Lungenkrebs im Visier der modernen Genetik / Neue Ansätze gegen Lungenkrebs setzen an genetischen Tumormerkmalen an
Geschrieben am 16-11-2012 |
Berlin (ots) - November ist Internationaler Lungenkrebsmonat[+]
Diagnose Lungenkrebs. Damit beginnt für etwa 50.000 Menschen, die
in Deutschland jedes Jahr an dieser Krebsart erkranken, ein
ungewisser, schwieriger Weg. Denn Lungenkrebs gilt als aggressiv und
besonders schwer zu behandeln. Neue Hoffnung bieten moderne
molekulare Diagnose- und Testverfahren. Mit deren Hilfe kann die
Tumorbiologie[*] bei jedem einzelnen Patienten bestimmt und
analysiert werden. Dies ermöglicht eine präzisere Behandlung,
basierend auf den spezifischen genetischen Merkmalen der Tumore. So
gibt es bereits Medikamente, die spezifisch auf die Folgen von zwei
Genveränderungen bei der häufigsten Lungenkrebsform, dem
nicht-kleinzelligen Lungenkrebs, ausgerichtet sind. Durch diesen
Ansatz der "Personalisierten Krebsmedizin" erhöht sich für rund ein
Fünftel der Betroffenen die Chance auf eine erheblich wirksamere
Behandlung. Weitere Informationen dazu unter
www.lungenkrebs-testen.de.
Personalisierte Medizin bei Lungenkrebs
Die Therapie von Lungenkrebs hängt von der Art des Tumors und dem
Krankheitsstadium ab. Im Praxisalltag dominieren oft Operation,
Bestrahlung und Chemotherapie. Aktuell steigt daneben die Bedeutung
der "personalisierten Medizin". Dieser moderne Behandlungsansatz
basiert darauf, dass Krebszellen bestimmte genetische Unterschiede
aufweisen und dass die Folgen dieser genetischen Veränderungen in
einigen Fällen als Angriffspunkte für eine gezielte Therapie genutzt
werden können. In vielen Fällen erhöht sich damit die Aussicht auf
eine wirksame Therapie erheblich. Nebenwirkungen einer nicht
wirksamen Therapie können besser vermieden werden.
Während personalisierte Therapien bei Brust-, Haut- und Darmkrebs
sowie bei vielen Leukämieerkrankungen bereits seit längerem
erfolgreich eingesetzt werden, ist dieser Ansatz in der
Lungenkrebstherapie relativ neu. Bei der häufigsten Form von
Lungenkrebs, dem nicht-kleinzelligen Lungenkrebs, können Patienten
jedoch bereits von personalisierter Medizin profitieren: Für etwa 20
Prozent der Betroffenen stehen Medikamente zur Verfügung, die an zwei
bestimmten genetischen Veränderungen von nicht-kleinzelligen
Lungenkrebstumoren ansetzen und auf dieser Basis gezielt in den
Stoffwechsel von Tumor-zellen eingreifen. In Studien hat sich
gezeigt, dass diese Medikamente bei bestimmten, molekular
charakterisierten Patientengruppen deutlich bessere Erfolgsaussichten
bieten als traditionelle Behandlungsmethoden wie Chemo- oder
Strahlentherapie [1],[2],[3],[4]
Erst testen, dann behandeln
Die Anwendung personalisierter Krebstherapien setzt voraus, dass
zuvor ein molekulargenetischer Test des Tumorgewebes durchgeführt
wird. Die Entnahme von Tumorgewebe (Biopsie) erfolgt oft bereits für
die Erstellung des ersten Befunds. Es kann notwendig sein, eine
solche Entnahme zu wiederholen. So lässt sich herausfinden, ob in den
Tumorzellen genetische Veränderungen vorhanden sind, die das
Tumorwachstum beeinflussen. Auf dieser Grundlage kann der Arzt
abschätzen, welche Behandlung für welchen Patienten am
erfolgversprechendsten ist - und ob es eventuell ein passendes
Medikament gibt, mit dem die Erfolgsaussichten der Behandlung erhöht
werden können. Schätzungen zufolge könnte heute rund ein Fünftel
aller Patienten mit nicht-kleinzelligem Lungenkrebs von einer
personalisierten Therapie profitieren. Damit diese Patienten den
Zugang zu entsprechenden Therapien erhalten, empfehlen Experten und
medizinische Fachgesellschaften eine flächendeckende
molekulargenetische Testung beim nicht-kleinzelligen Lungenkrebs
[5],[6]. Weitere Informationen dazu erhalten Betroffene von ihren
behandelnden Ärzten und unter www.lungenkrebs-testen.de.
