Westdeutsche Zeitung: Die spannende und kuriose Wahl von Hannover - Gelbes Wunder und Rätselraten in Berlin
Ein Kommentar von Martin Vogler
Geschrieben am 20-01-2013 |
Düsseldorf (ots) - Spannender als gestern Abend geht es nicht.
Doch wegen des knappen Ergebnisses können sich weder das
schwarz-gelbe noch das rot-grüne Lager wirklich freuen. Wobei sich -
neben den Grünen - vor allem die CDU mit Ministerpräsident McAllister
wie ein klarer Sieger gebärdete, obwohl sie gegenüber der Wahl vor
fünf Jahren deutlich verloren hat. Allein die Aufholjagd der
vergangenen Wochen gegenüber miesen Umfragen gibt dafür den Anlass.
Das ist paradox.
Die wahre Sensation der Wahl ist gelb. Da zerlegt sich die FDP
monatelang selbst, versteckt wirkungsvoll ihre fachliche Kompetenz
und schafft doch das Wunder von Hannover. Prognosen sahen die
Liberalen bei drei Prozent, jetzt kratzen sie sogar an der
Zehn-Prozent-Marke. Doch weil das überraschende Ergebnis nur dank
Leihstimmen der CDU entstand, können sich weder die Partei noch der
nur scheinbar gestärkte Vorsitzende Philipp Rösler entspannt
zurücklehnen.
Die teilweise üble interne Hatz auf Rösler wird erstmal ausgesetzt
werden. Die FDP hat in Hannover schließlich sogar ein noch besseres
Ergebnisse als in Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein
eingefahren. Doch langfristig wird das Rösler nicht helfen. Und die
FDP muss sich fragen, ob es wirklich ein tragfähiges Zukunftskonzept
ist, vor allem Anhängsel der Union zu sein.
Für einen anderen umstrittenen Politiker, den
SPD-Kanzlerkandidaten Peer Steinbrück, bringt das Ergebnis nicht so
viel Auftrieb, aber etwas Ruhe. Er brachte, was er gestern sogar
zugab, Spitzenkandidat Stephan Weil keinen Rückenwind. Im Gegenteil.
Deshalb hätte ein katastrophales SPD-Ergebnis die
Steinbrück-Bewerbung ins Wanken gebracht. Jetzt ist die Not der
Genossen nicht mehr so riesig, dass sie laut nach einem neuen
Kanzler-Bewerber rufen müssen. Einen Wechsel kann es womöglich nur
noch geben, falls Steinbrück von sich aus zurückzieht.
Angesichts des spannenden Kopf-an-Kopf-Rennens bleiben drei für
die Demokratie positive Aspekte im Schatten: Die Wahlbeteiligung war
besser als vor fünf Jahren. Und sowohl Linke als auch Piraten hatten
keine Chance, ins Parlament zu kommen. Die Linkspartei scheint in den
alten Bundesländern in die Bedeutungslosigkeit zu versinken. Und die
Piraten waren nur kurzzeitig schick. Die Wähler lassen sich vom ihrem
konzeptarmen Anderssein alleine nicht länger blenden. Der Trend zum
Viel-Parteien-Parlament ist damit wohl gestoppt.
Ratlosigkeit und Klärungsbedarf wird es im politischen Berlin
geben. Was hatte man nicht alles an wegweisender Bedeutung für die
Bundestagswahl im Herbst in die Niedersachsen-Abstimmung hinein
interpretiert? Das kuriose Ergebnis in Hannover hilft jetzt den
Parteien kaum weiter. Zumindest wenn sie nur auf taktische Spiele
setzen.
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Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
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