OV: Vertrauen ist der Schlüssel
Thema: Krankmeldung von Arbeitnehmern
Von Giorgio Tzimurtas
Geschrieben am 15-11-2012 |
Vechta (ots) - Drei Tage lang im Krankheitsfall ohne Attest bei
der Arbeit auszusetzen - das war bislang möglich und kann als
liberale Handhabung bezeichnet werden. Nun aber ist es
höchstrichterlich entschieden, dass Arbeitgeber bereits am ersten
Fehltag einen "gelben Schein" einfordern können. Jedenfalls solange
der Vertrag keine andere Regelung vorsieht. Das Urteil mag zwar
Rechtsklarheit schaffen, birgt aber Probleme.
Zum Beispiel solche: Wenn Frauen wegen Menstruationsbeschwerden
nicht arbeiten können, wenn eine heftige Migräneattacke oder eine
Kreislaufschwäche auftreten, dann soll jemand gleich zum Arzt? Der
Arbeitgeber kann darauf bestehen, er sollte es jedoch nicht. Denn es
liegt in seinem ureigenen Interesse, für ein gutes Betriebsklima zu
sorgen. Das zahlt sich immer aus. Denn: Wird der Eindruck übermäßiger
Strenge und der Schikane vermittelt, leidet die Gesamtproduktion. Je
besser die Stimmung im Betrieb ist, je höher die Identifikation des
Beschäftigten mit der Firma ist, desto geringer ist die
Wahrscheinlichkeit der Simulation von Krankheit.
Deshalb gilt: Auch künftig muss das gegenseitige Vertrauen der
Schlüssel in der Beziehung zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber
sein. Nicht alles, was gesetzlich möglich ist, muss auch praktiziert
werden.
Dass Arbeitgeber nun bei berechtigten Vermutungen auf einen
Missbrauch des Vertrauens eine Handhabe haben, ist eine zusätzliche
Absicherung. Dagegen kann niemand etwas haben. Viele Arbeitnehmer
sorgten ohnehin auch zuvor zügig für ein Attest.
Pressekontakt:
Oldenburgische Volkszeitung
Andreas Kathe
Telefon: 04441/9560-342
a.kathe@ov-online.de
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