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Börsen-Zeitung: Vorsicht bei der Dividende, Marktkommentar von Thorsten Kramer

Geschrieben am 07-12-2012

Frankfurt (ots) - Mit Blick auf das neue Jahr überwiegt am
Aktienmarkt vorsichtige Zuversicht. Die Frühindikatoren, so
argumentieren die Optimisten, signalisierten bereits eine
konjunkturelle Trendwende. Und die Impulse vom US-Immobilienmarkt,
der chinesischen Geldpolitik und den brasilianischen
Infrastrukturinvestitionen vor den Olympischen Spielen und der
Fußball-Weltmeisterschaft 2014 würden der globalen Konjunktur nun
schon die notwendigen Impulse liefern. Nur: So einfach ist die Sache
nicht.

In der abgelaufenen Handelswoche fielen jenseits des Atlantiks
sowohl die wöchentlichen als auch die monatlichen Arbeitsmarktdaten
unerwartet positiv aus. Dies macht zweifelsfrei Hoffnung, denn damit
die weltgrößte Volkswirtschaft in Schwung kommt, ist eine Belebung
des privaten Konsums dringend erforderlich. Zugleich kappte
allerdings die Bundesbank ihre Wachstumsprognose für Deutschland für
das Jahr 2013 von bislang 1,6% auf nur noch 0,4%.

Ähnlich widersprüchlich fielen zuletzt beispielsweise die
Einkaufsmanagerindizes in den Vereinigten Staaten aus: Während der
Indikator des Institute for Supply Management (ISM) für den
Dienstleistungssektor zur Überraschung vieler Volkswirte auf 54,7
Punkte vorrückte, fiel der Indikator für das verarbeitende Gewerbe -
ebenfalls unerwartet - unter die Expansionsschwelle von 50 Zählern
zurück. Selbst wenn dabei der Hurrikan "Sandy" eine gewichtige Rolle
gespielt haben sollte, so zeigt sich, dass die konjunkturelle
Entwicklung in den kommenden Monaten sehr schwierig zu
prognostizieren ist - von konjunkturellen Risiken durch eine
Zuspitzung der Lage in Nahost oder eine erneute Verschärfung der
Staatsschuldenkrise in der Eurozone ganz zu schweigen.

Sehr attraktive Titel

Anlagestrategen raten deshalb mit Blick auf das neue Jahr dazu,
den Sicherheitsaspekt nicht aus den Augen zu verlieren. Dies wirkt
sich auch auf die Empfehlung aus, dass sich Investoren im
vorherrschenden Niedrigzinsumfeld verstärkt am Aktienmarkt
positionieren sollten. Erste Wahl sollen nämlich die Papiere von
Konzernen sein, die nicht nur Gewinnwachstum versprechen, sondern
zugleich eine hohe Ausschüttung an die Anteilseigner.

Wie attraktiv dividendenstarke Titel im Vergleich sind, zeigt sich
darin, dass die Dividendenrendite im deutschen Leitindex Dax
inzwischen schon oberhalb der durchschnittlichen Rendite liegt, die
Unternehmensanleihen mit einer mittelprächtigen Bonitätsnote von
"BBB" abwerfen. Die Dividendenrendite liegt aktuell bei 3,6%; ein
jahrelang gültiges Bild hat sich damit umgekehrt. Zudem haben
Analysten von Banken und Fondsgesellschaften in ungezählten Studien
längst bewiesen, wie wichtig die Dividenden für den langfristigen
Investitionserfolg am Aktienmarkt sind. Dabei - so unterstreicht es
der aktuelle Fall Deutsche Telekom - ist es allerdings essenziell,
dass die Dividende, die ein Unternehmen in Aussicht gestellt hat,
letztlich auch tatsächlich fließt. Die Telekom, die sich wegen der
anhaltend schwachen Kursperformance ihrer Aktie stark auf das Image
eines dividendenstarken Titels fokussiert hatte, hat Investoren mit
der Ankündigung, die Ausschüttung für die nächsten beiden Jahre auf
50 Cent je Aktie zu senken, jedenfalls bitter enttäuscht.

Und der Telekomsektor ist nicht der einzige, den Analysten mit
Blick auf die Dividendenentwicklung zurzeit mit einiger Skepsis
begleiten. So führt beispielsweise die verhaltene Entwicklung am
Ölmarkt dazu, dass im europäischen Ölsektor das Gewinnmomentum
nachlässt und dies auch auf die Dividendenerwartungen Einfluss haben
kann.

Aus dem Kreis der Dax-Mitglieder verfügen viele Konzerne über sehr
gesunde Bilanzen. Die Summe der insgesamt gezahlten Dividenden dürfte
deshalb nach Einschätzung von Analysten von 26,89 Mrd. Euro im Jahr
2011 wieder in Richtung des im Jahr 2008 erreichten Rekordwertes von
28,65 Mrd. Euro steigen. Dabei sollten Anleger sich allerdings nicht
allein auf den Wert der Dividendenrendite fokussieren, denn dieser
kann durch einen Kursrückgang verfälscht sein. Zu beachten ist
deshalb die so genannte Dividendenkontinuität eines Unternehmens. Mit
dem Blick darauf finden sich im Dax allerdings eine ganze Reihe von
Unternehmen, die auf Sicht der zurückliegenden zehn, zwölf Jahre die
Ausschüttungen je Aktie Stück für Stück erhöht haben. Dazu zählen
etwa die Deutsche Börse, Henkel, Linde und SAP. All diese Titel
dürften auch für das auslaufende Geschäftsjahr zumindest eine stabile
Ausschüttung leisten - ein guter Grund für Aktienanleger, zumindest
bei diesen Titeln für 2013 vorsichtig zuversichtlich zu sein.



Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de


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