Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zur AOK-Krankenhausstudie
Geschrieben am 07-12-2012 |
Bielefeld (ots) - Die Deutschen haben's im Kreuz. Schuld daran ist
wahrscheinlich Hape Kerkeling. »Ich habe Rücken«, lässt Kerkeling
seine Kunstfigur Horst Schlämmer gerne jammern, wenn er nicht gerade
Kreislauf, Steiß oder Füße »hat«. Das Schlämmer-Zitat hat sich
schneller ausgebreitet als jede asiatische Grippe. »Ich habe Rücken«
ist zur Standardformel geworden, wenn's im Kreuz zwickt. »Morbus
Schlämmer« - die Volksseuche? Tatsächlich klagt etwa jeder dritte
Deutsche über das Kreuz mit dem Kreuz. Nur ein geringer Teil der
Beschwerden lässt sich auf unmittelbare Ursachen wie
Bandscheibenvorfall oder Knochenschwund zurückführen. Stress,
Bewegungsmangel, aber auch Joggen können ins Kreuz gehen. Manchmal
meldet sich der Rücken auch nur, weil andere Organe erkrankt sind -
etwa bei Nierensteinen. Angesichts der vielfältigen Ursachen für
Rückenschmerzen überrascht der Befund der AOK, dass sich die Zahl der
Wirbelsäulenoperationen innerhalb von fünf Jahren verdoppelt hat. Die
Gretchenfrage lautet: Wird so viel operiert, weil es für Arzt und
Krankenhaus lukrativ ist? So, wie sich Goethes Faust um eine Antwort
herumwindet, reagiert auch die Klinik-Lobby. Die wachsende Zahl
älterer Menschen und der medizinische Fortschritt sind gewiss
mitverantwortlich für den Anstieg der Behandlungszahlen. Aber reicht
diese Erklärung der Deutschen Krankenhausgesellschaft aus? Angesichts
der AOK-Statistik muss daran gezweifelt werden. Wenn Kliniken jedem
zweiten Chefarzt Prämien für hohe OP-Zahlen versprechen, wenn sich
manche Eingriffe nach dem komplizierten Bewertungsschlüssel der
Kassen durchaus lohnen und andere bis über die Schmerzgrenze hinaus
rationalisiert werden müssen, dann bleibt das nicht ohne Folgen.
Kliniken sind Wirtschaftsbetriebe, die im planwirtschaftlich
gesteuerten Gesundheitswesen überleben müssen. Das muss jedem
Patienten klar sein, dem eine Operation angeraten wird. Noch zu
wenige trauen sich, eine zweite ärztliche Meinung einzuholen, obwohl
das ihr gutes Recht ist. Zugleich müssen die Kliniken ihre
Qualitätsberichte endlich so offenlegen, dass sie für Otto
Normalpatient nachvollziehbar werden. Wenn laut AOK manche Kliniken
bei Herzkatheteruntersuchungen Kompliaktionsraten von mehr als 15
Prozent aufweisen, andere aber weniger als fünf Prozent, dann will
der Patient wissen, welches Haus er besser meiden sollte. Bewegen
müssen sich aber auch die Krankenkassen, die einerseits mit mehr oder
weniger fraglichen Zusatzleistungen um Kunden buhlen, in anderen
Fällen aber einen manischen Sparzwang offenbaren. Beispiel Rücken:
Hier kann oft eine Physiotherapie helfen. Die wird von den Kassen
allerdings nur eingeschränkt bezahlt. Sparen auf dem Rücken der
Patienten: Das kann nicht die Lösung des Problems sein.
Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
435701
weitere Artikel:
- Mittelbayerische Zeitung: Es werde Licht
Die Konferenz in Doha endet vermutlich desaströs. Doch gibt es einen Funken Hoffnung für den Klimaschutz. Leitartikel von Stefan Stark Regensburg (ots) - Soeben hat die NASA spektakuläre
Satellitenbilder veröffentlicht, auf denen die Erde bei Nacht zu
sehen ist. In bislang nicht gekannter Schärfe zeigen die Aufnahmen,
dass es nirgendwo auf unserem Planeten völlig dunkel ist - ein Beleg
dafür, wie groß der Fußabdruck der Menschheit auf unserem Planeten
inzwischen ist. Besonders beeindruckend sind die Fotos von den dicht
besiedelten Ballungsräumen. Weite Teile Nordamerikas, Europas und
Asiens erscheinen hell erleuchtet - wie ein Lichtkunstwerk auf einer
gigantischen mehr...
- Mittelbayerische Zeitung: Es werde Licht
Die Konferenz in Doha endet vermutlich desaströs. Doch gibt es einen Funken Hoffnung für den Klimaschutz. Leitartikel von Stefan Stark Regensburg (ots) - Soeben hat die NASA spektakuläre
Satellitenbilder veröffentlicht, auf denen die Erde bei Nacht zu
sehen ist. In bislang nicht gekannter Schärfe zeigen die Aufnahmen,
dass es nirgendwo auf unserem Planeten völlig dunkel ist - ein Beleg
dafür, wie groß der Fußabdruck der Menschheit auf unserem Planeten
inzwischen ist. Besonders beeindruckend sind die Fotos von den dicht
besiedelten Ballungsräumen. Weite Teile Nordamerikas, Europas und
Asiens erscheinen hell erleuchtet - wie ein Lichtkunstwerk auf einer
gigantischen mehr...
- Südwest Presse: Kommentar zu Krankenhaus-OP Ulm (ots) - Die Deutschen bewegen sich zu wenig - und der Körper
bekommt es zu spüren: Rückenschmerzen zählen zu den häufigsten
Volksleiden, Bandscheibenprobleme sind ein Massenphänomen. Das ist
allerdings nicht erst seit ein paar Jahren der Fall und kann genauso
wenig allein als Erklärung für die Verdoppelung der
Wirbelsäuleneingriffe zwischen 2005 und 2010 herhalten wie die
Alterung der Gesellschaft und der medizinische Fortschritt. Der
Vorwurf der AOK, dass wirtschaftliche Interessen der Krankenhäuser
hinter der rapide steigenden mehr...
- Südwest Presse: Kommentar zu Krankenhaus-OP Ulm (ots) - Die Deutschen bewegen sich zu wenig - und der Körper
bekommt es zu spüren: Rückenschmerzen zählen zu den häufigsten
Volksleiden, Bandscheibenprobleme sind ein Massenphänomen. Das ist
allerdings nicht erst seit ein paar Jahren der Fall und kann genauso
wenig allein als Erklärung für die Verdoppelung der
Wirbelsäuleneingriffe zwischen 2005 und 2010 herhalten wie die
Alterung der Gesellschaft und der medizinische Fortschritt. Der
Vorwurf der AOK, dass wirtschaftliche Interessen der Krankenhäuser
hinter der rapide steigenden mehr...
- Allg. Zeitung Mainz: Fehler im System / Kommentar zur Zahl der Operationen Mainz (ots) - Wer über die Jahre Statistiken und Gutachten zum
Thema Gesundheit verfolgt, dem kann angst und bange werden. Im Mai
belegten Zahlen, dass innerhalb von weniger als zehn Jahren die Zahl
der Hüftoperationen um 18 und die der Knie-OPs gar um 52 Prozent
gestiegen ist. Am Freitag kam die Nachricht, dass sich innerhalb von
kaum sieben Jahren die Zahl der Wirbelsäulen-OPs verdoppelt hat.
Allein mit der demographischen Entwicklung lässt sich das längst
nicht mehr erklären - ebenso wenig wie regionale Operationshäufungen.
Hier mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|