Hintergrund Lungenkrebs
Lungenkrebs ist weltweit eine der häufigsten Krebserkrankungen
[7]. In Deutschland ist Lungenkrebs mit rund 50.000 Betroffenen pro
Jahr die dritthäufigste bösartige Tumorerkrankung [7]. Da die
Krankheit zu Beginn meist ohne Beschwerden verläuft, wird sie oft
sehr spät und manchmal nur zufällig erkannt - mit vielfach schlechten
Prognosen. Etwa 85 Prozent aller Tumoren der Lunge sind
nicht-kleinzellige Lungenkarzinome [8]. Die Prognose ist ungünstig:
Durchschnittlich überleben nur 10 bis 15 Prozent der Patienten die
ersten fünf Jahre nach der Diagnosestellung. Haben sich bereits
Metastasen gebildet, liegt die 5-Jahres-Überlebensrate sogar bei nur
6 Prozent [9]. Herkömmliche Chemo- und Strahlentherapie zeigen in
den meisten Fällen nur begrenzte Wirkung, sind dafür häufig jedoch
mit starken Nebenwirkungen verbunden. Vor diesem Hintergrund besteht
ein hoher Bedarf an verbesserten Behandlungsmöglichkeiten.
Weitere Informationen:
www.pfizer.de und www.lungenkrebs-testen.de
[+] Die "Global Lung Cancer Coalition"
(http://www.lungcancercoalition.org/de) hat den November zum "Lung
Cancer Awareness Month" ausgerufen. Ziel ist es, unter anderem
Aufmerksamkeit für die Betroffenen zu schaffen und über Lungenkrebs
zu informieren.
[*] Bei Krebs bezeichnet "Tumor" eine bösartige Gewebeneubildung.
Quellen
[1] Thomas M. et al. Personalisiert, individualisiert, stratifiziert
- Thoraxonkologie quo vadis? TumorDiagnostik und Therapie 2012; 33:
360-362.
[2] Rosell R, et al. Erlotinib versus standard chemotherapy as
first-line treatment for European patients with advanced EGFR
mutation-positive non-small-cell lung cancer (EURTAC): a multicentre,
open-label, randomised phase 3 trial. The Lancet Oncology 2012
Mar;13(3):239-46.
[3] Mok T et al. Gefitinib or carboplatin-paclitaxel in pulmonary
adenocarcinoma. New England Journal of Medicine 2009;361:947-957.
[4] Pao W et al. New driver mutations in non-small-cell lung cancer.
The Lancet Oncology 2011; 12: 175-80.
[5] DGHO-Leitlinie Lungenkarzinom, nicht-kleinzellig (NSCLC).
Abrufbar unter: http://www.dgho-onkopedia.de/de/onkopedia/leitlinien/
lungenkarzinom-nicht-kleinzellig-nsclc.
[6] Peters S et al. Metastatic non-small-cell lung cancer (NSCLC):
ESMO Clinical Practice Guidelines for diagnosis, treatment and
follow-up. Abrufbar unter:
http://annonc.oxfordjournals.org/content/23/suppl_7/vii56.full.
[7] Robert Koch Institut: Krebsregisterdaten - Lungenkrebs. Abrufbar
unter: www.krebsdaten.de/Krebs/DE/Content/Krebsarten/Lungenkrebs/lung
enkrebs_node.html.
[8] Wolf J. Prinzipien der individualisierten, zielgerichteten
Therapie am Beispiel des nicht-kleinzelligen Bronchialkarzinoms.
Deutsche Medizinische Wochenschrift 2011; 136: 480-485.
[9] American Cancer Society. Detailed guide: lung cancer - non-small
cell. Non-small cell lung cancer survival rates by stage. Abrufbar
unter: www.cancer.org/Cancer/LungCancer-Non-SmallCell/DetailedGuide/n
on-small-cell-lung-cancer-survival-rates.
Kontakt:
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