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WAZ: Ein Stück vom Weihnachts-Glück. Kommentar von Jens Dirksen

Geschrieben am 23-12-2012

Essen (ots) - Das Jahr hat uns vor sich hergetrieben, und es war,
nehmen wir nur alles in allem, kein außergewöhnliches Jahr. Eher eins
von der Stange, mit wenigen großen Augenblicken und Katastrophen, die
sich halbwegs bewältigen ließen. Ein Jahr, in dessen besinnungsloser
Geschäftigkeit sogar das Retten zur Routine wurde, auch wenn hinter
dem schönen Samariter-Wort doch nur schwindelerregende
Geldverschiebungen stecken. Ohne dass wir begriffen hätten, wer da am
Ende wen rettet: der Steuerzahler die Kanzlerin? Europa die
amerikanischen Pensionskassen? Die Chinesen den Euro? Der Wirbelsturm
Barack Obama? Die Banker ihren Bonus? Oder doch nur jeder sich? Das
Jahr hält nun, ein paar Tage lang, den Atem an, es wendet sich dem
Kerzenschein zu, den vertrauten Liedern und den Nächsten. Dieser
friedliche, froh gestimmte Ausnahmezustand, der jedes Herz streift,
das noch fühlt, wird uns gut tun, einmal mehr. Auch wenn damit längst
nicht alles zu heilen ist. Aber es ist Zeit, sich daran zu erinnern,
was wirklich wichtig ist. Wissen wir das noch? Wir ahnen es, wenn wir
die Kinder sehen und wie sich ihre Hoffnung, ja Erwartung, dass all
ihre Wünsche in Erfüllung gehen mögen, von Minute zu Minute steigert,
bis das kleine Ich eins ist mit sich und der großen Welt und schier
platzen möchte vor Glück. Das ist es, was wir in ihren Augen
schimmern sehen, auch wenn es wie ein Abglanz des Lichterbaums wirkt.
Das Glück der anderen als Teil des eigenen anzusehen und sich dann
auch darum zu kümmern - ist das schon von gestern? Nur noch
sentimental? Ein Fall für Sonntagsreden und Weihnachtspredigten?
Nein. Es wäre unsere wirkliche Rettung, jenseits aller Euros. Dabei
geht es nicht nur um Mitmenschlichkeit. Es geht auch um Zeit zum
Überdenken. Zeit, sich nicht erpressen zu lassen von Umständen oder
denen, die nur ihr eigenes Wohl im Sinn haben. Es wäre der einzige
Weg, sich nicht treiben zu lassen vom Geist der Zeit, von den
Umständen, von Dingen. Es wäre vielleicht sogar der Weg, ein Stück
von jenem biblischen Frieden auf Erden wahr werden zu lassen, der den
Menschen ein Wohlgefallen sein soll. Nicht nur zur Weihnachtszeit.



Pressekontakt:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 - 804 6519
zentralredaktion@waz.de


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