Mittelbayerische Zeitung: Schwebezustand
Geschrieben am 28-12-2012 |
Regensburg (ots) - Von Heinz Gläser
Als das Jahr 2012 begann, war Lance Armstrong ein zwar
misstrauisch beäugter, aber immer noch gefeierter Sport-Held - einer
der größten des Planeten. Zwölf Monate später liegt die Karriere des
Texaners in Trümmern. Seine sieben Rekord-Titel bei der Tour de
France ist er los. Was vielleicht noch schwerer wiegt: Auch seine
Reputation als Hoffnungsträger vieler Millionen Krebskranker ist
dahin. Doch dem tief gefallenen Rad-Helden droht noch weit größeres
Ungemach. Weiterhin ist nicht ausgeschlossen, dass er in seiner
Heimat vor eine Grand Jury zitiert und dort unter Eid zu seiner
Doping-Vergangenheit vernommen wird. Dass man bei dieser Gelegenheit
tunlichst die Wahrheit - und nichts als die Wahrheit - sagen sollte,
zeigte der Fall seiner Landsfrau Marion Jones. Die
Sprint-Olympiasiegerin wanderte ins Gefängnis, weil sie sich um die
offenkundigen Fakten herummogeln wollte. US-Gerichte sind da nicht
zimperlich. Armstrongs Lügengebäude, das er nach allen vorliegenden
Informationen über Jahre mit systematischem Sportbetrug aufgebaut
hatte, könnte vor der Grand Jury wie ein Kartenhaus einstürzen. Lance
Armstrongs Abschied vom Olymp war zweifelsohne eines der prägendsten
Ereignisse des Jahres. Auch der deutsche Sport hält in diesen Tagen
inne und zieht Bilanz - eine, die sich durchaus sehen lassen kann.
Zwar reichte es bei den Spielen in London nicht zu einer
Medaillenausbeute, wie sie zwischen der Politik und den Fachverbänden
in ominösen Zielvereinbarungen festgehalten worden war. Mehr als 80
Mal Edelmetall kann höchstens Chinas staatlich unterfütterte
Muskel-Armee abgreifen, aber nicht der deutsche Sport, der oft
amateurhafte Strukturen aufweist. Hinzu kam in London die Affäre um
die angeblich in rechtsradikale Umtriebe verwickelte Ruderin Nadja
Drygalla, in der sich der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB)
wahrlich nicht mit Ruhm bekleckerte. Schwerer wiegt jedoch eine
sportpolitische Leerstelle, die auch 2012 nicht gefüllt wurde. Der
DOSB weigert sich unter der Führung seines Präsidenten Thomas Bach,
Lehren aus Fällen wie jenem von Lance Armstrong zu ziehen. Der
Dachverband blockiert seit Jahren ein Anti-Doping-Gesetz, das diesen
Namen auch verdient hätte, und pocht lieber auf die geheiligte
Autonomie des Sports. Gezielte Unterstützung durch Staatsanwälte und
Polizei bei der Bekämpfung des Sportbetrugs ist da eher unerwünscht.
Und die Nationale Anti-Doping-Agentur Nada ächzt derweil unter einer
chronischen Unterfinanzierung. Bach hat wohl gute Gründe für seinen
Kurs. Er strebt im kommenden Jahr den Vorsitz des Internationalen
Olympischen Komitees (IOC) an. Scharfmacher oder gar Nestbeschmutzer
sind auf dem glatten Parkett der internationalen Sportpolitik nicht
gerne gesehen. Lieber wahrt man den schönen, weil gewinnträchtigen
Schein, dass es bei der pompösen Leistungsschau der globalen
Leibesübungen immer mit rechten Dingen zugeht. Bach riskiert aber
auch, dass seine Ambitionen für vorübergehenden Stillstand im
deutschen Sport sorgen, nicht nur in der Doping-Bekämpfung. Die Frage
einer Olympia-Bewerbung liegt derzeit auf Eis. Ein deutscher IOC-Chef
plus eine erfolgreiche Kandidatur - das wäre vermutlich im Ausland
nicht vermittelbar. Dieser Schwebezustand wird wahrscheinlich noch
weit bis ins kommende Jahr anhalten. Dann ist zudem Bundestagswahl,
und in der Politik mehren sich die Stimmen, die nach einem härteren
Kurs in der Doping-Bekämpfung rufen. Der Nachfolger von Thomas Bach,
sofern dieser tatsächlich den IOC-Thron besteigt, wird diese Debatte
erben.
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