physiologische Rezeptor TREM2 an der Phagozytose -
unter anderem von toxischen Amyloid-Plaques - beteiligt ist, kann es
sein, dass der genetisch bedingt defekte Rezeptor einen gestörten
Abtransport solcher neurotoxischer Produkte zur Folge hat.

Nach Angaben der Forscher ist das Risiko-Allel (rs75932628-T) zwar
sehr selten (0,63 Prozent in der isländischen Studien-Population);
doch Träger dieses Allels haben, wie der Vergleich mit mindestens
85-jährigen Nicht-Trägern ergab, ein um den Faktor 2,92 erhöhtes
Alzheimer-Risiko. Diese Risiko-Zunahme entspricht in etwa jener, die
mit dem als Risikofaktor bekannten ApoE-e4-Allel verbunden ist
(Faktor 3,08). Dessen Häufigkeit in der isländischen Population ist
mit rund 17 Prozent jedoch deutlich größer.

Weitere Berechnungen des Teams lieferten zudem Hinweise darauf,
dass Personen mit der neuen Gen-Variante früher an Alzheimer
erkranken als Nicht-Träger. Außerdem hätten die Analysen gezeigt,
dass die kognitive Leistungsfähigkeit von 80 bis 100 Jahre alten
Trägern des Allels schlechter sei als die von gleichaltrigen
Nicht-Trägern, berichten die Autoren, deren Arbeit vom "National
Institute on Aging" und anderen Institutionen einschließlich der
EU-Kommission unterstützt wurde.

Dass entzündliche bzw. immunologische Prozesse eine wesentliche
Rolle in der Alzheimer-Entstehung spielen, haben Harald Hampel und
seine Kollegen bereits letztes Jahr in der Zeitschrift "Nature
Genetics" berichtet. In ihrer Analyse des Genoms von fast 60.000
Personen (knapp 20 000 Alzheimer-Patienten) hatten die Forscher fünf
Risiko-Gene (ABCA7, MS4A, EPHA1, CD33, CD2AP) gefunden, deren
Eiweiß-Produkte unter anderem beteiligt sind an zellulären
Transportprozessen, an der Regulation von Entzündungs- und
immunologischen Vorgängen und auch am Fettstoffwechsel. Die aktuelle
Genom-Analyse ist die Fortsetzung der früheren Genom-Analysen - mit
dem mittelfristigen Ziel, das gesamte genetische Profil der Alzheimer
Erkrankung zu beschreiben

Originalarbeit

Thorlakur Jonsson et. al.: Variant of TREM2 Associated with the
Risk of Alzheimer's Disease. N Engl J Med 2012; 14. November; DOI:
10.1056/NEJMoa11211103



Pressekontakt:
Prof. Dr. med. Harald Hampel, M.Sc., Johann-Wolfgang
Goethe-Universität, Frankfurt am Main
Email: harald.hampel@med.uni-muenchen.de; Sekretariat: Frau Anne
Loewert, Tel.: 069-6301-6373 (Sprechstunde Mo-Fr. 13.30-17.30 Uhr).


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