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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT zur FTD/zur Zukunft der Zeitung

Geschrieben am 06-12-2012

Bielefeld (ots) - Am Freitag ist Schluss: Die »Financial Times
Deutschland« stellt ihr Erscheinen ein. Wer guten Journalismus mag,
muss das Aus der »FTD« bedauern. Denn der Journalismus, den die
Zeitung mit dem lachsfarbenen Papier zu bieten hatte, war immer gut
und oft sogar exzellent. Das auch ist ein Grund, warum so viele
Journalisten Trauer tragen. Das Ende der »FTD« rührt am eigenen Ethos
- an der Berufsehre, dass journalistische Qualität allein den
wirtschaftlichen Erfolg nicht sichern kann. Auch wenn das natürlich
eine Binsenweisheit ist. Der zweite, weitaus triftigere Grund aber
ist die gefühlte Großwetterlage der Branche. Weil auch die
»Frankfurter Rundschau« insolvent ist, wird allerorten über das
Sterben einer Gattung geunkt. Schon sprechen diejenigen verächtlich
von »Totholzindustrie«, die der vermeintlich unvermeidliche Untergang
der Zeitungen zu freuen scheint. Doch das ist Unfug. Ganz sicher sind
die Ursachen für das Scheitern von »FTD« und »FR« dort zu suchen, wo
die Zeitungen gemacht worden sind. Unternehmerische
Fehlentscheidungen schaden jedem Betrieb, warum also nicht auch
Zeitungshäusern? Eine Existenzberechtigung per se haben Zeitungen
nicht, wenn auch ihre Arbeit im freiheitlich-demokratischen
Rechtsstaat von existentieller Bedeutung ist. Zeitungen müssen ihre
Leser zufriedenstellen, denn diese Leser sind ihre Kunden. Und diese
Kunden sind anspruchsvoller geworden. Dazu haben auch und gerade die
Möglichkeiten des Internets wesentlich beigetragen. Informationen
lassen sich heute überall finden, da haben die Verlage ihr Monopol
verloren. Doch muss das gar nicht schlimm sein, denn Konkurrenz
belebt bekanntlich das Geschäft. Und mit den Informationen alleine
ist es sowieso längst nicht mehr getan. Der einst gemächlich
dahinfließende Nachrichtenfluss ist zur Nachrichtenflut geworden. So
reicht es nicht, dem Leser zuzurufen: »Schwimm selbst oder geh
unter!« Nein, Zeitungen müssen mehr tun und mehr bieten. Und gute
Zeitungen tun mehr. Sie bieten Einordnung, Analyse und Hintergrund.
Sie trennen das Wichtige vom Wichtigtuerischen. Sie haben einen
Schwerpunkt und einen klaren Standpunkt, an dem man sich reiben kann,
ja sogar reiben soll. Gute Zeitungen gibt es zum Glück eine ganz
Menge. Gute Zeitungen wissen um ihren Wert, und sie sind nah an den
Menschen, egal auf welcher Plattform sie diese erreichen. Und gute
Zeitungshäuser kennen ihre Märkte. Denen passen sie sich an - nicht
nur in schwierigen Zeiten, sondern stetig und ständig. Gute
Zeitungshäuser schauen nicht mit verklärtem Blick zurück und auch
nicht mit überzogenen Hoffnungen in die Zukunft. Ebensowenig aber
haben sie Angst vor den Herausforderungen, die sich stellen. Im
Gegenteil, denn lebendiger war der Journalismus noch nie. Gute
Zeitungen sind quicklebendig. Nicht nur heute, sondern ganz sicher
auch in Zukunft.



Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


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